Zitat von
Rosine
Ich bin letzten Monat aus genau diesem Grund aus der Kirche ausgetreten, und muß zugeben, daß das echt ein harter Gang für mich war.
Zwar identifiziere ich mich schon lange nicht mehr so richtig mit der katholischen Kirche, aber in meiner Kindheit und Jugend hat sie mir sehr viel gegeben und meine Entwicklung in der Zeit auch sehr geprägt. Die Kirche war lange Zeit mein zu Hause. Von daher fühle ich mich immer noch darin verwurzelt, auch wenn ich jetzt vieles ablehne. Auch wenn mir klar war, daß es etwas irrational war, war es mir wichtig, noch "dazu zu gehören".
Die Kirchensteuer, die ich selbst zahlen mußte, hat mich daher nie gestört. Von kirchlich geführten Kindergärten, Pflegeheimen etc. habe ich oft einen besseren Eindruck als von privaten, und generell finde ich, daß die Kirche denen, denen sich wichtig ist, eine Menge geben kann. Das finde ich durchaus unterstützenswert.
Aber nach meiner Heirat (mit einem Mann, der schon lange nicht mehr in der Kirche ist), kam plötzlich ein Jahressteuerbescheid mit einer horrenden Nachforderung an "Kirchgeld", da mein Mann deutlich mehr verdient als ich und angeblich von meiner Zugehörigkeit zur Kirche profitiert. Da ist uns beiden echt der Hut hochgegangen. Diese Summe -und die Begründung für die Forderung- fanden wir dermaßen unverschämt, daß ich mich schließlich doch zum Austritt durchgerungen habe.
Einfach war das aber, wie gesagt, nicht. Es war so, als ob ich ein Stück von mir loslasse. Und ironischerweise habe ich seitdem das Bedürfnis, ab und zu mal in die Kirche zu gehen.
Ich denke, die Scheu davor, aus der Kirche auszutreten ist nicht rational zu erklären. Für jemanden, der damit aufgewachsen ist, ist sie ein Stück Kindheit, Heimat, Entwicklung und auch Schutz. Schließlich wurde uns jahrelang eingetrichtert, daß wir nur in den Himmel kommen, wenn wir gute Christen sind. Auch wenn wir heute wissen, daß das bodenloser Blödsinn ist, kann das emotional noch sehr tief sitzen.
Was meine Eltern angeht: ich hoffe, daß sie nicht erfahren, daß ich ausgetreten bin. Sie sind beide sehr gläubig und aktiv in der Kirche, und es würde sie bestimmt sehr hart treffen zu hören, daß ihre Tochter sich von der Kirche "abgewandt" hat. Wenn sie es -auf welchen Weg auch immer- erfahren sollten, hoffe ich, daß ich es ihnen gut erklären können werde.