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Thema: Antriebslosigkeit im Freundeskreis

  1. #21
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    Wir haben im Bekanntenkreis einen ähnlichen Fall, nur spielt hier Depression wirklich eine Rolle. Er war der Vorzeige Student (BWL & VWL), immer super Klausuren, diverse Auslandssemester und Praktika in den USA und Kanada und kurz vorm Diplom der große Zusammenbruch. Das Problem ist, das das nun auch schon bald 9 Jahre her ist.
    Er wohnt zwar nicht mehr bei seinen Eltern, sondern in einer WG, aber bekommt jeden Monat Geld von Ihnen. Ich denke eine gewisse Zeit ist das ja okay, aber irgendwann muß er sich dem Druck auch wieder stellen und genau davor hat er auch angst. Er hat ab und an auch mal kleinere Jobs, macht mal hier und da ein Praktikum, aber wirklich was in die Hand nehmen macht er nicht. Auch ohne Diplom hätte er die besten Chancen, er ist sehr intelligent, verfügt über sehr viel Fachwissen und Vater und Bruder könnten ihn locker einen Job vermitteln (wenn er wirklich einen Job wollte und selbst nichts finden würden), aber er fühlt sich noch nicht bereit und an die Uni zurück will er auf keinen Fall.
    Aber wann fühlt man sich dazu bereit, wenn nicht mit Mitte 30?
    Und ich denke ja, es ist ein Problem unserer Gesellschaft bzw. das die Eltern einen in diesem Umfang auffangen. Ich meine, ich kann mich nicht erinnern das meine Eltern den "Luxus" hatten sich die Frage zu stellen "bin ich dafür bereit?", da ging es um Miete zahlen und Kinder ernähren. Aber, wenn man die Wahl hat, ich stelle mich meiner Angst (hier z.B. der druck) oder ich führe mein Leben wie bisher, meine Eltern zahlen, ändere ich dann was?
    Es muß ja nicht die große Karriere sein, aber man sollte doch schon so langsam seinen eigenen Weg finden und sein Leben leben, auch wenn man Angst davor hat.
    Geändert von Maja (09.04.12 um 11:14:33 Uhr)

  2. #22
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    Puck, Du kannst nichts weiter tun als versuchen, sie der Realität näher zu bringen. All zu viel Engagement würde ich an Deiner Stelle aber nicht weiter da rein investieren. Wenn es mit bezahlter Arbeit nichts ist, dann eben mit einem evt. auch unbezahlten Praktikum (solange die beiden sowieso alles in den A.... geschoben bekommen) einfach, um ihren Horizont zu erweitern und sich in das Arbeitsleben einzufinden. Vor allem ist es echt schwierig einen gut bezahlten Job zu finden, wenn man außer Studium und einigen weiteren Jahren nichts gemacht hat. Sehe es auch in der Überschwemme von BWL+VWL Studenten. Im Grunde müssen die beiden anfangen wie ein eben ausgelernter Azubi. Keiner der beiden kann erwarten, mit seinem Lebenslauf einen Abteilungsleiter- oder Beraterposten mit einem Gehalt von 4.000 - 5.000 EUR mtl. zu ergattern.
    Möglicherweise ist ihnen auch aufgegangen, dass sie mit ihrem Studium eine falsche Richtung eingeschlagen haben und nun eigentlich was ganz anderes machen möchten?
    LG aus LB, M.


    --------------------------------------------------------
    Proben von mir findet ihr hier: http://www.beautyboard.de/showthread.php?t=210425
    Meine Abfüllungen: http://www.beautyboard.de/showthread.php?t=222920

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  3. #23
    Avatar von Mascara
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    Standard Erwerbstätigkeit adelt nicht

    Ich glaube nicht, dass das ein Zeitgeist Phänomen ist. Es gab schon immer Menschen, die nicht arbeiten müssen oder/und auch überhaupt keine Lust dazu haben. Und das ist doch eigentlich total spannend, was dann passiert. Wie geht jemand mit dieser Freiheit um? Eine gute Freundin von mir ist auch „Privatière”. Die ist allerdings mit einem so gesunden Selbstwertgefühl ausgestattet, dass ihr der Tüchtigkeits-Anspruch der Gesellschaft einfach am Arsch vorbei geht. Darin sehe ich die Falle eines solchen Settings: wenn ein so Privilegierter mit der Ausgrenzung nicht klarkommt (oder keine eigenen, befriedigenden Inhalte hat). Denn common sense ist: schaffe, schaffe, Häusle baue. Diesem Zwang enthoben zu sein, kann – wenn auch nur intern – Konflikte erzeugen, in einer Gesellschaft, die Beschäftigung betrachtet, als sei sie ein Wert an sich. Das ist der Grund, warum ich für das bedingungslose Grundeinkommen bin. Viele Menschen wären nicht nur glücklicher, sondern auch für die Gemeinschaft bereichernder, wenn sie morgens einfach an ihrem Küchentisch hängenblieben und pro Woche ein Gedicht produzierten oder irgend so etwas, anstatt sich ins Büro zu quälen, ihren Kollegen mit ihrer Untüchtigkeit auf die Nerven zu fallen und Arbeitsprozesse zu behindern/sabotieren.
    Ich finde auch das Attribut „faul” in diesem Zusammenhang bezeichnend. Es ist so abwertend, so nah an der Verderbnis. Naheliegend, wenn man sich ausschließlich im Referenzsystem des volkswirtschaftlichen Funktionierens bewegt.
    Für mich hat diese Thematik einen starken Bezug zur Depression. Interessant ist das Buch von Alain Ehrenberg: Das erschöpfte Selbst. Depression und Gesellschaft in der Gegenwart.

