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Gästin
Ich habe mir das nicht angetan, weil ich nicht sehen will, wie sowas passiert. Eine Freundin wollte mir das dann detailreich schildern. Es hat wohl etwas gedauert, bis sie gemerkt hat, dass ich die Leitung unterbrochen hatte.
Mir geht es ähnlich wie paulinka. In meinem gelebten Leben habe ich zumindest immer das Gefühl von Entwicklung gehabt und jetzt gegen Ende sehe ich nur Rückschritte. Es macht mich unfassbar traurig und hoffnungslos.
Gut geschrieben. Ich stimme völlig zu.
Ich habe nicht alles gesehen. Das, was ich gesehen habe reicht allerdings, um mich fix und fertig zu machen.
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all about eve
George Floyd ist nicht während der Misshandlung gestorben, also während der Aufnahme, sondern aufgrund der Misshandlung später im Krankenhaus. Was es keinesfalls besser besser macht. Ich habe es mir angesehen, weil ich mit eigenen Augen sehen wollte, wovon alle sprechen, um mir ein Bild zu machen, selbst, wenn es mich im Tiefsten erschüttert. Das Verhalten der Polizisten, insbesondere des einen, der auf dem Hals des Opfers kniet ist so unglaublich unmenschlich und geradezu bösartig, dass man sich die Frage stellen muss, wie so etwas Abartiges in den Polizeidienst kommt und vor allem dort bleiben darf. Gegen den Beamten lagen ja schon mindestens zwei Dutzend Beschwerden vor.
Hätte George Floyd eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben anderer dargestellt oder hätte er Menschen auf offener Straße niedergeschossen, hätte man eine solche Reaktion der Polizisten ja noch irgendwie nachvollziehen, nicht aber rechtlich gutheißen können. Aber das Opfer hat - angeblich - nur mit einem gefälschten 20-Dollar-Schein gezahlt. Das muss man sich einmal vorstellen, welche unverhältnismäßige Gewaltbereitschaft in diesen Polizisten steckte. Auch dass keiner der Kollegen des Haupttäters eingeschritten ist, ist einfach unfassbar.
Ich kann die Wut, die die Menschen in den USA auf die Straße treibt, gut nachvollziehen. Und ich kann irgendwie verstehen, dass sie Gewalt mit Gewalt vergelten wollen aufgrund dieses beschämenden und perversen Vorfalls. Aber auch das kann man nicht gutheißen. Gewalt erzeugt immer nur wieder Gewalt, es ist eine Spirale, die sich konsequent abwärts ins Verderben dreht. Der Bruder des Opfers hat um friedliche Demonstrationen gebeten - angesichts des eigenen Verlustes eine Geste, die größte Hochachtung verdient.
Ich hoffe, die Amerikaner wachen endlich auf, demonstrieren konsequent und nachdrücklich friedlich und schaffen Trump durch Wahl ab. Aber: Wird sich sich die Behandlung der schwarzen Bevölkerung durch einen demokratischen Präsidenten wirklich grundlegend ändern? Auch unter Obama hat es doch ähnliche Vorfälle gegeben.
Man "streitet" wohl darüber, ob im Krankenhaus oder vor Ort. Zumindest ist er vor Ort ins Koma gefallen und hatte körperliche Entleerungen.
Ansonsten stimme ich Dir voll und ganz zu! Danke für Deine Worte!
Gästin, mich erschreckt etwas, dass Du dem Angestellten wünschst, dass er die Bilder nie wieder los wird (oder habe ich das falsch verstanden?) - er hat eine Straftat vermutet und die Polizei gerufen. Das sollte man machen können, ohne dass man Angst hat, dass dabei ein Mensch zu Tode gefoltert wird. Man weiß ja auch nicht, wie das versicherungsmäßig ist. Vielleicht bekommt man in den USA dann den Gegenwert des Geldes zurück. Was auch immer. Den Angestellten trifft wohl ebenso wenig Schuld, wie Floyd selbst.
"Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft keinem. Marie von Ebner-Eschenbach, Schriftstellerin
Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen fühlen, wenn jemand die Wahrheit sagt. Christian Morgenstern