Nachdem meine Eltern neben der Überforderung und Unfähigkeit, Liebe zu zeigen, auch ganz schrecklich sparsam und alles andere als Lebemenschen waren, haben sie auch so nichts Besonderes geboten, keine Freizeitaktivitäten, durfte z.B. kein Instrument lernen, man hätte ja Geld investieren und mich zur Musikschule hinfahren müssen.
Ab 13 hab ich mir dann einen Wochenendjob gesucht, hab bei meiner Lehrerin geputzt und in einem Cafe gejobbt und hab mir dann alles selbst ermöglicht.
Ich bin aber glücklich, dass meine Eltern noch wunderbar fit sind und absolut alles bereuen und seit einigen Jahren auch ihre Liebe zu uns Kindern nicht nur empfinden, sondern sie auch zeigen können.
Bin froh, dass ich die Chance hatte und habe, das zu erleben.
Als Kind hab ich sie ständig gespürt, es war quasi meine Lebensaufgabe, diese Sehnsucht gestillt zu bekommen. Später kann ich mich ganz ehrlich nicht mehr erinnern, ob diese Sehnsucht vorhanden war, wahrscheinlich hatte ich sie mir irgendwann unbewusst abtrainiert.
Liebe, Wertschätzung und Bestätigung bekommen wir jetzt wirklich genug, keine Ahnung, wann das genau passiert ist, wie dann die Lebensumstände bei meinen Eltern waren, ich glaube mit Beginn der Rente und ich finde es schön, dass da was passiert ist.
Trotzdem zucke ich immer noch zurück und kann es nicht annehmen, wenn mir mal meine Mutter spontan den Kopf streicheln will. Irgendwie, hmmmm....
Ja, hättest du mich vor diesem Tag gefragt, hätte ich dir gesagt, dass ich solche Sehnsüchte auch nicht (mehr) habe. Aber am Sterbebett habe ich das erstemal als erwachsene Frau die Hand meiner Mutter gehalten und ich habe meine Liebe für sie gespürt (ich wußte gar nicht, dass die da war). Wahrscheinlich deshalb auch die Sehnsucht nach ihrer Liebe. Mich haben diese letzten Stunden mit ihr sehr beeindruckt und ich hätte für solch ein großes Ereignis gerne etwas Zeit zum Verarbeiten gehabt. Leider hat mir dieser Tag dann etwas viel monumentaleres beschert!
Es ist unvorstellbar, was Du wohl durchmachen musstest, Deichgräfin Das tut mir so leid!
"Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft keinem. Marie von Ebner-Eschenbach, Schriftstellerin
Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen fühlen, wenn jemand die Wahrheit sagt. Christian Morgenstern
Bündel, es ist gut, wenn sich das niemand vorstellen kann!
Ich glaube, wir haben in diesem thread einen viel zu großen Bogen geschlagen!
Das denk ich mir schon seit Stunden...aber manchmal kann man nicht anders...