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Thema: Gedenktage für NS-Opfer

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  1. #1
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    Standard Gedenktage für NS-Opfer

    Da wir eh grad lauter Depri-Themen haben, erstelle ich gleich noch eins.
    Derzeit wird ja an 80 Jahre Machtergreifung Hitlers erinnert.

    Mich würde interessieren, was in eurer Familie zu dem Thema erzählt und geredet wurde.
    Kam da mal das Thema Schuld und Verantwortung auf?
    Wie stehen eure "Alten" dazu?
    Jemand mal seine Oma dazu befragt?

    Ich bin mir ja sehr sehr sicher, nachdem "unser Volk" heutzutage nicht einmal den Hintern hochkriegt, um gegen die himmelschreienden Verbrechen unseres von der Regierung getragenen Finanzsystems zu rebellieren... ein paar machen zwar Occupy, aber das sind Spinner, hat ja auch unser hochgelobter Buprä festgestellt...
    ...würde es sich auch heutzutage garantiert nicht aufraffen und gegen eine Mord-Diktatur wie das NS-Regime aufbegehren.
    Nicht wenn man dafür erschossen werden kann.
    Noch nicht einmal wenn dabei die eigene Karriere auf dem Spiel steht.
    Und wenn es die Karriere fördert, würde man sich heute wie damals auch noch unterhaken und mitmachen.

    Die ganze Debatte um Schuld und Verantwortung ist dermaßen verlogen, daß sich mir jedesmal verschiedenes umdreht.

    Wie geht es euch damit?

  2. #2
    Avatar von Isis
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    Ich komme aus einer "Kommunisten-Familie" und dass mein geliebter Opa nicht verschleppt wurde, war wohl mehr Glück als alles andere.
    Mein Mann und ich haben gestern auch darüber diskutiert, wie unfassbar das alles immer noch ist und wie wenig sich Deutschland eigentlich damit auseinander setzt. Stichwort: geraubte Kunstschätze, z. B.

    Aber der Mensch ist an sich schwach. Wer steht schon auf und kämpft? Das war damals nicht so, das ist heute nicht so. Ich habe mich schon oft gefragt, wie ich damals reagiert hätte, gerade jetzt als Mutter. Hätte ich gekämpft, hätte ich Juden versteckt, hätte ich geholfen und das Leben meines Kindes, meines Mannes und mein eigenes gefährdet?

    Ich komme da zu einem niederschmetternden Ergebnis, ganz ehrlich.
    Wir werden in Ewigkeiten nicht mehr gut machen können, was wir den Tieren angetan haben.
    Mark Twain

  3. #3
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    Meine Oma hat, wenn überhaupt, nur über "die schlimmen Zeiten" gesprochen und meinte damit eigentlich die Nachkriegszeit und evtl. die letzten Kriegsjahre. Auf Nachfrage kam nur vages Ausweichen oder empörtes Zurückweisen; das Offenste war einmal, zuzugeben, auch sie habe Hitler zugejubelt als junge Frau Anfang 20. Ach, und die andere Oma hat gar nichts gesagt; man konnte meinen, sie hat auch über ihr Dorf hinaus nichts mitbekommen, dabei ist ihr Mann vermisst.
    Geändert von Friederike99 (30.01.13 um 22:06:28 Uhr)

  4. #4
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    Zitat Zitat von Friederike99 Beitrag anzeigen
    Meine Oma hat, wenn überhaupt, nur über "die schlimmen Zeiten" gesprochen und meinte damit eigentlich die Nachkriegszeit und evtl. die letzten Kriegsjahre. Auf Nachfrage kam nur vages Ausweichen oder empörtes Zurückweisen; das Offenste war einmal, zuzugeben, auch sie habe Hitler zugejubelt als junge Frau Anfang 20. Ach, und die andere Oma hat gar nichts gesagt; man konnte meinen, sie hat auch über ihr Dorf hinaus nichts mitbekommen, dabei ist ihr Mann vermisst.
    DAS ist mir auch ausgefallen. Die alten Leute legen eine Selbstsucht dar, wenn es auf den 2ten Weltkrieg zu sprechen kommt, da bleibt mir die Spucke weg. Sie reden NUR über sich. Nur dass sie gehungert haben, vertrieben und ************ wurden und wie unglaublich böse die Russen waren. Kein Wort über die Judenverfolgung gesprochen und erst recht nicht, dass jede 2. oder 3 (?) sowjetische Familie mindestens 1 Mitglied durch die Deutschen verlorten hat.

