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Thema: Selbstbestimmtes Leben nach Todesfall lernen?

  1. #1
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    Standard Selbstbestimmtes Leben nach Todesfall lernen?

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    Liebe Beauties,

    heute brauche ich mal Eure Sichtweise auf einen Sachverhalt, weil ich mich gerade täglich darüber aufrege.

    Es geht um meine Schwiegermutter: nach dem sehr plötzlichen Tod meines Schwiegervaters vor 6 Wochen kommt sie einfach nicht klar. Einerseits bewältigt sie ihre Trauer nicht - was vielleicht zum jetzigen Zeitpunkt auch noch zu früh ist - was aber viel schlimmer ist, dass sie wirklich sehr wenig kann, weil man ihr im Leben alles, aber auch alles abgenommen hat.

    Nun zeigt sie eine Haltung, die für mich heißt: Sohn, geh 1 : 1 in die Rolle deines Vaters und mach da weiter, wo er aufgehört hat. Stets zieht sie sich darauf zurück, zu zart besaitet, zu ängstlich, zu traurig zu sein, um sich um ihr tägliches Leben zu kümmern.

    In den ersten Wochen ist das vielleicht normal, keine Ahnung, sie fühlt sich in ihrer Rolle aber zunehmend wohl und hat inzwischen für alles im Leben wieder einen Lakai: Schnee fegt der Mieter, der Nachbar kratzt das Auto frei, die Mieterin nimmt sie morgens in den Arm und macht ihr Frühstück, wir erledigen ihre Korrespondenz, ihre Behördengänge, ihre Nebenkostenabrechnung, ihre Ablage, ihre Bankgeschäfte - denn sie ist nicht mal in der Lage, einen Brief richtig zu lesen.

    Das führt inzwischen natürlich zu Konflikten, denn aus "helfen" ist jetzt "erledigen" geworden. Sie zeigt keinerlei Tendenz, etwas zu erlernen und ich habe schlicht keine Lust, ihr das ein Leben lang abzunehmen, denn sie ist nicht 83 sondern 63. Und nun zur eigentlichen Frage: wie machen wir ihr klar, dass die Schonfrist irgendwann vorbei ist und wann ist auch ein guter Zeitpunkt dafür?

    Danke für Eure Antworten und viele Grüße,
    Aura

  2. #2
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    Ich bin ehrlich, nach sechs Wochen halte ich das für verfrüht.

    Sie wird noch trauern, Trauer dauert lange, jeder trauert anders. Vielleicht zeigt sie das nicht, ist nicht als Trauer erkennbar, aber sie ist da. Nun verlässt sie sich auf die Leute, die vieles für sie erledigen, damit sie das nicht auch noch machen muss. Nach dem Tod eines geliebten Menschen, mit dem man lange zusammen gelebt hat, kommt dann noch die "Bewältigung" des normalen Lebens dazu. Das ist für viele sehr schwer.

    Daher würde ich sagen, gib ihr Zeit. Lass zwischen dir und deinem Mann keinen Streit aufkommen. Es wird langsam besser. Und dann wird sie auch wollen, dass sie alleine mit dem Leben fertig wird. Aber momentan denke ich, ist sie froh, wenn sie - ich sage es gerne so - nicht von der Erde runterfällt.
    Liebe Grüße

    Cara

    "Du bist gerade 82 geworden. Du bist immer noch schön und begehrenswert. Wir leben seit 58 Jahren zusammen und ich liebe Dich mehr als je zuvor. Erst kürzlich habe ich mich erneut in dich verliebt" (André Gorz, aus Brief an D)

  3. #3
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    Ich halte es auch für viel zu früh. Gib' ihr noch Zeit zu trauern und sich an ihre neuen Lebensumstände zu gewöhnen. In einigen Wochen/Monaten kann Dein Mann sie ja mal behutsam einbinden, wenn er etwas für sie erledigt, dass sie die Vorgehensweisen mit Banken usw. lernt.

    Dass sie andere Menschen (außerhalb Eurer Familie) für ihre Belange einspannt, kann Dir doch egal sein und ist doch prima für sie.
    Sunny

  4. #4
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    hi,
    wenn sie es vorher nicht geschafft hat, wird sie dieselbe einstellung wahrscheinlich jetzt auch nicht mehr ablegen. wie du siehst es läuft doch alles

    also ich würde ein gespräch führen!
    lg

  5. #5
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    Ich finde 6 Wochen zu früh. Stell Dir einfach mal vor, Deinem Mann würde etwas passieren.
    Da sind 1,5 Monaten wirklich nicht viel.

