Nationalstolz oder kann man nicht stolz auf Deutschland sein?

[Thea]

Stolz ist meines Erachtens das falsche Wort.

Beim Versuch den Deutschen nach 45 die nationale Gesinnung auszutreiben ist das Kind mit dem Bade ausgeschüttet worden und so entstand eine Generation die aus Furcht als nationalistisch dazustehen, nicht einmal mehr wagt das Gute zu betonen und sofort verkrampft wenn auch nur ein Hauch von Tradition aufkommen will.

Ich finde es unsäglich albern und geradezu dumm, gerade bei der EM oder WM den Leuten die ihr Auto mit Fähnchen schmücken, vorzuwerfen sie hätten eine nationalistische Gesinnung mit 3.-Reich-Touch.

Andererseits sind die deutschen schreckliche Phobiker. Vor lauter Angst etwas falsch zu machen, etwas falsch zu "denken" haben sie grundsätzlich erst mal Bedenken die dann in Angst um schlägt. Es gibt ja im engl. den Begriff "German Angst". Da werden wir im Ausland schon belächelt. Zu Recht wie ich finde.

Ich bin keine Deutsche im eigentlichen Sinne, also weder mein Vater noch meine Mutter sind Deutsche, noch bin ich hier geboren und dennoch mag ich mir kein anderes Land vorstellen in dem ich lieber wäre.

Ich habe seit meinem 18. Lebensjahr die deutsche Staatsbürgerschaft und würde niemals die ursprüngliche haben wollen. Eben weil mir dieses Land einfach fremd geworden ist.
Ich bin mir sicher, wenn ich in mein altes Ursprungsland zurück müsste, würde ich immer noch sagen, dass ich Deutsche bin weil ich denke, dass man in der Sprache in der man träumt auch ansonsten zuhause ist.

[Datura]

Ich kenne nicht alle Nationen und kann jetzt nur für meinen Teil sprechen, aber Südländer sind da lockerer. Diese Ernsthaftigkeit, zum Teil schon Verbissenheit ist nicht so ausgeprägt. Man lässt auch gerne mal fünfe gerade sein.

Mit Sicherheit wäre Deutschland kein Hochtechnologiestandort, wenn die verbissenen Deutschen öfter mal 5 gerade sein hätten lassen. In Deutschland ist 5 einfach immer ungerade.
Es geht nun mal nicht beides.
Entweder man ist genau oder man ist lässig.
Lässigkeit mag wesentlich sympathischer sein, ist aber das Gegenteil von Exaktheit.
So braucht nicht Deutschland den nächsten Rettungsschirm, sondern Italien.

Dafür können die lässigen Italiener exakter Fußball spielen als die Deutschen.

[sabine21]

Datura, das muss nicht zwingend sein. Arbeit ist Arbeit und Spaß ist Spaß.

[Visi]

Ich bin sehr froh, Deutsche zu sein, und bin sehr stolz auf mein schönes Land! Leider darf man das immer noch nicht so wirklich sagen, meiner Erfahrung nach

Was mir extrem an im Ausland lebenden Deutschen aufgefallen ist, ist dieser Widerwillen zu sagen, wo man herkommt - die meisten sagen, sie kämen aus dem Land, in dem sie Leben (z.B. in Australien). Bei genauerer Nachfrage stellt sich dann raus, dass sie seit ein paar Jahren dort leben (und meist hört man's ja auch gleich ). Das verstehe ich nicht, wenn mich jemand fragt, wo ich herkomme, sage ich immer sofort, dass ich Deutsche bin

[Exuser57]

??????????

Also ich kann mich immer nur wundern über den semantischen Eiertanz vieler Deutscher.
NEIN, sie sind NICHT stolz auf ihr Land....weil das könnte ja bedeuten, dass sie Nazis sind.


Mir egal.
Ich liebe dieses Land, bin gebürtige Deutsche, bin absolut froh, in einem solch reichen Land mit zumindest ansatzweise verwirklichter persönlicher Freiheit und Geichberechtigung zu leben.

