Ich kann gut verstehen, dass LA es jahrelang bedenkenlos geschafft hat, sich für unschuldig zu halten, ohne vom schlechten Gewissen zerfressen zu werden.
Er wurde engmaschig kontrolliert, bei allen seinen Toursiegen wurde er mehrfach getestet, jeweils ohne positiven Dopingbefund.
Nach damaligen Maßstäben hat(te) er nicht gedopt. Natürlich war statutengemäß die Einnahme verbotener Substanzen Doping, aber Hand aufs Herz, wenn man diese Substanzen zu dem Zeitpunkt der Einnahme mit normalen Messverfahren nicht nachweisen kann, hunderte von Tests negativ ausfallen, muss man sich dann schuldig fühlen???
1999 gab es noch keine so genauen Testverfahren, um EPO verlässlich nachweisen zu können, das hat man erst 7-8 Jahre später hinbekommen.
Es ist doch lachhaft, wenn Diebstahl und was weiß ich für Vergehen nach ein paar Jahren verjähren, Sportdoping aber nicht.
Das ist eine Hexenjagd sondersgleichen gewesen in einem Business, in dem mMn mehr als 95% der Fahrer gedopt sind. Mittelklassefahrer bei mittelmäßigen Stadtrundfahrten, bei denen es gerade mal eine Küchenmaschine und einen Gutschein für das örtliche Fitnessstudio zu gewinnen gibt, werden teilweise schon positiv getestet. Selbst Fahrer, die einmal aufgefallen sind und nach ihrer Sperre wieder ins Geschehen eingreifen dürfen, werden rückfällig und ein zweites Mal auffällig, was kein Einzelfall ist.
Ich weiß nicht, ob man da nachtreten und Steine werfen soll.
Keiner der Teilnehmer der Tour de France schafft diese Strapazen durch große Spaghettiportionen und viel Schlaf, das kann mir niemand erzählen.
Und überhaupt. Selbst Breitensportler helfen mittlerweile nach. Der Dorfbodybuilder nimmt was, der Freizeitjogger pimpt seine Leistung durch höchstprozentige Eiweißzufuhr für Freizeitjogger Kompressionsstrümpfe, ohne die angeblich nichts mehr geht oder die ein bißchen schneller machen.
Das ist insgesamt lächerlich. Wer glaubt, irgendwas ginge im Profisport ohne, der träumt.
Der eine machts halt besser und der andere schlechter und wird zeitnah erwischt.
Wer weiß, was mit noch moderneren Untersuchungsmethoden als sie bei Armstrong angewendet wurden rückwirkend noch alles rauskommt.
Die, die jetzt ihre Klappe halten wie Ullrich zum Beispiel, werden wissen, warum sie das tun. Safe sind die längst noch nicht, auch von denen lagern noch irgendwo B-Proben, die jahrzehntelang mit immer moderneren Untersuchungsverfahren gefilzt werden können.
Ich werfe da keinen Stein. Armstrong ist und bleibt ein charismatischer Mann, der Massen mobilisiert hat. Wer mit ihm geworben hat, hat sicher nicht draufgezahlt sondern munter am Hype (mit)verdient. Das sollte bei der Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen auf Rückzahlung der Sponsorengelder berücksichtigt bleiben.
Geändert von Olive Oyl (20.01.13 um 19:11:02 Uhr)
Der Sohn einer Bekannten (15 Jahre) fährt im Radsport - nicht als Profi, sondern eher so Vereinsmäßig. Dort bekommen teilweise Kinder (!!!) vor der Tour ne Aspirin, weil dann die Schmerzgrenze heraufgesetzt ist und das Blut dünner und die Kids fitter!
"Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft keinem. Marie von Ebner-Eschenbach, Schriftstellerin
Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen fühlen, wenn jemand die Wahrheit sagt. Christian Morgenstern