    Liebe Grüße,
    Mascara
    Geändert von Mascara (09.04.12 um 12:32:53 Uhr)

  4. #24
    Avatar von Medha
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    Zitat Zitat von Mascara Beitrag anzeigen
    ...Das ist der Grund, warum ich für das bedingungslose Grundeinkommen bin. Viele Menschen wären nicht nur glücklicher, sondern auch für die Gemeinschaft bereichernder, wenn sie morgens einfach an ihrem Küchentisch hängenblieben und pro Woche ein Gedicht produzierten oder irgend so etwas, anstatt sich ins Büro zu quälen, ihren Kollegen mit ihrer Untüchtigkeit auf die Nerven zu fallen und Arbeitsprozesse zu behindern/sabotieren. ...
    Wahre Worte. Ich finde es sehr traurig, wenn Menschen den Großteil ihres Lebens mit Dingen zubringen, die sie gar nicht tun wollen, nur weil es jemand anderes von ihnen erwartet.

  5. #25
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    Das sehe ich gar nicht so. Sorry, aber es gibt in Deutschland eine Grundversorgung. Mit der kommt man über die Runden und Punkt. Wenn man jedem die Entscheidung überlassen würde, ob er arbeitet, wie viele Leute würden einfach zu Hause bleiben, weil sie sich auf dem Sofa besser fühlen als am Schreibtisch?? Wer soll das denn finanzieren? Das würde der Faulheit und dem Sozialschmarotzertum Tür und Tor öffnen.

    Bezogen auf die beiden Fälle bei mir: Die Freundschaft aufgeben kann und will ich nicht. Die beiden sind Teil meines gesamten Freundeskreises und mir/uns auch wichtig. Wahrscheinlich habt ihr Recht und ich sollte mich raushalten. Allerdings würde ich gern mal mit den Eltern ein Wörtchen reden. Das geht nur leider nicht, ich weiß. Aber ich glaube, sie denken, dass sie ihrem Sohn echt was Gutes tun, wenn sie ihn weiter so "unterstützen".

    Es ist aber nicht so, dass ich das generell schlecht fände. Meine Eltern hätten mich auch nie rausgeschmissen oder sol. So etwas finde ich schlimm. Meine Eltern haben mich auch immer unterstützt, auch finanziell nach meinem Auszug. Wäre ich nicht mit meinem Mann zusammengezogen damals, hätte ich wohl auch bis zum Ende des Studiums zu Hause gewohnt. Ich hab viel gearbeitet neben der Uni, aber als freie Mitarbeiterin bei der Zeitung bekommt man nicht so viel Geld und da wäre es für mich sehr schwer gewesen, mich allein zu finanzieren. Für die Unterstützung bin ich mit meinen Eltern sehr dankbar. Das muss sich also nicht immer negativ auswirken, nur manchmal ist diese Hilfe halt übertrieben. Wäre ich an der Stelle, wie die beide Freunde, hätte ich zu Hause wohnen bleibe können, aber ich hätte was arbeiten müssen und wenn es nur ein 400-Euro-Job wäre.

    Wahrscheinlich sollte ich die beiden einfach "lassen" und sie nicht mehr drauf ansprechen, aber das fällt mir sehr schwer.
    "Es gibt Windhunde und es gibt Möpse. Und ich werde nunmal in diesem Leben kein Windhund mehr."

  6. #26
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    Wieso fällt es dir denn so schwer?

    Weil du eine völlig andere Auffassung hast was Arbeit und Schmarotzertum betrifft (oder vielleicht unterschwellig neidisch bist, dass die so rumhängen können und nichts für ihren Lebensunterhalt tun müssen) oder weil du das Gefühl hast, dass es ihnen schlecht geht?

    Ist nicht als Provokation gemeint aber wenn du die Antwort für dich gefunden hast geht es dir vielleicht besser.

