Hühnersuppe der Erinnerung

[Aurelia]

http://www.tagesspiegel.de/berlin/hu...g/6209356.html

Ich arbeite momentan gerade auch an so einem Kochbuch .
Meine Eltern haben alte Rezepte niedergeschrieben, so wie ich sie noch aus der Kindheit bzw. von den Großeltern kannte.

Habt ihr auch Gerichte bzw. Gerüche in der Nase, die in euch Erinnerungen wecken?

Kocht ihr noch so, wie eure Eltern oder Großeltern?

Oder meint ihr, dass die Küche von damals einfach nur zum Sattmachen diente, ohne an den Genuss zu denken?

[charlotte.mermaid]

ich erinnere mich gerne an die salatsaucen meines Papa (super sauer und mit vielen frischen kräutern aus dem garten), überbackene pfannkuchen mit hackfleisch-füllung, sauerkraut-kartoffelbrei-auflauf und diese tüten-tomatensuppen mit reis habe ich geliebt (meine Mum hat immer noch eierstich und backerbsen rein).

mein mann und ich kochen total anders als unsere eltern, mit sehr wenig fleisch, vielen unterschiedlichen, teils 'exotischen' zutaten, moderner kann man das nennen. und ich muss sagen, ich finde es toll, dass meine eltern heute auch anders, zeitgemäßer kochen als in meiner kindheit. was aber natürlich auch daran liegt, dass man heutzutage eben auch einen ganz anderen zugang zu nahrungsmitteln hat und man viel mehr über die un-/gesunde wirkung von essen weiß. heute bekommst du in jedem supermarkt ruccola, parmesan am stück, süßkartoffeln, bulgur... um nur mal ganz einfache sachen zu nennen, ohne die ich mir kochen gar nicht mehr vorstellen kann.

[Carrie Ann]

Ich liebe die Küche meiner Kindheit! Ich frage meine Mutter immer mal wieder nach Rezepten, koche es genauso nach und stelle entnervt fest, dass es bei Mutti einfach anders und viel besser schmeckt Also überlasse ich solche Dinge einfach meiner Mutter (oder auch Oma).
Meine Großeltern essen viel deftig und Hausmannskost, bei meiner Mum in der Küche geht es teilweise deutlich neuer, leichter, exotischer zu. Sie scheut sich nie etwas neues auszuprobieren, das habe ich übernommen.

[Aurelia]

und ich muss sagen, ich finde es toll, dass meine eltern heute auch anders, zeitgemäßer kochen als in meiner kindheit. was aber natürlich auch daran liegt, dass man heutzutage eben auch einen ganz anderen zugang zu nahrungsmitteln hat und man viel mehr über die un-/gesunde wirkung von essen weiß. heute bekommst du in jedem supermarkt ruccola, parmesan am stück, süßkartoffeln, bulgur... um nur mal ganz einfache sachen zu nennen, ohne die ich mir kochen gar nicht mehr vorstellen kann.

Ja Charlotte, wir haben heute ganz andere Möglichkeiten, als die Generationen vor uns. Ich fragte mich, als ich an dem Kochbüchlein tippselte, wie wir uns ernähren würden, wenn wir nicht das Gros an Nahrungsmitteln hätten, welches uns heute zur Verfügung steht.

Meine Großeltern kochten meist nur das, was zur Verfügung stand.
Also Gemüse aller Art, wie Mais, Kartoffeln, Bohnen usw. aus dem eigenen Garten.
Fleisch gab es nur zu sonntags und zu besonderen Anlässen.

Sie hatten immer Gänse und Hühner und sie verwerteten alles, was sich daraus zubereiten ließ.
Ich fragte mich, wie eine heute moderne Köchin mit solchen Grundnahrungsmitteln auskommen könnte.


Carrie,
mir geht es auch so. Meine Mutter kann mir zig mal sagen, wie sie ein Gericht zubereitet, bei mir schmeckt es nie so gut, wie bei ihr !

