Liebe Kuschelzombie,
ich kann dich so gut verstehen. Ich wollte mich das 1. Mal von ihm mit 28 trennen, dann mit 30, dann bin ich schließlich mit 35 gegangen.
Auch bei uns: alles sehr solide, sehr eingefahren, kein Prickel mehr. Der Alltag hatte uns verschluckt. Ich war jung, ich wollte mehr. Ich wollte Kinder, er nicht. Ich hatte nichts erlebt, ich spürte innerlich: ich war nicht gewachsen durch diesen Mann an meiner Seite. Deshalb war es wie ein innerer Drang nach vorne zu gehen, durch die Trennung hindurch. Auf zu neuen Ufern.
Es war, als hätte mein Innerstes gespürt, dass eine Entwicklung auf mich wartet. Damals war ich der festen Überzeugung nicht lange allein zu bleiben, ich erwartete in meiner Naivitiät den Ritter auf dem weißen Pferd mit allem drum und dran.
Der Ritter kam. So dachte ich. Ich war so verliebt in diesen neuen Mann. Absolut gutaussehend, belesen, interessant. Das er psychisiche Probleme hatte wusste ich damals nicht, nur sein Verhalten war manchmal merkwürdig. Aber ich hatte keine Erfahrung mit Männern und dachte damals, jeder Mann wäre so wie mein Ex. Weit gefehlt.
Ich bin durch die Hölle gegangen, vor und wieder zurück. Ich bekam alles was ich wollte: große Verliebtheit, prickeln, "Drama". Noch nie spürte ich in all dem Leid die Liebe so sehr, wie mit diesem neuen Mann.
Heute frage ich mich manchmal wie ich mich weiter entwickelt hätte, wäre ich bei meinem Ex geblieben. Eines kann ich sagen: ich wäre nicht der Mensch, der ich heute bin. Denn erst nach der Trennung bin ich gewachsen, habe meine Erfahrungen gemacht. Es war zwangsläufig, mich von ihm zu trennen. Denn unsere Zeit war vorbei. Es drängte mich weiter. Ich lief in mein Unglück, aber gerade dies hat mich geprägt. Ja, auch positiv.
Manchmal, wenn es zu katastrophal wurde, habe ich mich nach meinem langweiligen Leben an der Seite meines Ex zurück gesehnt. Mir wurde klar, dass ich viel hatte, damals mit ihm. Sicherheit, Verbundenheit, ich fühlte mich aufgehoben und verstanden. Und mir wurde klar, wie wichtig mir Verbindlichkeit im Leben ist. So wie mir vieles deutlich wurde, was ich brauche.
Heute würde ich eine ruhige, stabile Beziehung auf Augenhöhe jedem "Ritter auf dem weißen Pferd" vorziehen. Aber ich weiß auch warum. Weil ich meine Erfahrungen gemacht habe.
Du hast sie vermutlich noch nicht gemacht. Deshalb hast du das Bedürfnis,dich auf diesen neuen Weg zu begeben. Deine Entwicklung wird zwangsläufig sein und ist jetzt auch nicht mehr zu stoppen.
Ich wünsche dir von Herzen, dass du gute Erfahrungen machen wirst. Es muss nicht immer alles in so einer Katastrophe enden, wie bei mir. Aber schau genau hin, wen du dir als nächstes in dein Leben holst. Und lass dich nicht davon irritieren, dass du in den letzten 2 Jahren keinen Britzel hattest. Aus Bedürftigkeit macht man manchmal viele Fehler.
LG
Mayan
Die letzte Strophe deines Liedes war verklungen, als er deinen Namen rief.
In mir jedoch wird's nie verstummen. Es singt ganz leise........seelentief.