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Thema: Antriebslosigkeit im Freundeskreis

  1. #1
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    Standard Antriebslosigkeit im Freundeskreis

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    Der Titel ist doof, aber ich wusste nicht wie ich es sonst formulieren sollte. In meinem Freundeskreis (alle so etwa Mitte 20 bis 30) gibt es in letzter Zeit viele, die nach dem Studium (oder in den letzten Zügen) nur noch so rumdümpeln. Die meisten davon sind Männer und wohnen noch zu Hause. Ich weiß einfach nicht, was ich davon halten soll, wie ich mit den Leuten umgehen soll und ob/wie ich sie drauf ansprechen soll.

    Beispiel eins: Ein Freund von mir ist seit bald 1,5 Jahren mit dem Studium fertig. Er wollte in Richtung Journalismus oder PR-Branche und hat sich einfach wild drauflos beworben nach seinem Abschluss - auf Volontariate, aber einfach auf alles, was irgendwie "Medien" in der Jobbeschreibung hatte. Ergebnis: Es hagelte Absagen. Dazu muss ich sagen, dass er nur wenig Praxiserfahrung hat (wenige Praktika, keine freie Mitarbeit oder so) und das letzte Praktikum jetzt gut 4 Jahre her ist. Trotzdem war er der Meinung, er würde unter 2.000 bis 2.500 brutto nicht arbeiten, dafür hätte er nicht studiert. Ich hab selbst ein Volontariat gemacht und ihm gesagt, dass er froh sein könne, 1.200 Euro brutto zu bekommen. Nein, er wolle mehr Geld. Ein Vorstellungsgespräch hat er abgelehnt, weil er dort nur besagte 1.200 brutto bekommen hätte, nach zwei Vorstellungsgesprächen sagte er mir, falls er den Job hätte, würde er ihn nicht annehmen - der Arbeitsplatz sei zu weit ab vom Schuss. Ein Freund von uns hat eine eigene Firma, hat dem Freund angeboten, er könne bei ihm seine Bewerbungen im Büro schreiben, wo er Ruhe hat usw. Ein Mal war er da, sie haben die Unterlagen optimiert (es war immer das gleiche Anschreiben, nur die Anrede wurde geändert....) und der Freund bot an, dass der andere bei ihm reinschnuppern könne, er würde ihm dann ein Zeugnis ausstellen, dass er ein halbes Jahr Praktikum im Social Media Bereich bei ihm ihn der Firma gemacht hat, damit der Lebenslauf keine großen Lücken aufweist.

    Daraufhin wurde der Kontakt zu besagtem Freund weniger, auf das Angebot ging er nicht ein. Ich hab ihm auch monatelang Jobanzeigen für Volontariate geschickt - auf die meisten hat er sich dann doch nicht beworben. Er jobbt nicht nebenbei, wohnt zu Hause und bekommt alles gezahlt. Ein großes Auto, Fußball-Dauerkarte, feiern gehen. Zusammen mit einem anderen Freund (Beispiel zwei) sitzt er meistens zu Hause und trinkt Bier. Oder pokert, oder beides. Freund zwei war bereits vor 2 Jahren an der Uni (BWL) scheinfrei und erzählt seitdem, er müsse nur noch die Diplomarbeit schreiben. Ich hab gehört, dass er dann durch eine Prüfung gerasselt war und die wiederholen musste. Dann hat er sein Studentenzimmer aufgelöst und wohnt auch wieder ganz zu Hause, jobbt manchmal in der Firma seines Onkels und trinkt ansonsten gern Bier und pokert. Auf die Diplomarbeit angesprochen erklärte er jetzt, dass er den Abschluss an der Uni wahrscheinlich nicht mehr machen will. Drüber reden wollte er nicht. Die beiden sind so antriebslos, dass sich alle wirklich Sorgen machen.

    Nur, was tun? Wir haben schon so viel versucht: Die beiden drauf ansprechen, Alternativen aufzeigen, versuchen zu helfen (bei Bewerbungen, Jobanzeigen etc) aber es kam keine Gegenreaktion. Die beiden sind jetzt 28 und da wird es langsam eng - die machen nichts für ihre Rente und die Lücken im Lebenslauf werden immer größer. Ich kenne noch zwei ähnliche Fälle (auch beides Männer), die arbeiten jetzt etwas, aber beide unter ihren "Möglichkeiten" vom Studium und dem Verdienst her. Also etwas, wozu sie auch mit einem Real-Abschluss und einer Ausbildung hätten kommen können. Sie haben aber keine Lust, zu suchen und sich zu bewerben.

    Kennt ihr solche Fälle auch in eurem Bekanntenkreis und wie geht ihr damit um? Ich merke ja, dass es besonders dem Freund im ersten Fall schlecht geht mit der Situation, aber er ist schon so "drin" in diesem Trott, dass er da wohl allein schlecht rauskommt.
    "Es gibt Windhunde und es gibt Möpse. Und ich werde nunmal in diesem Leben kein Windhund mehr."

  2. #2
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    Hab das auch schon beobachtet. Der eigene Anspruch an einen möglichen Job und das was der Markt bereit ist dem jeweiligen zu bieten, gehen so weit auseinander, daß man es dann gleich sein lässt. Hätte damals vo 10 Jahren als ich frisch von der Uni kam niemals den Mut gehabt, mich dann halt zu hause aufs Sofa zu setzen. Versteh es auch nicht wirklich. Und die Situation wird ja dann von Jahr zu Jahr schlimmer, die Leute werden in aller Regel ja für den Arbeitsmarkt immer uninteressanter.

    Irgendwie ist das eine Mischung aus Größenwahn und großer Angst vor dem echten (manchmal halt auch sehr anstrengenden und banalen) Arbeitsalltag.

