Vor Jahren las ich mal in einem Buch über psychische Erste Hilfe, dass es schon enorm hilfreich ist, wenn man z.B. auf den Arzt wartet und sonst nichts tun kann, psychischen Beistand zu leisten - also den Betroffenen die Hand zu halten, mit ihm zu sprechen, spüren lassen dass man da ist.

Wir wollten heute gerade los, da ist ein alter Mann mit seinem Gehwagen bei uns in der Strasse gestürzt. Wir waren mit vier Nachbarn unten, haben das gesehen und ihn soweit wieder hochbekommen, dass er auf dem Gehwagen mit Hilfe sitzen konnte. Er hat wohl Muskelschwäche, es war kaum Muskelspannung da, er zitterte und war ziemlich neben der Spur, ausserdem hing noch ein Katheterschlauch aus der Jogginghose raus, der zum Glück drin geblieben ist. Als wir ihn dann hochhatten, habe ich mich an das Buch erinnert, ihm erst einmal vorsichtig die Hand auf den Arm gelegt, ihm in die Augen gesehen, um Kontakt aufzunehmen und dann seine Hand genommen. Der eine Nachbar fragte schon "was machen wir den jetzt" und ich meinte: erst einmal beruhigen, einatmen, ausatmen. Der alte Mann hat sich dann beruhigt, ich konnte ihn fragen wo er wohnt (wie vermutet im nahegelegenem Altenheim) und ihn nach seinem Namen fragen. Mein Mann und ich blieben dann bei ihm, der andere Nachbar gab im Heim bescheid, damit jemand kommt ihn zu holen. Ich konnte mich dann mit ihm ein wenig unterhalten, auf meine Frage ob er evtl. friert und eine Decke braucht, hat er mir dann alte Reisegeschichten aus Finnland erzählt und nach ca. 20 Minuten kam dann die Heimleitung mit einem Rollstuhl um den Mann wieder zurück zu bringen.

Was ich damit sagen will - am Anfang waren wir alle ziemlich geschockt, vor allem weil es nicht leicht war ihn wieder hochzubringen und er einen recht orientierungslosen Eindruck gemacht hat. Es klingt wie eine Binsenweisheit, dass es hilft einfach die Hand zu nehmen und zu zeigen dass man da ist, aber im ersten Moment kommt man da so nicht drauf und man fühlt sich ja auch meist selbst hilflos, wenn jemand z.B. verletzt da liegt und man medizinisch als Laie gar nichts machen kann, ausser zu warten. Aber es hilft tatsächlich einfach da zu sein.