[charlotte.mermaid]

ja, ich musste eben auch wieder feststellen, dass ich es noch nicht mal schaffe, die salatsauce wie mein papa hinzukriegen. ich mag sehr vieles, was meine eltern uns zu kinderzeiten gekocht haben (s. oben, u.a.), aber ich koche es – bis auf den sauerkraut-auflauf – nie nach, weil ich weiß, dass es nicht so schmecken wird wie zuhause. viele zutaten, die ich als kind nicht mochte (tomaten als salat, spargel, schwarzwurzel...) liebe ich jetzt und bereite sie auch selber zu. aber einiges mag ich heute immer noch nicht – rouladen, kassler, gefüllte GRÜNE paprika...

meine eltern haben einen riesigen garten, der zum großen teil unseren speiseplan diktierte. auch hier natürlich geschmackserinnerung: karotten direkt aus der erde gezogen, mit der gieskanne kurz abgewaschen und geknabbert. einen ganzen himbeer-strauch auf einmal abgegessen.

wie meine großmütter gekocht haben, weiß ich nicht, da ich beide omas nur als kleines mädchen noch erleben durfte. aber eine schöne erinnerung gibt es an die zeit: alle enkelkinder haben jeden freitag abend bei Oma Magda rosinenbrot mit kakao bekommen, brot in stückchen und dann aus dem becher kakao gelöffelt. mmmhhh!

[Carrie Ann]

meine eltern haben einen riesigen garten, der zum großen teil unseren speiseplan diktierte. auch hier natürlich geschmackserinnerung: karotten direkt aus der erde gezogen, mit der gieskanne kurz abgewaschen und geknabbert. einen ganzen himbeer-strauch auf einmal abgegessen.

Meine Großeltern haben einen Schrebergarten und früher viel angebaut, heute altersbedingt nur noch ein bisschen. Man, das war toll! Ich erinnere mich auch an Erbsen-aus-den-Schoten-pulen

[Klaraverstand]

mir geht es auch so. Meine Mutter kann mir zig mal sagen, wie sie ein Gericht zubereitet, bei mir schmeckt es nie so gut, wie bei ihr !

Mein Kind hat es mal auf den Punkt gebracht:
Nachdem ich das gefühlte 100te mal das Rezept für Fleischbrühe mit Griessnockerln erklärt hatte, und immer wieder der Anruf: Mama, kannst Du am Sonntag bitte mitbringen, folgender dialog.
Ich: Ich habe Dir doch alles genau gemailt mit Zutaten, Zubereitung und Zeiten.
Kind: Ja, stimmt, wird aber nix, da fehlt was.
Ich: Nein , alles genau aufgeschrieben.
Kind: Nein,, Mütter haben ein besonderes Gewürz.
Ich: Welches
Kind: Ganz viel Liebe
Ich *schmelz, Herzchen mal, wieder koche

[charlotte.mermaid]

Ich *schmelz, Herzchen mal, wieder koche

ooh, wie schön, Klara. ich hoffe, wenn mein sohn mal auszieht, haben wir dann auch so gespräche.

[Klaraverstand]

Uebrigens Huehnersuppe war in meiner Kindheit wie Medizin.Half bei allem,Erkältung, Liebeskummer, schlechten Noten und wenn die ganze Welt boese zu mir war, dann kochte Oma Huehnersuppe.

[Aurelia]

Mein Kind hat es mal auf den Punkt gebracht:
Nachdem ich das gefühlte 100te mal das Rezept für Fleischbrühe mit Griessnockerln erklärt hatte, und immer wieder der Anruf: Mama, kannst Du am Sonntag bitte mitbringen, folgender dialog.
Ich: Ich habe Dir doch alles genau gemailt mit Zutaten, Zubereitung und Zeiten.
Kind: Ja, stimmt, wird aber nix, da fehlt was.
Ich: Nein , alles genau aufgeschrieben.
Kind: Nein,, Mütter haben ein besonderes Gewürz.
Ich: Welches
Kind: Ganz viel Liebe
Ich *schmelz, Herzchen mal, wieder koche

Wir haben uns schon über die Pfannen und Töpfe unterhalten, ob es wohl daran liegen kann.

Das Kochbuch, welches ich gerade aus alten Rezepten zusammenstelle, hat den ganz profanen Titel "Liebe geht durch den Magen".

Meine Oma liebte ihre Hühner und Gänse über alles. Jede/r hatte einen Namen und wenn sie sie rief, kamen sie auch. Ab und zu ist sie mit den Gänsen zu einem naheliegenden Bach gegangen, Oma voraus, Gänse hinterher.

Hühnersuppe und Holundersirup waren bei uns auch die erste Maßnahme bei Erkältungen.

Kocht hier eigentlich jemand noch Hühnersuppe?