  5. #5
    Avatar von Isis
    Isis ist offline Mein Kind ist hochbegabt
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    Zitat Zitat von Kassandra Beitrag anzeigen
    DAS ist mir auch ausgefallen. Die alten Leute legen eine Selbstsucht dar, wenn es auf den 2ten Weltkrieg zu sprechen kommt, da bleibt mir die Spucke weg. Sie reden NUR über sich. Nur dass sie gehungert haben, vertrieben und ************ wurden und wie unglaublich böse die Russen waren. Kein Wort über die Judenverfolgung gesprochen und erst recht nicht, dass jede 2. oder 3 (?) sowjetische Familie mindestens 1 Mitglied durch die Deutschen verlorten hat.
    Ich glaube nicht, dass das Selbstsucht ist. ich glaube eher, das sind Versuche, zu rechtfertigen, was nicht zu rechtfertigen ist.
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    Mark Twain

  6. #6
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    Zitat Zitat von Kassandra Beitrag anzeigen
    DAS ist mir auch ausgefallen. Die alten Leute legen eine Selbstsucht dar, wenn es auf den 2ten Weltkrieg zu sprechen kommt, da bleibt mir die Spucke weg. Sie reden NUR über sich. Nur dass sie gehungert haben, vertrieben und ************ wurden und wie unglaublich böse die Russen waren. Kein Wort über die Judenverfolgung gesprochen und erst recht nicht, dass jede 2. oder 3 (?) sowjetische Familie mindestens 1 Mitglied durch die Deutschen verlorten hat.
    Ja, genau so habe ich es auch oft erlebt. Die Bomben waren schlimm, die Flucht und Vertreibung auch, der Hunger, die Russen. Ja, das war entsetzlich; kaum vorstellbar für uns heute, aber tatsächlich von diesen Leuten NIE AUCH NUR EIN WORT des "hmm, aber der Krieg ging schließlich von uns aus" oder "andere haben auch gelitten" oder "wir haben Millionen von Juden vergast" oder "die Deutschen haben ja entsetzlich barbarisch in Russland gehaust" oder so. Nur und ausschließlich das eigene Leiden. Und der nächste Satz war dann meist so wie "immer wird auf uns armen Deutschen rumgehackt, immer sollen wir zahlen". Da ging mir schon immer die Galle hoch. Aufarbeitung ist bei diesen Leuten, Oma mit eingeschlossen, nie passiert; nur in der Presse und in der Forschung.

  7. #7
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    Zitat Zitat von Friederike99 Beitrag anzeigen
    Ja, genau so habe ich es auch oft erlebt. Die Bomben waren schlimm, die Flucht und Vertreibung auch, der Hunger, die Russen. Ja, das war entsetzlich; kaum vorstellbar für uns heute, aber tatsächlich von diesen Leuten NIE AUCH NUR EIN WORT des "hmm, aber der Krieg ging schließlich von uns aus" oder "andere haben auch gelitten" oder "wir haben Millionen von Juden vergast" oder "die Deutschen haben ja entsetzlich barbarisch in Russland gehaust" oder so. Nur und ausschließlich das eigene Leiden. Und der nächste Satz war dann meist so wie "immer wird auf uns armen Deutschen rumgehackt, immer sollen wir zahlen". Da ging mir schon immer die Galle hoch. Aufarbeitung ist bei diesen Leuten, Oma mit eingeschlossen, nie passiert; nur in der Presse und in der Forschung.
    Eine solche Sichtweise regt mich extremst auf!
    Wenn wir Deutschen jetzt zb von Islamisten überfallen, gefoltert, ************ und ermordet würden.... würde dann jemand von uns sagen "naja immerhin haben wir in Afghanistan mit den Amis Krieg für deren Interessen gemacht, und außerdem liefert Deutschland Waffen an Israel, damit die die Araber vernichten können, also regen wir uns nicht über unsere Vergwaltigungen und Hungersnöte auf."