    Und das ist doch immerhin schon etwas


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  7. #27
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    Himmel, neidisch bin ich gar nicht. Ich möchte nicht so "enden" oder mich so gehen lassen. Es fällt mir schwer, weil sie meine Freunde sind und ich sehe, wie die sich grad ihre Zukunft verbauen - und weil es dem einen auch oft schlecht geht. Der ist sehr oft schlecht drauf (und trinkt dann noch mehr) weil er keinen Job hat und wohl auch nicht weiß, was er will/machen soll. Er hängt da halt schon so drin, dass er da allein vielleicht nicht mehr raus kommt aus diesem Loch. Geisteswissenschaften studiert, zu wenig praktische Erfahrung, jetzt 1,5 Jahre Lücke im Lebenslauf und keine wirkliche Perspektive, wo es hingehen soll bzw kann. Da fällt es mir schwer, das so mitanzusehen. Es geht ja nicht nur drum, dass ich eine andere Vorstellung davon habe, wie es laufen "sollte", sondern dass es ihm (das hat er öfter mal gesagt) auch so geht.
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  8. #28
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    Wurden deine Freunde denn schon mal in Richtung Depression abgeklärt?

    Manchmal kann in so einem Fall die Unterstützung der Eltern wirklich kontraproduktiv sein, weil sie eben verhindert, dass mal fachmännisch abgeklärt wird, ob ein medizinischer Grund vorliegt.

    Übermässiger Alkoholkonsum kann auch eine Art Selbstmedikation sein, um die Depression besser zu ertragen.
    Genauso Kiffen.
    Beides kann aber wieder Depressionen verstärken.

    Vielleicht kannst du ja mal von dieser Warte aus mit den Freunden sprechen, dass du dir Sorgen machst, dass sie depressiv sein könnten, dass das jedem passieren kann, dass das keine Schande ist usw.
    Und einfach mal schauen, wie sie reagieren.....


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  9. #29
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    Ein Bekannter von mir hat auch zwei Freunde (es sind Brüder), die jetzt auch um die 27 - 28 Jahre alt sind und nichts machen. Sie gehen fast jeden Abend in Kneipen oder trinken zuhause Alkohol. Die Eltern der beiden sind auch wohlhabend.
    Der Eine überlegt, Weinbau zu studieren, traut es sich aber nicht zu. Er hat letztes Jahr einen Aushilfsjob bei einem Weinbauer gehabt, bekam von seinem Chef das Angebot, da fest angestellt zu werden, da ist er nicht mehr hin... Das wäre ihm zuviel gewesen.

    Ich kenne die beiden nicht wirklich, ich war mal mit zum Grillen, da waren sie auch dabei. Sie kamen mir sehr großkotzig vor, nach dem Motto: "Arbeiten, ich doch nicht! Mir gehts doch gut mit meinen Bierflaschen! Prost!" Aber vielleicht machen die sich nur was vor.... Ich weiß es nicht. Kann das Verhalten nicht verstehen und am schlimmsten finde ich auch die Eltern, die das unterstützen! Und der Hammer: die Mutter setzt sich abends immer zu den beiden dazu und trinkt mit!!!

    Ach, was ich eigentlich sagen wollte: mein Bekannter hat schon unzählige Male mit denen geredet, er hat die Hoffnung jetzt aufgegeben und will sich auch von denen fernhalten. Sie lassen sich nicht helfen, dann muss man sie lassen.
    Geändert von Exuser59 (09.04.12 um 14:43:48 Uhr)

  10. #30
    Avatar von Medha
    Medha ist offline Spritzenkassen Anwärterin
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    Zitat Zitat von Puckprinzessin Beitrag anzeigen
    Das sehe ich gar nicht so. Sorry, aber es gibt in Deutschland eine Grundversorgung. Mit der kommt man über die Runden und Punkt. Wenn man jedem die Entscheidung überlassen würde, ob er arbeitet, wie viele Leute würden einfach zu Hause bleiben, weil sie sich auf dem Sofa besser fühlen als am Schreibtisch?? Wer soll das denn finanzieren? Das würde der Faulheit und dem Sozialschmarotzertum Tür und Tor öffnen...
    Würdest DU denn einfach "zu Hause bleiben" falls es ein bedingungsloses Grundeinkommen gäbe? Was andere tun würden ist ja schwer zu sagen. Ich kann nur für mich selbst sagen, dass ich wahrscheinlich etwas mehr Zeit in Fortbildung investieren würde und ansonsten eher mal Dinge ausprobieren würde, wenn noch mehr finanzielle Luft wäre. Das versuche ich aber für mich durch die Selbständigkeit auch schon zu tun. Heisst, es gibt Zeiten da arbeite ich mehr um hinterher ein finanzielles Polster zu haben und etwas weniger zu arbeiten.

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