Thema ***ismus....

[Mäusken]

Klara, meine Aussagen gehen gar nicht gegen Dich. Natürlich ist es wichtiger, erstmal überhaupt was zu sagen, den Angriff abzuwehren. Aber im Kopf kann man immer noch ein bisschen üben, um für das nächste (leider, leider) Mal besser gewappnet zu sein.

[Iridia]

Vor 3 Jahren sollte ich mal in einer Filiale einen neuen Betriebsleiter coachen.
Die ersten zwei Tage war mein direkter Vorgesetzter dabei.
Abends im Hotel haben wir zu dritt zusammengesessen , gegessen und geredet.
Auf den Satz von mir: "Zu diesem Thema sollten wir uns die nächsten Tage einmal zusammen setzen," gerichtet an den 20 Jahre jüngeren zukünftigen Betriebsleiter, erwidert der : Mit Ihnen lege ich mich höchstens zusammen.
Gelächter von meinem Vorgesetzten.
Ich habe dann nur trocken und arrogant gesagt: "Ich pflege nicht im Revier von Schulkindern zu wildern", und bin auf mein Zimmer gegangen.
Am nächsten morgen beim Frühstück mit meinem direkten Vorgesetzten habe ich ihn darauf hingewiesen, wenn er gegen diese grenzwertigen Sprüche nichts unternimmt, gehe ich mit Anwalt eine Etage höher.
Dem Jungspund wurde dann während der Probezeit ohne Angabe von Gründen gekündigt.Mein vorgesetzter war einfach zu feige oder zu solidarisch, Ross und Reiter zu benennen.Das zeigt mir einiges: Männersolidarität, der Jungspund wird sich nicht ändern, weil er gar nicht weiss, dass ihm dieser "lockere" Spruch das Genick gebrochen hat
Ich denke aber, das mein Vorgesetzter mich als "zickig" einstuft.

find ich von dir erst mal keine schlechte Reaktion.

Man könnte unter der Gürtellinie bleiben mit der Bemerkung, dass Hochschlafen eurer der Branche nicht üblich ist (übrigens ein Beispiel wo Frauen ***ismus selbst direkt ausnutzen) oder aber drüber, dass du diese Angebote immer ablehnst. Ich hätte deinem Vorgesetzten aber auch genau wie hinterher gesagt, dass ich so ein Verhalten alles andere als cheflike finde und ob er sicher sein kann, dass so eine Art viel Ärger machen wird, weil es völlig unprofessionell wirkt, seine Hormone nicht im Griff zu haben. Das wäre weg von dir hin zu seinem Nutzen in der Firma. Nur mal so als Gedanke hinterher und daher natürlich billiger als im Moment da zu sein.

Wie du es letztlich gemacht hast, ist auch okay, du hast dich eben riesig geärgert. Zumindest hast du dir nicht ewig Gedanken darüber gemacht, überhaupt zu reagieren oder nichts gesagt zu haben. Kann mir auch vorstellen, dass die Reaktion des Chefs die Sache noch schlimmer gemacht hat, der vielleicht aber auch gelacht hat, weil er dachte, der kleine Typ wird sie schon noch kennenlernen! Aber du wirst die Situation schon richtig eingeschätzt haben. Weißt du, erst wenn es uns egal ist, ob uns jemand als zickig sieht, werden diese Bedenken verschwinden. Was ist den die Alternative? Nicht die Lösung, oder? Dann finden sie uns eben zickig, das ist die Arbeit, nicht der Privatsektor.
Das Wort zickig benutzen mindestens genauso viele Frauen untereinander und ist auch ***istisch, genau wie stutenbissig. Begriffe, die nur bei Frauen angewendet werden und negativ durch Geschlecht sind.

[Mäusken]

Mit zickig meinte ich die Wirkung, die es auf den Kandidaten gehabt haben mag, der die Äußerung vom Stapel liess. Der wird sich trotz Antwort gefreut haben, dass er sie wohl gepiesackt hat, ohne sich nun durch die Antwort selbst in Frage stellen zu müssen.

Ich bin manchmal sehr für Zickenpower, um beim Begriff zu bleiben, aber auch eine wirkungsvolle Zicke zu sein, muss man üben

[Klaraverstand]

Zickig ist in unserer Branche, wo wenig Frauen in verantwortlichen Positionen sind, so das gängigste Totschlagargument.
Sowohl von unten als auch von oben.
Irgendwie doof, wenn man in so einer Sandwichposition sitzt.

[Iridia]

Dass es ein Totschlagargument ist, sehe ich ja gerade als (***istisches) Problem. Warum ist es das?

