@Purzel, ich kenne keinen Ossi, der sich nicht an den 9. November erinnern würde. Ich weiß immer noch, dass es ein Donnerstag war. Dafür muss ich nicht mal Wikipedia bemühen.
Die meisten Menschen, wenn sie nicht grad in der Nachtschicht arbeiteten, waren zu Hause oder lagen wie ich schon im Bett. Die Info, dass man nun reisen dürfte, kam nämlich abends und das recht spät.
Ich musste am Freitag in den Betrieb. Dort hatte ich WPA (wissenschaftlich praktische Arbeit). Mein Klassenkamarad und ich kamen wie immer pünktlich und der Meister guckte uns an und fragte, was wir zwei Döspaddel denn hier wollten. Wir wussten nicht, was er meinte. Er schickte uns also heim. Irgendwie erfuhr ich dann, dass ich mir einen Stempel für meinen Perso bei der Polizei habholen müsse. Also auf dorthin. Was sich da bot, war irre. Einge gigantische Menschenschlage stand dort (nicht dass wir Schlangen nicht gewohnt waren, aber das ...)
Ich glaube an diesem Freitag hat keiner gearbeitet. Alle standen an. Und es war soooo kalt. Aber Metzgereien, Bäckereien und Privatpersonen versorgten uns mit belegten Brötchen, Kaffee, Glühwein. Es war ein Volksfest. Kann mir wirklich nicht vorstellen, dass sich da kaum jemand dran erinnert.
Am Samstag, denn 11.11. haben vier Leute aus meiner Klasse und ich in einer Spontanaktion ganz narrisch die Hausmacht übernommen. Während die anderen Party auf dem Schulhof machten, holte uns ein Vater ab und fuhr uns zum Bahnhof. Von dort sind wir nach Berlin. Auf die Westberliner-Erfahrung hätte ich liebend gern verzichtet. Es war furchtbar. Naja... Das dazu.
Zum Film: Ich habe mich eher gewundert, warum die Stasi so spät auf den Plan kam. Immerhin waren sie mit Staatsfeinden befreundet.
Selbst fand ich den Film sehr logisch und ohne Brüche. Mag daran liegen, dass mir nur weniges fremd war.
Und mir ging es gut in der DDR und hatte immer zu essen und was zum anziehen. Mir hat da nix gefehlt, was wohl auch daran lag, dass ich in dieses System reingeboren wurde und für mich alles pure Normalität war. Die IMs kannte man; insofern. Und ich war beim Mauerfall kurz vor meinem 18.Geburtstag. Ein zur damaligen Zeit 30/40zig-Jähriger hatte wohl schon aus Lebenserfahrung eine ganz andere Wahrnehmung. Es ist wie immer: es kommt drauf an und eine einzige allgemeingültige Wahrnehmung gabs nicht und wirds nicht geben.
Ein Bild lügt mehr als tausend Worte.