    Ich glaub helfen kann man da nur, wenn es jemand selbst zu nervig wird, und er um diese Hilfe auch bittet.

  3. #3
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    Warum sollst DU da was tun? Du hast schon vieles versucht. Wenn Hilfe nicht angenommen wird, dann lass es sein. Du bist nicht für ihr Glück verantwortlich.

    Ich selber kenne nur wenige solche Fälle. Aber wenn, waren es IMMER Akademikerkinder mit gut gepolstertem Portemonnaie. Die jahrelang an der Uni hingen und danach nur jobten, nie was "richtiges" gemacht haben, bis heute nicht! Die sind jetzt Mitte 40, da wird es dann irgendwann sowieso nichts mehr. Aber das ist ja nicht mein Problem.
    “You must be shapeless, formless, like water. When you pour water in a cup, it becomes the cup. When you pour water in a bottle, it becomes the bottle. When you pour water in a teapot, it becomes the teapot. Water can drip and it can crash. Become like water my friend.” Bruce Lee

  4. #4
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    ganz ehrlich - ich würde mich davon distanzieren. Wer nicht will, der hat. Und ich mag keinen Kontakt dazu haben.

  5. #5
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    Natürlich ist es nicht mein Problem. Aber das sind ja nicht irgendwelche Leute, sondern meine Freunde, die ich mag und für die ich nichts Schlechtes möchte. Als Freund hilft man sich ja gegenseitig und die beiden sind, trotz jobmäßiger Antriebslosigkeit, immer (!!) da, wenn Hilfe gebraucht wird, egal wo und wann.
    "Es gibt Windhunde und es gibt Möpse. Und ich werde nunmal in diesem Leben kein Windhund mehr."

  6. #6
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    Solange die beiden alles bezahlt bekommen und auf keine Annehmlichkeiten verzichten müssen, werden sie wohl kaum etwas tun (wollen). Es haben nicht alle Menschen gleich viel Ehrgeiz und wollen etwas erreichen, manche sind damit zufrieden, wenn genug Geld vorhanden ist um ihren Hunger/Durst zu stillen und um ihren Vorlieben und Hobbies nachgehen zu können. Wozu dann 8,9 od. mehr Stunden am Tag arbeiten und sich stressen lassen?

    Andererseits kenne ich auch einen Bekannten, der nach fast 30jähriger Dienstzeit betriebsbedingt gekündigt wurde (unschuldig) und jetzt keinen Job mehr findet, da er schon über 50 ist! Da fragt man sich wirklich, wozu arbeitet man fast ein Leben lang, wenn man dann einfach so abserviert wird! Nur mal so als Denkanstoß...

    Ich bin keinesfalls dafür, dass jeder nur zu hause herumsitzt und nichts tut bzw. sich aushalten lässt, aber wenn man bedenkt wie manche Firmen/Betriebe mit ihren Mitarbeitern umgehen, kann einem schon die Freude am Arbeitsleben vergehen, bevor es noch begonnen hat.

    Lg,
    Blondie
    "Simplicity is the ultimate sophistication" (Leonardo da Vinci)

  7. #7
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    ich kann mich da nur über die Eltern wundern.

    Das grenzt ja beinah an unterlassene Hilfeleistung!!!


    irgendwann kommt der Tag ab dem sich die Kindlein selber betüdeln müssen...da tut man seinen Nachkommen wirklich keinen Gefallen wenn man denen alles in den Hintern schiebt....

  8. #8
    Avatar von Mascara
    Mascara ist offline more sizzle – less steak!
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    Zitat Zitat von caroline Beitrag anzeigen
    Warum sollst DU da was tun? Du hast schon vieles versucht. Wenn Hilfe nicht angenommen wird, dann lass es sein. Du bist nicht für ihr Glück verantwortlich.
    Hier unterschreibe ich. Das ist wie mit Depressiven. Jede Einladung, jede Ermunterung, jeder Vorschlag wird mit einem vernichtenden „Ja, aber...” pariert. Keine Chance.
    Und ich finde, die Leute haben auch ein Recht auf ihre Krise. Wie sollen sie denn sonst wachsen, wenn immer jemand da ist (nicht nur Mami, sondern auch die Freunde), der ihr Leben an ihrer Stelle meistert?
    Ist schwer anzusehen und auszuhalten, das weiß ich. Aber es ist auch ganz gut, zu lernen, das eigene Verantwortungsgefühl etwas im Zaum zu halten.

    Liebe Grüße,
    Mascara

  9. #9
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    Ehrlichgesagt glaube ich nicht, dass du da noch groß etwas tun kannst. Hilfe angeboten hast du bereits, wenn die nicht angenommen wird hast du da keine Chance.

    Ich habe auch einen solchen Fall im Bekanntenkreis (keine gute Freundin, nur lose Bekannte). Da kann man tun/reden was man will, wenn die Person selbst nicht will dann muss man einfach versuchen, sich nicht zu viele Sorgen / Gedanken zu machen.

    Dass jemand "niedrigere" Arbeit macht als er vom Abschluss her könnte, finde ich wiederum nicht so schlimm. Zumindest solange man trotzdem einen Vollzeitjob hat, mit dem man sein Leben finanzieren kann. Ich könnte mit meiner Ausbildung auch ein paar hundert Euro mehr verdienen, hätte dafür aber auch wesentlich mehr Druck und Stress und Überstunden - das ist es mir nicht Wert, ich komme mit meinem Gehalt gut zurecht. Ich denke, das muss jeder selbst wissen.
    __________


  10. #10
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    Zitat Zitat von Mascara Beitrag anzeigen
    Das ist wie mit Depressiven. .... Keine Chance.
    Ich glaube, dass das doch ein großer Unterschied ist, ob man krank oder faul ist.

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