Ich bin sogar in Besitz einer Deutschlandfahne und singe ab und an die Nationalhymne mit.

Und, bin ich jetzt Nazi???

[hibernating]

Ich glaube, dass die Leute, die Mayan beschreibt, eher ihre Individualität betonen möchten. Warum auch nicht. Ist doch toll, finde ich. Auch, dass man dann zB (manchmal) zweisprachig aufwächst finde ich klasse.

Ich bin Europäerin, und finde so Sachen wie auf "Deutschland stolz zu sein" irgendwie antik.

Wir haben halt Glück gehabt, hier zu leben und nicht in Ruanda oder Posemuckel.

[Exuser67]

Was mir extrem an im Ausland lebenden Deutschen aufgefallen ist, ist dieser Widerwillen zu sagen, wo man herkommt

ich hab mal auf die Frage wo ich denn herkäme geantwortet: "aus Stuttgart" woraufhin die Antwort kam: "ach schön - aus der Schweiz")

[Dawn13]

Nationalstolz ist ein für mich sinnbefreites Konzept. Egal welche Nation. Ich wüsste nicht, warum ich stolz drauf sein sollte, Schweizerin zu sein - ich habe nichts geleistet, um dies zu sein und auf etwas, zu dem ich nichts beitragen kann, kann ich nicht stolz sein. Ich bin froh, hier geboren zu sein, finde gewisse Sachen gut, andere schlecht, lebe aber unterm Strich einigermassen gerne hier und weiss, was ich habe und dass ich es gut habe. Aber stolz? Nein.

[Exuser69]

Ich bin weder stolz noch besonders froh deutsch zu sein und in Deutschland zu leben. Trotzdem ein Stück weit dankbar, es hätte auch Indien, Syrien oder sonstwas sein können. Von daher ist Deutschland schon die bessere Wahl. Wenn ich mich entscheiden könnte würde ich aber versuchen wollen in einem anderen Land zu leben. Für mich erstrebenswert wäre ein Leben als Weltenbummler
Ich finde, dass Deutschland sich selbst auch gerne mal schön redet. Natürlich haben wir es hier besser als Menschen in armen Ländern, Ländern mit Diktatur oder Frauenfeindlichkeit. Aber es gibt auch mindestens so viele Länder die "westlich" sind, reich und in denen es sich trozdem besser leben lässt (Skandinavien, Kanada,...)
Man muss ja nicht immer von den krassen Beispielen ausgehen.
Und auch wenn ich dafür gleich eins über kriege und wieder mit Argumenten von diktatorischen, armen Ländern oder unterdrückten Völkern um sich geschmissen wird, frage ich mich oft ehrlich was wir von unserer so genannten Demokratie (= Volksherrschaft) denn haben. Ich glaube, dass dem Volk einfach suggeriert wird ein Wörtchen mitreden zu dürfen damit es still hält und sagen kann "wir haben doch Demokratie". Im Grunde entscheidet im Einzelnen hier aber niemand auch nur irgendwas. Es wird höchstens von anderen versucht zu unseren Gunsten zu entscheiden. Und das Gelingen ist auch manchmal zweifelhaft.

Mein Ex-Freund hat übrigends eine deutsche Mutter und einen griechischen Vater. Er sagt immer er weiss nicht welchem Land er sich näher fühlen soll. Vor allem da er für jeden in Deutschland immer als Grieche gilt und in Griechenland gilt er als Deutscher
Bei der EM war er für Griechenland, aber er sagte nur aus dem Grund, weil die Griechen sich mehr über den Sieg freuen würden

[Bobbi]

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Was mir extrem an im Ausland lebenden Deutschen aufgefallen ist, ist dieser Widerwillen zu sagen, wo man herkommt - die meisten sagen, sie kämen aus dem Land, in dem sie Leben ...

Das kann ich jetzt nicht bestaetigen. Ich kenne einige Deutsche die hier leben und ich has noch nicht erlebt, dass jemand nicht sagt, dass er aus Deutschland ist wenn er gefragt wird.