Herzschmerz bei Heimatbesuchen

[gintonic]

Ich bin ein Ruhrpottkind und hier großgeworden, wohne jetzt auch immer noch hier, aber nicht mehr in meiner Geburtsstadt. Umziehen innerhalb des Ruhrgebiets ist für mich okay - meinetwegen auch noch ins Rheinland , aber weiter weg will ich definitiv nicht.

Ich bin noch jung - und ich kann mir gut vorstellen bald mal für 1-3 Jahre ins Ausland zu gehen und dort zu arbeiten etc., aber alt werden will ich hier.

Schöne "Zeitreise-Spaziergänge" mache ich auch manchmal, an dem Haus vorbei in dem ich groß geworden bin, durch den Stadtteil mit meiner Grundschule und meinem Gymnasium, den Parks, dem Schwimmbad, der Eisdiele... Es macht mich jetzt mit Mitte 20 schon traurig, wie ist das dann wohl in 30 Jahren?

[Dawn13]

Ich treffe Leute,in meinem Alter,die so aussehen,wie ihre Eltern vor dreißig Jahren ausgesehen haben...schon irre.

Genau das wäre und ist mein real gewordener Alptraum Aber ich bin auch null der Typ für so was und allein der Gedanke an mein-Haus-mein-Garten-mein-Hund macht mich kirre Wahrscheinlich fühl ich mich darum "daheim" nicht "daheim", oder so.

[sunshine lady]

Mir geht es in meinem Heimatort ähnlich wie gintonic. Ich laufe gerne durch die Straßen, kenne auch fast jeden Winkel (außer die von den Neubaugebieten, wie ich diese Woche feststellen musste ), sehe jetzt schon viele Veränderungen und frage mich, wie das in den nächsten 20 Jahren weitergehen wird.


Ich lebe wirklich gerne hier, ein schöner, nicht zu kleiner und nicht zu großer Ort mit Allem, was man zum Leben braucht.


Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es mir wie dir ginge, deelite, wenn ich nach der Schule weggezogen wäre. Das wollte ich eigentlich schon immer, raus in die Welt, irgendeine Großstadt bzw. erstmal ins Ausland. Und ich glaube, selbst wenn ich es jetzt noch täte, würde ich -trotz Wehmut in der Heimat- nicht zurückwollen. Warum auch immer ich das glaube, ich kenne das Gefühl ja garnicht wirklich Kann es mir aber gut vorstellen.

[CurlyGirlie]

Da ich mein hier und jetzt viel lieber mag als meine Vergangenheit, passiert nicht viel, wenn ich in dem Ort bin, in dem ich aufgewachsen bin. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich nicht sonderlich weit gekommen bin, sind so ca. 5 km Entfernung und ich bin auch oft da, weil meine Eltern noch da sind.
Jedoch regt sich was in mir, wenn ich in Griechenland bin, obwohl ich immer nur in den Sommerferien dort war und später, als ich beruftätig war nur so zwei Wochen im Jahr, meine Großeltern und Teile der Verwandtschaft nicht mehr leben.
Immer wenn ich dort bin, möchte ich am liebsten länger bleiben, eigentlich so lange, bis ich sagen kann, soooo jetzt hab ich genug, mag wieder Heim nach Deutschland.

[deelite]

Je mehr ich jetzt hier so gelesen hab, umso bewusster ist mir geworden, dass es bei mir tatsächlich kein Heimweh ist, sondern das schon genannte Zeitweh

Ich sehne mich nicht nach Orten (mal abgesehen von einigen Waldstücken und dem Haus meiner Oma mit Riesengarten und Schwimmbad), sondern nach lieben Menschen, die nicht mehr da sind, weit weggezogen, gestorben, oder sonstwie verloren gegangen bzw. kein Kontakt mehr.

Und nach der Sorglosigkeit, die ich mit dieser Zeit verbinde, keine Verantwortung, angenehme Unbedarftheit, unbegrenztes Vertrauen in alles.
Hach.
Ist aber sicher normal, sowas manchmal zu haben, wenn man eben älter wird

[mohnblume]

Schön geschrieben,so empfinde ich es auch.