Hallo zusammen,

ich arbeite seit fünfeinhalb Jahren in der Personalabteilung eines mittelständischen Unternehmens mit internationaler Ausrichtung. In meinen Aufgabenbereich fallen neben den üblichen Assistenzaufgaben auch die Betreuung einer bestimmten Mitarbeitergruppe als Personalreferentin. Der Job macht mir viel Spaß, ich komme mit meinem Chef sehr gut klar, habe ihn auch immer würdig "vertreten" im Rahmen meiner Möglichkeiten (er hat offiziell einen anderen Vertreter). Meine Qualifikation passt auch optimal (kfm. Ausbildung, Personalbetriebswirtin, Ausbilderin)

Seit kurzem gehören wir zu einem riesigen Konzern und nun hat mir heute mein Chef zwischen Tür und Angel verklickert, dass unserer Vorstandvorsitzender (kenne ich auch seit fünfeinhalb Jahren) mich gerne als Assistentin hätte Ich war total geschockt, als mein Chef dann auch gleich meinte, dass er als Nachfolge für mich schon eine Idee hätte, aber es natürlich auch sehr schade fände, wenn ich nicht mehr für ihn arbeite.

Ich habe ihn dann nur gefragt, warum er es nicht kategorisch abgelehnt hat, aber ich glaube er hat einfach Schiss seinem Chef (dem Vorsitzenden) Contra zu geben.

Tja, nun soll ich mir mal übers Wochenende Gedanken machen (Cheffe ist morgen auf Dienstreise) und Montag werde ich dann wahrscheinlich nach meiner Entscheidung gefragt...

Das große Problem an der ganzen Sache ist, dass der Vorsitzende zwei Assistentinnen hat. Eine davon will er entlassen, die andere soll degradiert werden aber weiterhin für ihn arbeiten. Und dann komme ich dazu.

Die Kollegin, die bleiben darf, ist sehr nett, wir kommen sehr gut klar, hatten aber bisher auch nur alle paar Tage mal miteinander zu tun. Sie ist zwanzig Jahre älter als ich (kein Problem für mich).

Mein Chef meint, das Ganze wäre eine große Chance für mich. Hmmm, ich seh das irgendwie nicht so. Ich habe im Moment einen Aufgabenbereich, für den ich alleine voll verantwortlich bin, bin zudem für die kaufmännischen Azubis zuständig, was mir auch sehr viel Spaß macht. Den Mitarbeiterkreis, den ich betreue, habe ich gut im Griff.

Was erwartet mich denn in der neuen Aufgabe? Kaffeekochen (mache ich jetzt auch für meinen Chef), Dienstreisen buchen (mache ich jetzt auch), Telefonate durchstellen, Termine koordinieren, Meetings vorbereiten (auch alles dabei bisher), aber das wars doch dann auch Das sind alles Dinge, die ich zurzeit so nebenbei mache, zusätzlich zu meinem anderen Aufgabengebiet!

Klar, im Vorstandsbüro ist es bestimmt spannend, man bekommt viel mit (habe ich jetzt aber auch schon) und trifft evtl. interessante Leute (was mir egal ist).

Viel mehr Geld gibt es wahrscheinlich auch nicht.

Ich persönlich finde, dass ich ein ziemlich großes Risiko eingehen würde, wenn ich Stelle annehmen würde. Ich hätte quasi wieder eine Probezeit und wenn der Vorsitzende mich dann doch nicht mag, dann wär ich im Nullkommanix weg.

Wenn ich nun ablehne, stehe ich sicher auf einer "schwarzen Liste" und das Verhältnis zu meinem jetzigen Chef hätte auch irgendwie einen Knacks (hat es jetzt seit heute glaube ich schon.... ich bin seine engste Mitarbeiterin und jetzt will er mich "verkaufen"). Wenn ich zusage, dann trauere ich wahrscheinlich ewig meiner alten Stelle hinterher und bekomme auch noch mit, ob meine Nachfolgerin es besser oder schlechter macht als ich.

Was mache ich nun bloß? Ich glaube ich warte einfach ab, bis mein Chef mich wieder anspricht und dann sage ich erstmal, dass ich das für einen Scherz gehalten habe

Ach ja, ich musste mir das einfach mal von der Seele schreiben... Danke fürs Lesen.