    Wenn sie zum "Delegieren" neigt, würde ich das Thema aber spätestens nach einem halben Jahr - evt. auch früher - nochmal aufnehmen.
    Manche Menschen sind furchtbar einfach, andere sind einfach furchtbar

  6. #6
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    6 Wochen ist zu früh - wenn sie ihn geliebt hat.
    Ich war ein Jahr nach dem Tod meines Vaters noch am Trudeln - ich möchte gar nicht wissen, wie es nach dem Tod meines Mannes wäre. Ich wäre wohl auch total unfähig und froh über Abnahme alles dieser Aufgaben - für's Erste.
    Und "für's Erste" heißt, wenn ich bereit bin, mich dem zu stellen, auch gern mit Anleitung.
    Und darüber finde ich, kann man auch schon reden, in einem Monat oder so. Wann man mit ihr..., um ihr zu zeigen..., damit sie nächstes Mal oder bald allein..., jetzt machen wir das gern, auch gern gemeinsam...

  7. #7
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    Zitat Zitat von mumpitz Beitrag anzeigen
    Ich war ein Jahr nach dem Tod meines Vaters noch am Trudeln -
    Mir ging es ganz genauso.
    Bitte gib Deiner Schwiegermutter noch Zeit.
    liebe Grüße
    selvie
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  8. #8
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    klar ist es noch früh. aber wenn man da noch 6mt so weitermacht, wird es für sie nicht einfacher in ein selbstständigeres leben zu starten. ich seh da schon auch ein problem. vielleicht würd es helfen, wenn man die anfallenden unterstützende aufgaben mit nachbarn, freunden, vereinskollegen usw. aufteilt? so dass nicht die ganze verantwortung auf dem sohn lastet und so auch die gefahr verringert wird, dass er in die rolle des 'partners' rutscht?

    bei uns gibt es trauerbegleiter. nichts kirchliches, sondern eine psychologische betreuung. vielleicht könnt ihr euch da beraten lassen?
    Manche sprechen einen Augenblick, bevor sie denken. jean de la bruyère

  9. #9
    Avatar von Medha
    Medha ist gerade online Spritzenkassen Anwärterin
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    Dass es nach sechs Wochen zu früh ist, irgend etwas von jemandem zu erwarten, der seinen Lebenspartner verloren hat finde ich auch. Da braucht es noch Geduld. Mir würde es allerdings auch schwer fallen, mit jemandem umzugehen, der so unselbständig ist. Es gibt in der Generation 60+ viele Frauen, die immer alles was zu regeln ist ihrem Mann überlassen. Das geht so weit, dass am Briefkastenschild nur der Name des Mannes steht. Da kommt schon mal, ohne dass man das bewußt will, die Frage um die Ecke, ob man die nächten 20 Jahre oder länger jetzt der "Kümmerer für alles" werden wird. Es ist aber noch viel zu früh, sich darüber Gedanken zu machen. Und: besser ihr kümmert euch im Moment wirklich um den ganzen Papierkram, als dass irgendwelche Leute (dubiose Finanzberater und andere Betrüger) sich an Deiner Schwiegermutter bereichern. Manche Dinge werden wahrscheinlich immer ihren Horizont übersteigen, wenn man sich nie mit Versicherungen und Banken auseinandersetzen musste, dann lernt man das auch sehr schwer. Versuche Deinem Mann das alles so weit wie möglich zu überlassen, es ist seine Mutter. Du kannst die beiden unterstützen, so weit Du es für richtig hälst. Wenn es Dir zu viel wird, hast Du auch das Recht, Dich zurückzuziehen.

    Ich wünsche Euch alles Gute!

  10. #10
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    Das Problem ist ja tatsächlich, dass sie diese ganzen Dinge noch nie konnte.
    Mir geht es überhaupt nicht darum, dass ich ihr nicht helfen oder sie nicht unterstützen möchte. Es ist uns auch nicht zu viel (es sei denn, das geht jetzt jahrelang so weiter).

    Sondern darum, ihr ein Bewusstsein dafür zu geben, dass sie ihre Trauer/ Bequemlichkeit/ Lebensuntüchtigkeit immer auf Kosten anderer auslebt. Ja, und irgendwie dabei auch der Meinung ist, dass all das unser Job ist.

    Dabei arbeitet sie auch gerne mit emotionaler Erpressung und allem, was dazu gehört.

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