Wie grenzt man sich ab?

[Klaraverstand]

Ich trage seit Monaten ein grosses Problem mit mir herum.
Aus einem Kurs vor zwei Jahren sind mehrere private Kontakte übriggeblieben, einer davon tut mir überhaupt nicht gut.

Die Dame bezeichnet mich als ihre Freundin, ich nenne sie Bekannte.Alle gemeinsamen Bekannten haben sich zurückgezogen, ich bin übriggeblieben. Sie ist alleinstehend, hat wohl sonst wenig Kontakte,ist unwahrscheinlich negativ eingestellt und alles, wirklich alles ist doof, schlecht, oder blöd.Sie vereinnahmt mich total, z.B. gemeinsam Essen gehen. Wenn ich nein sage, nimmt sie das überhaupt nicht zur Kenntnis sondern bohrt und bohrt nach, schickz zig SMS, ruft an und nervt.
Im Oktober war ich soweit und wollte rigeros den Kontakt abbrechen. Da kam allerdings für sie die grausame Diagnose Brustkrebs und da konnte ich es einfach nicht.
Ich habe sie dann ein paar mal zum Arzt gefahren, mit ihr geredet ihr zugehört.
Die Woche, bevor ihr Port gelegt wurd für die Chemo, hatte ich ein wellness WE gebucht. Damit sie in die ihr bevorstehende Zeit positive Bilder mitnehmen konnte, habe ich sie dahin mitgenommen. Das WE war ein Fiasko. Nichts war gut genug, das Essen doof, die Behandlungen zu teuer, meine Kosmetika (sie hatte mich gebeten, ob ich ihr ein paar Stylingtips beibringen könnte) nicht auf sie abgestimmt, der Zimmerservice nicht optimal, die Sauna zu heiss, das Schwimmbecken zu klein usw. Es war für sie nichts positives dabei. (Ich fand eigentlich nichts zu meckern)

Da sie niemanden sonst hat, ihre Mutter 300 km weit weg wohnt, habe ich mich verpflichtet gefühlt, sie während der Chemo ein wenig zu betüteln. (Wäsche waschen, fahren, einkaufen, zuhören)
Allerdings werden ihre Ansprüche an mich immer grösser, ihre Forderungen immer heftiger und unverschämter., (Ich bekomme noch eine nicht unerhebliche Summe von ihr, da sie gerade nur Krankengeld bekommt, mag ich allerdings auch nicht fragen, wann ich es zurückbekomme)

Ich würde den Kontakt am liebsten ganz einstellen, aber da ist einfach mein Gewissen, dass sagt: Kannst Du nicht machen, sie ist krank.

Gestern war mal wieder so ein Tag. Stundenlange Gespräche, aufmuntern, ihr versuchen positives zeigen. Nichts kommt an, von ihr kommt dann nur: Du kannst nicht mitreden, Du hast keinen Krebs, Du bist nicht alleine,Du hast, Du hast .........
Gestern hat mich das so runtergezogen, dass ich es den ganzen Abend zuhause thematisiert habe. Ich kann es einfach nicht mehr
Aber.............kann man in so einer Situation jemanden hängen lassen?

[Dudette]

Ich würde nicht den Kontakt von jetzt auf gleich komplett einstellen, sondern ihr zunächst all das mitteilen, was du hier niedergeschrieben hast. Vielleicht in Form eines Briefes, da sie mündlich eventuell die Möglichkeit hätte, das von dir Gesagt abzublocken.
Wenn sie es nicht versteht, solltest du dich zurückziehen, denn du hast ihr wirklich viel geholfen, sollst aber auch selbst nicht daran kaputtgehen.

Viel Glück wünsche ich dir dabei! Und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer so etwas ist.

[vivian]

Klara, was ich jetzt sage ist nicht böse gemeint, aber kann es sein, daß du ein Helfersyndrom hast?
Sorry, aber wenn man schon selber merkt, daß einem bestimmte Personen nicht
gut tun, dann sollte man den Kontakt abbrechen, und zwar möglichst sofort.
Programmiere ihre Nummern ein, damit du siehst, wenn sie anruft. Laß den AB dran
gehen und lösch die Nachrichten dann, ohne sie abzuhören.
Briefe ungeöffnet in den Müll.

Wenn du es nicht tust, wirst du immer die sein, bei der sie ihren Seelenmüll ablädt.
Ich hab das auch schon erlebt, das hört nie auf. Konsequenz ist das Zauberwort.

