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Thema: Vom mitmenschlichen Geben und Zurückgeben

  1. #1
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    Standard Vom mitmenschlichen Geben und Zurückgeben

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    Manchmal stimmt mich in letzter Zeit eine Tatsache nachdenklich: ich bin ein Mensch, der für andere sehr viel tut. Ich gebe gerne und denke im Geben nie daran - oder dachte bislang nicht daran - ob ich überhaupt etwas zurück bekomme.

    Nun bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich zum ersten Mal darüber nachdenke, was Menschen mir eigentlich zurück geben. Einerseits ist da Scham über diesen Gedanken, denn gemäß der christlichen Werte, nach denen ich erzogen wurde, dürfte es dieses Gedankenspiel gar nicht geben. Andererseits komme ich schon mal zu dem Schluß: was tun diese Menschen eigentlich für mich?

    Konkret gibt es einen bestimmten Menschen in meiner Umgebung, für den ich immer da bin. Mit Rat, mit Tat, mit Rücken stärken, mit Einschätzungen, beruflichem Coaching, auch aktive Hilfe, mit medizinischen Ratschlägen, Zuhören, viel Geduld, etc. pp.

    Aber... war dieser Mensch jemals bereit dazu, dies auch umgekehrt zu tun? Kann man von Freundschaft sprechen, wenn nur einer immer da ist? Sollte sich in einer Freundschaft nicht der Support, den man sich gegenseitig an "füreinander da sein" gibt, die Waagschale halten?

    Ich frage mich, was ich aus dieser Freundschaft für mich habe rausziehen können, außer der Erkenntnis, das es mir gut tut, gebraucht zu werden? Haben sich hier vielleicht nur 2 Bedürftige getroffen? Der Eine, der Unterstützung braucht und sie sich holt, der Andere, der Selbstbestätigung daraus zieht, diesen Support zu geben? Vielleicht doch mehr Symbiose, als es auf den ersten Blick scheint?

    Wie haltet ihr das mit Freundschaften so? Und ist es falsch, mal Résumée zu ziehen und sich zu fragen: was tut betreffender Mensch eigentlich für mich?
    Geändert von Mayanmar (24.08.11 um 23:32:30 Uhr)

  2. #2
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    Du schneidest da schwere Themen an mitten in der Nacht.

    Ich habe mir ja letzthin auch Gedanken über Freundschaften gemacht und wie sie sich im Laufe der Jahre verändern http://www.beautyboard.de/showthread.php?t=239065

    Ich gehe davon aus, dass sich bei dir etwas verändert hat, dass du diese Freundschaft nun mit anderen Augen siehst.
    Dass es seinen Grund hat, warum dir gewisse Dinge plötzlich auffallen, die du früher als selbstverständlich angesehen hast.

    Es ist ganz sicher nicht falsch, mal Résumée zu ziehen und sich zu fragen, was einem gewissen Freunde bedeuten und was man wohl ihnen bedeutet.

    Meiner Erfahrung nach ist es schwierig, solche eingefahrenen Verhaltensmuster zu durchbrechen.
    Deine Freundin/dein Freund kennt eure Beziehung offenbar nicht anders, ihr/ihm wird sicher nicht bewusst sein, wie einseitig (oder eben nicht, du erkennst da schon richtig, dass auch du etwas davon hast) eure Freundschaft ist.

    Hast du denn das Gefühl, dass du für deine Sorgen oder Probleme auch auf Rat und Hilfe zählen kannst?
    Hast du diese schon mal in Anspruch genommen?


    Vergiss die Liebe nicht!


  3. #3
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    Resümee zu ziehen ist niemals falsch. Die neue Elle behandelt auch das Thema Freundschaften. Da gibt es eine Menge kluger Sprüche, die angeblich von Prominenten stammen.

    Lagerfelds Kommentar hat mir gefallen: Die Leute müssen unbedingt auch kommen, wenn sie was zu lachen haben. Wenn sie nur kommen, wenn sie weinen, ist das nicht mein Stil. (sinngemäß).

    Entspricht haargenau meiner Meinung. Wenn Menschen nur kommen, damit ich helfen und trösten und leihen und sonstwas kann, trenne ich mich von ihnen. Das ist leicht für mich. Ich muss mich nicht mit vielen sogenannten Pseudo-Freunden umgeben. Da tun es lockere Bekanntschaften auch. Ein paar wenige, echte Freunde reichen da völlig. Das Wort Freund wird sowieso durch f-book usw. überstrapaziert.

