Santa goes BB, Teil 1 : Santa und das Wintermärchen


Es war klirrend kalt am Nordpol. Väterchen Frost hatte ganze Arbeit geleistet. Doch die Sonne schien trotz der Kälte, und geschneit hatte es schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Nun kam Weihnachten immer näher, und langsam machte sich Santa Sorgen. Jeden Morgen krabbelte er aus dem Bett und schaute angespannt zum Fenster hinaus: Ob es wohl geschneit hatte? Doch Frau Holle enttäuschte ihn jeden Morgen aufs Neue.
Bislang war auf Frau Holle jedoch meistens Verlass gewesen. Sie wusste, wie wichtig der Schnee für das Team Santa war.
Abends saßen Mr. und Mrs. Claus, die Elfen und die Rentiere gemütlich im Haus des Weihnachtsmannes zusammen. Kardamomkekse machten die Runde, und Mrs. Claus schimpfte, weil Santa mal wieder den Sessel mit Rum-Rosinen-Stollen vollkrümelte.
Da klingelte das Nordpoltelefon. Wie, zu so später Stunde? Wer konnte das sein? Der Nikolaus? Hastig schwang sich Santa aus dem Sessel und hechtete trotz seiner Leibesfülle zum Apparat. „Hier spricht der Weihnachtsmann!“, meldete er sich mit sonorer Stimme. Die Elfen und die Rentiere schauten Santa gespannt an. Wer wohl der geheimnisvolle Anrufer war?
Doch als sie den Weihnachtsmann beobachteten und merkten, wie die Löckchen an seinem Bart zu beben begannen, schwante ihnen nichts Gutes. „Wirklich?“, hörten sie den Weihnachtsmann sagen. „Das ist schlimm. Haben wir keine Alternative? Es muss doch einen Ausweg geben?“, sprach der Mann mit dem weißen Bart in den Hörer. Die Elfen lauschten. Was bahnte sich da nun wieder an?
Schließlich legte der Weihnachtsmann auf. Doch statt sich wie erwartet an die Runde im Wohnzimmer zu wenden, schüttelte er nur den Kopf und schlich hängenden Hauptes aus dem Raum.
Die Elfen waren mucksmäuschenstill. Mrs. Claus machte sich Sorgen und ging Santa hinterher. Was hatte er nur? Welche schlimme Nachricht hatte er erhalten?
Schließlich brachte Mrs. Claus ihren Mann zurück in die warme Stube. Sorgenfalten kräuselten die Stirn des Weihnachtsmannes, und auch Mrs. Claus war ganz blass um die Nase.
Schnell eilten die Elfen und die Rentiere herbei. Alles redete durcheinander, um Santa zu trösten, doch schließlich sorgte die Oberelfe für Ruhe. „Santa, welche Sorgen plagen dich, lass es uns wissen!“, sprach sie. Mrs. Claus schniefte und zückte erst mal ihr Taschentuch, um sich ein paar Tränchen wegzuwischen. Dann holte der Weihnachtsmann tief Luft.
„Die Anruferin vorhin, das war Frau Holle“, erklärte er traurig. „Sie sagte, ich hätte ja bestimmt schon gemerkt, dass es nicht schneit“, fuhr Santa fort. „Sie wollte mir nun mitteilen, dass sie ja durchaus willig sei, aber für die Herstellung von Schnee benötige sie schließlich Wasser, und durch das überaktive Väterchen Frost gibt es nicht genug Wasser. Und Väterchen Frost wird auf seine alten Tage wohl ein wenig stur und vertreibt seine Langeweile mit immer noch mehr Frost. So bleibt kein Wasser übrig für auch nur ein einziges Schneeflöckchen!“
Die Elfen trauten ihren Ohren nicht. Kein Schnee??? Nicht ein einziges Flöckchen? Au weia! Wie sollten da die Rentiere den Schlitten ziehen?
Es war ein betrübtes Team Santa, das sich kurz darauf in seine Gemächer zurück zog. Die Aussicht auf Weihnachten ohne Schnee machte alle traurig. Diesmal würden wohl auch die von Mrs. Claus selbst gebackenen Kekse keine Abhilfe schaffen. Aber sie hatten keinen Rat! Bestürzt trotteten auch die Rentiere in den Stall. Den Weihnachtsschlitten zu ziehen – ohne Schnee? Oh je!
Es war eine unruhige Nacht am Nordpol. Erst gegen Morgen fanden alle den so bitter benötigten Schlaf.