Und, ja, es ist schlimm, wenn jemand so eine Diagnose bekommt. Aber es wird
immer einen Grund geben, weswegen du jetzt gerade den Kontakt nicht abbrechen
kannst.

[Crazymaus]

Es ist verdammt scheisse wenn man keinen mehr hat und dann auch noch diese beschissene Krankheit hat. Aber die Leute die sich von ihr abgewendet haben hatten wahrscheinlich alle keine Lust mehr auf ihre Art. Genau wie du.

Ich würde mich nicht mit Leuten abgeben die mir nicht gut tun und mich ständig nerven, mit denen mich nichts positives verbindet.

Wenn sie nicht krank wäre hättest du dich wahrscheinlich schon längst von ihr gelöst. Und aus Mitleid würde ich den kontakt nicht weiter pflegen.

Ich würde schauen dass ich an mein Geld komme (meinst du das kriegt sie hin?) und mich dann von ihr lösen. Wenn du keinen Wert auf das Geld legst würde ich mich einfach nicht mehr bei ihr melden und nicht mehr reagieren wenn sie sich meldet.

[sundance]

Das ist natürlich schwierig aber wenn du es nicht schaffst ihr direkt all deine Ärgernisse zu sagen so wie uns dann platzt du eines Tages.
Erwähne auch mal geben und nehmen, wie sie das so sieht.

Wenn nach diesem, sicher sehr unangenehmen, Gespräch nichts gesickert ist und sie weitermacht wie bisher dann mache eine schriftliche Ratenzahlung mit Zahlungsterminen mit ihr aus und zieh dich zurück. Natürlich wird sie nicht von einem Tag auf den anderen von der Frustbuchtel zum Sonnenschein aber wenn nichts gesickert ist, dann tu dir was Gutes und verbringe die freie Zeit die du ihr bislang gewidmet hast, für was Schönes oder mit enem lieben Menschen.

lg
sundance

[Tommasina]

Eine sehr schwierige Situation.

Im Moment ist es ja ein grossen 'Haufen' an negativen Gefühlen der sich bei dir angestaut hat.,

Ich könnte mir aber vorstellen, dass es nicht mal der Zeit- und Geldaufwand ist, der dich am meisten nervt, sondern ihr Gejammer und Gezeter und dass es so wirkt, als ob sie den Umfang deiner Hilfe gar nicht wirklich realisiert und schätzt.

Ich würde das ansprechen, halt im Sinn von, Ich verstehe dich so gut, auch deine Angst und dass du traurig bis usw. und ich helfe dir gern und stehe dir bei.

Und dann halt das grosse Aber: Du fühlst dich und deine Hilfe durch ihr Gezeter und ihre Unzufriedenheit abgewertet und das verletzt dich und zieht dich runter.

Es wäre wichtig, von ihr Feedback zu bekommen, dass sie das versteht.

Manchmal muss man einfach allen Mut zusammennehmen und sagen, dass und was einen stört.

Man kann es auf gute Art und Weise machen, so, wie es dir entspricht, man muss deswegen nicht zur Axt im Walde werden.

Wichtig ist, dass du dir vor dem Gespräch (oder evtl. Brief) klar bist, worum es dir genau geht und was du erreichen möchtest.

[Susi Simpel]

Klara, was ich jetzt sage ist nicht böse gemeint, aber kann es sein, daß du ein Helfersyndrom hast?
Sorry, aber wenn man schon selber merkt, daß einem bestimmte Personen nicht
gut tun, dann sollte man den Kontakt abbrechen, und zwar möglichst sofort.
Programmiere ihre Nummern ein, damit du siehst, wenn sie anruft. Laß den AB dran
gehen und lösch die Nachrichten dann, ohne sie abzuhören.
Briefe ungeöffnet in den Müll.

bekommt ihr das wirklich immer so konsequent hin?

ich denke nicht, dass man unbedingt ein helfersyndrom haben muss, damit einem so etwas passiert bzw. man in so etwas hineinschlittert.

letztes jahr auch bei mir mehrfach vorgekommen. z.b. - ein seminar, und hernach zwei "neue freunde". beide kamen dort nicht so an bzw. waren nicht so geschickt in gesellschaft, standen etwas am rand - ich habe mich mit ihnen unterhalten. und schwupps, hat man danach nicht nur neue bekannte, sondern menschen, die einem eine freundschaft quasi aufzwingen - samt damit einhergehender intimität.

