das ist das dilemma bzw. spannungsverhältnis, das wir als menschen aushalten müssen und auf welches unsere sozialisation hinausläuft:unsere persönlichkeit entwickelt sich in wechselseitiger abhängigkeit mit unserer umwelt und wird einzigartig.gleichzeitig internalisieren wir die werte unserer gesellschaft, werden vergesellschaftet, um so zu deren fortbestand und ggf weiterentwicklung beizutragen.
was heisst für dich indivuell bzw angepasst?
das lässt sich nicht pauschalisieren. im job ist man ggf zu mehr kompromissen bereit als im privatleben, eben einfach, weil man den job nicht aus dem interesse heraus macht, die welt zu verändern.
du hast eine bestimmte funktion und diese ist zu erfüllen, im gegenzug erhälst du dafür dein gehalt.
in gewissem maße ist eigensinn vermutlich nicht hinderlich und bringt ggf sogar anerkennung.
aber je nach beruf ist das nicht unbedingt die qualifikation, die erwartet wird, von daher kann man hier nicht generell sagen, dass man nicht individuell ist, weil man sich im job anpasst. das ist im kontext des jeweiligen berufes zu sehen.
ich bin so individuell, wie es die gesellschaft erlaubt (individuell ist jeder bis zu einem gewissen grad), und so angepasst wie es die gesellschaftlichen bedingungen erfordern.
wenn mir aus meiner perspektive ungerechtigkeiten auffallen, dann thematisiere ich diese, aber
man ist weder passives opfer der gesellschaft noch völlig eigenständiger akteur.
umgang mit anderen menschen erfordert in der regel immer fingerspitzengefühl.in andere hineinzuschauen und ihre reaktion zu antizipieren ist genau das: reaktionen dritter zu vermuten, ohne vorab einen konkreten beweis zu haben.
reaktionen können eben auch anders ausfallen als vermutet.
natürlich gibt es eigenschaften an mir, die andere nicht mögen, und umgekehrt.
wir leben in einer pluralen gesellschaft, die lebensentwürfe anderer zu akzeptieren und nicht permanent zu bewerten, gehört für mich dazu.
das hat für mich nichts mit individualität oder angepasstheit zu tun, sondern damit, anderen den freiraum zu lassen, den man selbst gerne möchte.