Doch ein kleines Rentier namens Bruno konnte einfach nicht einschlafen. Es war sein erstes Jahr am Nordpol, und er hatte sich so gefreut, auf den Schlitten, auf den Schnee. Wehmütig dachte er an seine Mutter und seine Rentierfamilie, die er in Skandinavien zurück gelassen hatte. Plötzlich sprang das kleine Rentier auf und schlug sich mit dem Huf vor die Stirn. „Ich muss sofort Santa sprechen!“, rief es und trabte los.
Ein gerade eingeschlafener Santa staunte nicht schlecht, als das kleine Rentier Bruno mit den Hufen gegen seine Tür pochte. Kein Rentier würde es jedoch wagen, Santa aus dem Schlaf zu reißen, wenn es nicht wirklich wichtig wäre.
Und so kam es, dass ein paar Stunden später Santa den kleinen Bruno höchstpersönlich zur Startbahn der North Pole Airlines brachte. Bruno hatte nur einen kleinen Rucksack dabei und kletterte flink die Rampe hinauf in den silbernen Flieger, während Santa ihm winkte: „Viel Glück, Bruno!“
Die nächsten Tage machten die Elfen und die Rentiere lieber einen großen Bogen um Santa – der Weihnachtsmann war angespannt, das merkten alle. Und Santa hatte ihnen nicht erzählt, welches Geheimnis er mit Bruno teilte.
Eine Woche später blickten die Bewohner des Nordpols jedoch gespannt in den Himmel – dort zog die „Santa 1“ ihre Kreise, schraubte sich immer tiefer, um schließlich auf ihrem Heimatflughafen sicher zu landen.
Santa trommelte eilig sein Team zusammen und eilte mit ihm zur Landebahn. Ein strahlender Bruno scharrte schon aufgeregt mit den Hufen, während er das Ausladen zahlreicher Kisten aus dem Frachtraum der „Santa 1“ beaufsichtigte. Santa konnte es nicht erwarten: „Bruno!“ donnerte er. „Sprich! Hat es funktioniert??“
Bruno lächelte geheimnisvoll und deutete ohne ein Wort auf die Kisten, die sich nun auf dem Flugfeld zu stapeln begannen. „Rentiere!“, rief darauf hin Santa. „Spannt den Schlitten an! Auf geht´s – zu Frau Holle!“
Doch die Rentiere machten keinen Schritt. Erst wollten sie wissen, was hier los war!
Also klärte Bruno sie auf ...
„Neulich nachts waren alle so traurig, weil Frau Holle kein Wasser für Schnee hat“, berichtete das Rentier. „Ich musste an meine Mutter zuhause in Skandinavien denken, an die Wintermärchen, die es dort jedes Jahr gibt, den Zauber skandinavischer Weihnacht. Und wie es duftet. Und daraufhin kam mir die Idee: Ich hole das skandinavische Wintermärchen und ein weihnachtliches Wasser einfach zum Nordpol!“
Nun verstand das Team Santa gar nichts mehr. „Meine Mutter“, fügte daraufhin Bruno hinzu, „hat einen ganz besonderen Weihnachtsduft – Biotherm L´Eau Vanessa Bruno“. Bruno kicherte. „Ich habe jetzt fast jeden verfügbaren Flakon für Frau Holle aus meiner Heimat mitgebracht, und damit machen wir nun unser eigenes Wintermärchen!“
Rudolph staunte nicht schlecht – der Nachwuchs hatte es ja faustdick hinter den Rentierohren! Doch etwas störte Rudolph. „Sag Bruno, du meintest, du hättest fast jeden Flakon mitgebracht? Warum nicht alle???“, verlangte Rudolph zu wissen.
Doch Bruno konterte geschickt. „Nun ja. Ich habe drei Flakons des wunderbaren Duftes für die Beautys reserviert, sie müssen Britta nur noch unter dem Stichwort L´Eau eine Mail schicken!“
Nur wenige Minuten später machte sich der vollbeladene Schlitten auf den Weg zu Frau Holle.
Und als Santa am nächsten Morgen aus dem Bett krabbelte und einen Blick aus dem Fenster wagte, da gab es ein ganz besonderes Wintermärchen am Nordpol, dessen schneebedeckte Weiten im frühen Morgenlicht so wunderschön glitzerten, wie der Weihnachtsmann es noch nie zuvor gesehen hatte ...