    Das ist doch zum Kotzen!
    Muß ich über eigenes Leid schweigen, nur weil meine Regierung ohne meine Zustimmung andere Völker ausmordet?
    Nein.
    Ich finde, die Menschen haben gutes Recht, darüber zu klagen, was ihnen Russen angetan haben, denn auch sie haben unter ihrer EIGENEN Regierung gelittet, und das nicht zu knapp.

    Eine solche Haltung: "Aber IHR habt das und das gemacht. Zwar nicht selbst, aber dafür eure Regierung, also beschwert euch nicht"
    ...die finde ich dermaßen zum Kotzen!

    Und da verstehe ich jeden, dem das Thema meterweit zum Hals raushängt, wegen der Schuld, die wir uns auch heute noch umhängen sollen als wären wir selbst alle Mörder.

  8. #8
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    Ich komme mütterlicherseits aus einer Familie, wo "Gutes" und "Böses" wohl sehr nah beieinander lag... väterlicherseits sieht es nicht wesentlich besser aus

    Mein Uropa war Chauffeur bei der SS, war früher normaler Polizist und musste dann wegen seines Jobs als Fahrer in die SS eintreten. Er war lange in Frankreich. Meine Uroma blieb mit den Kindern in Köln. Sie war eine SEELE von Mensch und sie hat während der Abwesenheit meines Uropas für eine Familie mitgekocht, die Juden versteckt hielt. Sie hat ihm das auch erst nach dem Krieg gebeichtet.

    Ihr ältester Sohn war bei den Totenköpfen Das habe ich erst spät erfahren. Er ist standrechtlich erschossen worden, weil er einen Befehl nicht ausführen wollte.

    Meine Uroma väterlicherseits war glühende Nationalsozialistin. Sie hat auch in ihrer kleinen Gemeinde irgendeinen Posten gehabt. Aus ihrem Fundus habe ich auch "Mein Kampf" geerbt. Ihr jüngster Sohn ist mit 20 in Russland gefallen, mein Opa hat das EK1 bekommen, wurde dann aber sehr schwer verwundet.

    O-Ton in meiner Familie war lange: sooo schlecht war der Hitler eigentlich nicht, er hätte bloß keinen Krieg anfangen dürfen und das mit den Juden auch nicht.

    Nun ja. Meine Meinung zu dem Thema kennt man glaube ich hier im Board. Ich bin durch meinen Vater früh an das Thema Widerstand im Dritten Reich heran geführt worden. In meiner Kindheit lag der 2. Weltkrieg wie ein Schatten über vielem und mir war es unbegreiflich, dass anscheinend niemand konstruktiven Widerstand geleistet hat.

    Wisst ihr eigentlich, dass nach dem missglückten Attentat auf Hitler in der kurzen Zeit vom 20.7.1944 bis zum Kriegsende nochmal doppelt so viele Soldaten gefallen und Juden ermordet wurden, wie in den Jahren zuvor? Wäre es geglückt, es hätte so vielen Millionen von Menschen das Leben retten können.

    Ich für mich persönlich empfinde eine große Scham ja... wenn ich Berichte im TV über den Holocaust sehe, dann schäme ich mich für mein Volk.
    Die letzte Strophe deines Liedes war verklungen, als er deinen Namen rief.
    In mir jedoch wird's nie verstummen. Es singt ganz leise........seelentief.

  9. #9
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    Warum wird ständig von "Schuld" gesprochen in den nachfolgenden Generationen? Wie kann jemand der danach oder auch während dessen geboren wurde Schuld deswegen tragen? Ich finde, das ist ein ganz falscher Ansatz. Deswegen drehen sich viele Deutsche m.E. weg oder werden gar aggressiv, anstatt sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen und dies als Chance für eine bessere Zukunft zu nutzen und dies hinterlässt einen Beigeschmack im Ausland, die dann denken, dass die Deutschen noch immer sehr ignorant dem Holocaust gegenüber sind.

  10. #10
    Avatar von Isis
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    Schuld ist vielleicht für "uns" auch falsch. Verantwortung aber ist sehr wohl richtig.
    Wir werden in Ewigkeiten nicht mehr gut machen können, was wir den Tieren angetan haben.
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