mein problem in solchen fällen - sorry klaraverstand, dass ich mit aufspringe, aber ich kann dich nur allzu gut verstehen mit deinem problem hier - wie bricht man so einen kontakt ab?

da ist man hin- und hergerissen, genauso wie klaraverstand: ist es egoistisch, wenn man es tut? "darf" man nach sich selbst gucken oder ist es nicht, vor allem in anbetracht einer sch...situation des gegenüber (hier: der krebs, das keine-freunde-haben), angebracht, sich selbst hier etwas zurückzunehmen und sich etwas zu kümmern? nur - bei etwas bleibt es dann meist nicht, weil das gegenüber immer fordernder und oft klettiger wird und man manövriert sich noch weiter hinein in die chose. und es wird noch schwieriger...

was macht man dann? einfach zurückziehen, löschen der nummern und nicht mehr ans telefon gehen? ist feige. und eigentlich auch keine art. ganz abgesehen davon, dass es bei manchen menschen einfach nicht funktioniert. und die andere variante: kann man jemand einfach vor den bug knallen, dass man kein interesse an der freundschaft, also an IHM hat? ich bin wirklich weder auf den kopf noch auf den mund gefallen, aber - egal, wie man das ausdrückt, man stellt eigentlich immer die integrität des anderen in frage, VERLETZT ihn.

ich persönlich tue mich da sehr sehr schwer.

[vivian]

bekommt ihr das wirklich immer so konsequent hin?

Nicht immer, aber immer öfter.

Im Ernst. Früher war ich auch oft der Seelenmülleimer meiner Umgebung.
Das kann man aber nur eine gewisse Zeit durchhalten. Irgendwann saugen
diese Menschen auch den letzten Rest Energie aus einem raus. Und dann?
Dann muß man sich entscheiden. Ich hab mich entschieden, daß es erst
einmal mir gut gehen muß, damit ich anderen helfen kann. Und ich tue das
nur noch bei Menschen, die das auch für mich machen würden oder getan
haben.

[LieseLotte]

was macht man dann? einfach zurückziehen, löschen der nummern und nicht mehr ans telefon gehen? ist feige. und eigentlich auch keine art. ganz abgesehen davon, dass es bei manchen menschen einfach nicht funktioniert. und die andere variante: kann man jemand einfach vor den bug knallen, dass man kein interesse an der freundschaft, also an IHM hat? ich bin wirklich weder auf den kopf noch auf den mund gefallen, aber - egal, wie man das ausdrückt, man stellt eigentlich immer die integrität des anderen in frage, VERLETZT ihn.

Ja, beides kann man machen wenn es sein muss.
Man kann aber natürlich auch Mittelwege finden, nur Montags Zeit haben für jemanden oder Anrufe erst am nächsten Tag erwidern oder nur Kaffee trinken gehen, aber nicht den ganzen Abend verbringen.
Ich würde nicht direkt den Kontakt abbrechen, aber auf jeden Fall reduzieren.

[Klaraverstand]

Ich könnte mir aber vorstellen, dass es nicht mal der Zeit- und Geldaufwand ist, der dich am meisten nervt, sondern ihr Gejammer und Gezeter und dass es so wirkt, als ob sie den Umfang deiner Hilfe gar nicht wirklich realisiert und schätzt.

.

Ich finde es schlimm, dass sie nichts davon annehmen kann, nichts positives sehen kann /möchte) das z.B. unter der Chemo der Tumor kleiner wird, finde ich positiv.

Ich würde das ansprechen, halt im Sinn von, Ich verstehe dich so gut, auch deine Angst und dass du traurig bis usw. und ich helfe dir gern und stehe dir bei.
.

Habe ich schon gemacht, sie hört und sieht mich einfach nicht.

. Wenn du keinen Wert auf das Geld legst würde ich mich einfach nicht mehr bei ihr melden und nicht mehr reagieren wenn sie sich meldet.

Doch, ich brauche das Geld, es sind inzwischen über 1000 € (autoreperatur, Einkäufe, usw.)

Klara, was ich jetzt sage ist nicht böse gemeint, aber kann es sein, daß du ein Helfersyndrom hast?

Wenn du es nicht tust, wirst du immer die sein, bei der sie ihren Seelenmüll ablädt.
Ich hab das auch schon erlebt, das hört nie auf. Konsequenz ist das Zauberwort.
.

Ups, Du hast mit Herrn Verstand gesprochen Seine Worte gestern. Allerdings kam dann noch" Krankheit ist keine Entschuldigung für schlechtes Benehmen.