    Andererseits, Mayan: Das Gefühl, dass es dir gut tut, gebraucht zu werden, kann man dann ja auch schon als Freundschaftsdienst des Freundes ansehen. Von daher würde ich auch sagen: In deinem Statement kommt sehr häufig das Wort Ich vor. Wie häufig in deinen Posts. Hier einmal den kritischen Umgang mit sich ins Gericht zu gehen kann auch gut tun und eine Freundschaft wiederbeleben Denn ein Mensch, der immer nur gut ist, der kann auch erdrücken.
    Liebe Grüße

    Cara

    "Du bist gerade 82 geworden. Du bist immer noch schön und begehrenswert. Wir leben seit 58 Jahren zusammen und ich liebe Dich mehr als je zuvor. Erst kürzlich habe ich mich erneut in dich verliebt" (André Gorz, aus Brief an D)

  4. #4
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    Ich finde es völlig in Ordnung, die Entscheidung, ob ich mit jemandem befreundet sein oder überhaupt im weiteren Sinne mit jemandem zu tun haben will, davon abhängig zu machen, ob derjenige eine Bereicherung in meinem Leben oder eine Belastung ist. Unbewusst machen wir das alle, und es ist auch in Ordnung. So funktioniert das Leben. Wenn ich den Menschen um mich herum nur auf die Nerven gehe, verdrehen sie eben innerlich die Augen und sind froh, wenn sie nichts von mir sehen.
    Es gibt einen ganz einfachen Test, wo du sehen kannst, was du demjenigen bedeutest: Bitte ihn mal um einen richtig großen Gefallen, damit meine ich nicht Geld, sondern Zeit und Aufwand. Da siehst du dann sofort, wie es um eure Beziehung steht.

  5. #5
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    hab das in der elle von lagerfeld auch gelesen und fand es sehr klug. man darf nicht zum freund für schlechte stunden werden. und wenn man das ist, muss man sich auch fragen, warum man solche freundschaften eingeht. was man hier bekommt, weil man gebraucht wird etc.
    Take care of the luxuries and the necessities will take care of themselves. Dorothy Parker

  6. #6
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    ich denke mir, dass mehr Freundschaften schon ein Geben und Nehmen sind, obwohl sie aus der Sicht von einem nicht so wirken. Das Geben oft nicht so abrechen- oder erkennbar. Mayanmar schrieb ja auch, es tut ihr gut, sich zu kümmern, andere haben es gern, wenn sich jemand kümmert, ist symbiotisch. Wenn beide gegen und Nehmen ist das der Idelfall, aber bei vielen Beziehungen scheint mir nicht klar zu sein, dass der andere durchaus auch das Gefühl haben kann, ebenfalls zu geben und für ihn die Beziehung im Lot wirkt.

    @ Mayanmar

    wenn du das Gefühl hast, dass die Sache einseitig ist, ist es vielleicht eine gute Idee, dem anderen mal zu sagen, was du erwartest, dir fehlt. Vielleicht ist das gar kein Problem, besonders wenn jemand anderen das Gefühl gibt, nie selber Hilfe zu brauchen. Kenn ich von mir selber und war verblüfft so zu wirken, ist aber weit verbreitet. Man hat nicht immer die Kontrolle über seine Signale, bzw. sieht nicht, wie sie ankommen. Was bei dir ein Hilferuf sein kann, kommt bei jemanden anderen vielleicht als Erzählung rüber oder er/sie hat einige Male die Erfahrung gemacht, dass Hilfe nicht gebraucht wurde.
    Hilfe annehmen können auch ist eine Sache, die immer schwerer zu sein scheint.
    "Kann ich dir helfen? - Ach, lass mal, das krieg ich schon alleine hin" höre ich wesentlich öft als "kann ich dir mal was erzählen und du sagst mir deine ehrliche Meinung?". Um Hilfe zu bitten ist oft nicht einfach, aber in den meisten Fällen bekommt man, was einem fehlt - wenn die Person dazu in der Lage ist. Hilfe muss ja auch eine sein, die dir nützt.
    Ich denke da an den Film "Notting Hill und an Hugh Grants Freund Spike"

    Eine offene Unterhaltung darüber, was dir inzwischen fehlt bringt euch möglicherweise beiden das, was ihr wollt und eine bessere Beziehung oder sie macht klar, dass es nicht anders werden wird. Dann weißt du vielleicht, ob du es weiter laufen lässt oder einschlafen lässt?

  7. #7
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    Danke schön für eure Gedanken.

    Ich habe heute Nacht viel über diese "Freundschaft" nachgedacht. Ich bin zu dem Schluss gekommen: dieser Mensch verhält sich nicht so, wie ich es mir von einem Freund wünschen würde. Nämlich, dass er auch mal für mich da ist. Er nimmt, ich gebe. Freiwillig bisher.

    Wenn ich ihn mal brauchte, kam da sehr wenig. Ich glaube, er denkt, ich bin stark genug, meine Probleme alleine zu lösen. Andererseits kreiselt er so um sich und hat Mühe, seine eigenen Probleme auf die Reihe zu bekommen, sich noch mit den Problemen eines anderen Menschen zu "belasten", es würde ihn überfordern. Ich habe ihn auch schon einmal darauf hingewiesen, dass von ihm sehr wenig kommt. Das hat er dann sofort als Kritik aufgefasst und sich in sein Schneckenhaus zurückgezogen.