Ich bin auch oft zickig und das ist völlig okay so. Es ist doch nur anstrengend für andere, sich mit meinen Gedanken auseinanderzusetzen, von mir wird das aber doch auch erwartet also müssen sie damit leben, ich allerdings auch ohne jedes Problem. Ich muss nicht für jede von mir gefühlte Herabsetzung Humor aufbringen, was nicht bedeutet, dass man damit oft bedeutend wirkungsvoller kontern kann, aber wenn man sich auf einem hohen Level ärgert, geht das nicht mehr. Finde ich jetzt nachvollziehbar, du bist dort nicht als Entertainerin eingestellt, sondern musst dich wie andere auch abgrenzen, um bei dir zu bleiben. Also was ist schlimm daran?

[CurlyGirlie]

Klara:
Das stimmt, wenn man auf so ein doofes Geschwätz negativ reagiert, wird es oft als zickig ausgelegt.
Wirft man den Kopf in den Nacken und lacht geschmeichelt oder verlegen, ist man leicht zu haben.
Ganz toll.

[Thea]

Mit zickig meinte ich die Wirkung, die es auf den Kandidaten gehabt haben mag, der die Äußerung vom Stapel liess. Der wird sich trotz Antwort gefreut haben, dass er sie wohl gepiesackt hat, ohne sich nun durch die Antwort selbst in Frage stellen zu müssen.

Ich denke, dass du hier in seinen Satz etwas hineininterpretierst, was er aller Wahrscheinlichkeit gar nicht gemeint hat. Der wollte nicht absichtlich piesacken. Warum sollte er? Er wurde gecoacht, war den ganzen Tag (so wie ich verstanden habe) unauffällig und hat erst zum Schluß den Kracher gebracht. Höchstwahrscheinlich saß er hinterher im Zimmer und hat sich gefragt wie er nur so blöde sein konnte.
Dem Vorgesetzten hätte ich an Klaras Stelle am nächsten Tag lediglich mitgeteilt, dass er den anderen als "Ausschuss" betrachten kann weil beratungsresistent. Er hat sich ja, wie Klara auch schon schrieb, aus dem Betrieb verabschiedet.

Die wirklich wichtigen Stellen besetzt man mit intelligenten Leuten die sich benehmen können - der Rest sind Betriebsklamauken. Solche hat allerdings jeder Laden. Leider muss man auch mit denen leben.

[Thea]

Klara:
Das stimmt, wenn man auf so ein doofes Geschwätz negativ reagiert, wird es oft als zickig ausgelegt.
Wirft man den Kopf in den Nacken und lacht geschmeichelt oder verlegen, ist man leicht zu haben.
Ganz toll.

Curly, es gibt hier auch den Mittelweg. Nichts anmerken lassen, cool bleiben. Aber ich persönlich bin da wie ein Elefant. Ich vergesse nicht so schnell und warte auf die Gelegenheit um das Thema dann ganz gezielt anzubringen. Zickig zu sein ist immer schlecht weil allein das Wort mit so viel emotionalem Negativempfinden gefüllt ist und wenn man erst mal als "zickig" abgestempelt ist, ist es verdammt schwer dieses Argument jedes Mal zu widerlegen. Man ist da schnell wieder in der Defensive.Mit rationalem Kalkül kommt (ich zumindest) meistens weiter.
Der Nachtteil ist, dass mein Verhalten gelegentlich als kaltschnäuzig betrachtet wurde.

[Mäusken]

Thea, genau in diese Richtung gehen meine Gedanken. Wenn man kontert, sollte man es mit hochgezogenen Augenbrauen tun können, nicht reflexartig beissen oder flüchten. Und ich finde, man sollte Frauen ermutigen, in diese hochgezogene-Augenbrauensituation zu gelangen, wenn sie noch nicht dort sind - wie viele, die sich jetzt unter #aufschrau äussern.

[Klaraverstand]

Dass es ein Totschlagargument ist, sehe ich ja gerade als (***istisches) Problem. Warum ist es das?

Ich bin auch oft zickig und das ist völlig okay so. Es ist doch nur anstrengend für andere, sich mit meinen Gedanken auseinanderzusetzen, von mir wird das aber doch auch erwartet also müssen sie damit leben, ich allerdings auch ohne jedes Problem.

Wenn ich meine (andere) Meinung, verargumentiere, bin ich "zickig" der Kollege mit genau den gleichen Ansätzen ist der "Querdenker"
Und das gilt jetzt nicht bei Anmachen oder ähnlichem, sondern in ganz normalen, kontrovers geführten Diskussionen.