US Wahlen-für wen seid Ihr?

[Gästin]

Es wird sehr wenig von den Toten berichtet, wie sie zu Tode gekommen sind oder wie die Situation war.

Ich persönlich wiederum finde das sehr gut. Wenigstens der Tod eines Menschen sollte nicht vor die Kamras gezerrt werden.

[Beautybuendel]

Ich persönlich wiederum finde das sehr gut. Wenigstens der Tod eines Menschen sollte nicht vor die Kamras gezerrt werden.

Das kommt - in meinen Augen darauf an. Leider werden viele Vorkommnisse dann ernster genommen. Und auch was die Strafbarkeit anbelangt, ist die Verletzung/ der Tod eines Menschen halt ausschlaggebend. Wenn ich eine Bank überfalle und niemand zu Schaden kommt, werde ich anders verurteilt, als wenn ich dabei drei Menschen erschossen habe.
Ja, ich weiß, das hat dann nur die Justiz zu interessieren, aber in der Wahrnehmung der Menschen und vielleicht auch im Umdenken der Menschen ist doch (leider) oft von Belang, wie die Konsequenzen eines Vorfalls waren.
500 Rechte haben den Reichstag gestürmt? Ja und?
500 Rechte haben das Capitol gestürmt und es gab 6 Tote? Das geht doch oftmals anders in die Bewertung der Menschen ein (wirkliche Bedrohung usw.)

[Gästin]

Ja, ich weiß, das hat dann nur die Justiz zu interessieren, ...

Genau.

Details über Todesfälle, egal in welchem Zusammenhang, wissen zu wollen hat nur Berechtigte zu interessieren. Alles andere ist keine Anteilnahme, nicht zur Meinungsbildung geeignet, sondern pure Sensationsgeilheit und damit verabscheungswürdig, nicht weit von denen entfernt, die bei Unfällen glotzen.

[Beautybuendel]

Es ging mir nicht um Details, sondern einfachste Hintergründe. Sind die Menschen durch fremde Hand verstorben oder weil sie vor Freude einen Herzanfall erlitten haben? Das ist für die Einschätzung der Ereignisse relevant.

[Gästin]

Was genau schätzt du damit ein? Was genau bildet damit deine Meinung?

[Beautybuendel]

Ich würde jetzt mal sagen, dass es eine grundsätzliche Einordnung ist. Nicht meine persönliche.

In Bangladesh geht eine Nähfabrik in Flammen auf, es können sich aber alle retten - in Bangladesh geht eine Nähfabrik in Flammen auf, es sterben 300 Menschen, weil die Notausgänge versperrt waren, bzw. es gab keine.

In letzterem Fall geht ein wichtiger Diskurs los (Behandlung der NäherInnen, etc.) eine gewichtige Wahrnehmung. Medien thematisieren.
Ich sage nicht, dass das gut ist, aber es ist in der Regel so und so werden Ereignisse anders eingeschätzt, behandelt.
Hätte es einen Sturm auf das Capitol gegeben und es hätte 100 tote Abgeordnete gegeben, gäbe es jetzt auch eine andere Berichterstattung, eine andere Reaktion der Welt. Genauso verhielte es sich, wenn der Angriff völlig ins Leere gelaufen wäre.

[Beautybuendel]

Oder anders - vielleicht, um das eigene "Interesse" zu erklären:

Sowohl meine Ausbildung, als auch mein Beruf handeln davon, wie Menschen, Strukturen, Dynamiken funktionieren. Daher interessiert mich, wie auf Ereignisse reagiert wird. Ich möchte analysieren. Und dazu muss ich aber Hintergründe wissen.

Ich persönlich finde 5 Tote unfassbar viel und bin erstaunt, wie wenig das überhaupt thematisiert wird. Es sind Randnotizen (zumindest empfinde ich das so). Und ich möchte wissen, warum das so ist. Da brauche ich keine Details im herkömmlichen Sinne, aber Informationen, die das einordnen.