    Ich hingegen werde halt gerne gebraucht und ich schaffe es auch ganz gut, meine eigenen Probleme zur Seite zu schieben. Zur Not hat man noch das BB, in dem ich mehr um mich kreiseln darf, als ich es im RL überhaupt kann. Sicherlich ein Grund, warum meine Posts hier immer sehr Ich-bezogen sind.

    Wenn ich mir die Frage stelle, wer ist eigentlich für MICH da, da komme ich auf 2 Personen: meine Mutter und mein früherer Lebensgefährte. Und das 100%ig. Vielleicht ist das sogar schon viel, es gibt wohl genug Menschen da draußen, die nocht nicht mal 2 Personen benennen könnten, die immer für sie da sind.

    Vielleicht komme ich aber auch in eine Phase meines Lebens, wo sich mein Mutter-Theresa-Syndrom abgenutzt hat.

    Zeiten ändern sich...
    Geändert von Mayanmar (25.08.11 um 10:45:56 Uhr)

  8. #8
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    ja, das klingt nicht nach einer Sache, die viel Potential hat, besonders weil er das als Kritik aufgefasst hat, als du es mal ansprachst. Die wenigsten Freundschaften halten ewig, man verändert sich, der andere möglicherweise auch und damit gerät die Freundschaft immer wieder neu auf den Prüfstand. Für dich sieht es aus, neue Wege zu suchen und neue Freundschaften zu finden. Manchmal wollen beide gern und es bringt trotzdem nichts, nicht das, was man sich erwartet und erhofft hat. Ich bin wirklich nicht der Typ, der schnell und leichtfertig etwas aufgibt, aber du scheinst deinem ehemaligen Ich entwachsen zu sein und das, was du jetzt schreibst, wirkt jetzt auf mich nicht so, als würde es eine Chance zur Aussprache geben oder gar Verbesserung.
    Die Freundschaft könnstet du nur um den Preis des Stillstandes und Frustes behalten und du hast dich ja eigentlich schon entschlossen, das nicht mehr zu wollen. Kann ich nachvollziehen, ginge mir auch so.

  9. #9
    Exuser37 Guest
    Zitat Zitat von janne.partikel Beitrag anzeigen
    Ich finde es völlig in Ordnung, die Entscheidung, ob ich mit jemandem befreundet sein oder überhaupt im weiteren Sinne mit jemandem zu tun haben will, davon abhängig zu machen, ob derjenige eine Bereicherung in meinem Leben oder eine Belastung ist. Unbewusst machen wir das alle, und es ist auch in Ordnung. So funktioniert das Leben. Wenn ich den Menschen um mich herum nur auf die Nerven gehe, verdrehen sie eben innerlich die Augen und sind froh, wenn sie nichts von mir sehen.
    Es gibt einen ganz einfachen Test, wo du sehen kannst, was du demjenigen bedeutest: Bitte ihn mal um einen richtig großen Gefallen, damit meine ich nicht Geld, sondern Zeit und Aufwand. Da siehst du dann sofort, wie es um eure Beziehung steht.
    Das unterschreibe ich voll und ganz.
    Auch das mit dem Test - ich sag nur Krankheit oder Umzug.
    Da lernst du ganz schnell, wer sich zumindest anbietet, zu helfen.

    Und auch, wer immer dann, wenn er gebraucht wird, gerade zufällig "Rückenschmerzen" hat....

    Ich hab in den letzten Jahren ganz klare Schnitte vollzogen und die wenigen, die sich jetzt noch in meinem engsten Kreis befinden sind nur noch Freunde, die warmherzig und hilfsbereit sind.
    Ganz wichtig ist mir auch noch, dass die Leute mich so nehmen wie ich bin und ich sie auch.
    Mit allen Fehlern, Schwächen usw. und nicht ständig rumkritisieren, rumdeuteln usw.
    Geändert von Exuser37 (25.08.11 um 14:27:14 Uhr)

  10. #10
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    Gerade beim Umzug sehe ich es nicht so.

    Da ziehen Leute um und bitten ihre Freunde um Hilfe. Diese Freunde haben oft wirklich Rückenprobleme (haben heute viele Leute) und beauftragen selbst immer ein Umzugsunternehmen. Weil sie a) niemanden belästigen wollen und b) auch nicht ihre Freunde ausnutzen wollen. Denn man spart ja mit "Freundeshilfe".

    Was also ist eine Freundschaft? Was sind Freundschaftsdienste? Wenn jemand, der (obwohl er dazu das nötige Geld hätte), seine Freunde um Hilfe bittet, weil er zu geizig ist und durch die Hilfe Geld spart und es dann auf den Kopf haut? Sind das Freunde?

    Bezieht sich natürlich nicht auf Leute, die für ein Unternehmen wirklich kein Geld haben. Aber dann sind es oft auch keine kompletten Hausstände, die mitgenommen werden.
    Liebe Grüße

    Cara

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