Teilzeitarbeit auch ohne Kinder?

[maneschijn]

Hallo,

ich bin in diesem Jahr mit dem Studium fertig und möchte dann meine erste Stelle antreten. Momentan mache ich quasi schon dieselbe Arbeit wie dann später im Job, da das letzte Jahr meines Studiums reine Praxisphase ist. Dabei habe ich gemerkt, dass mir eine volle Stelle einfach zu viel ist von der Arbeitsbelastung. Ich weiß, dass das am Anfang vielen so geht und dass man sich wahrscheinlich auch ein bisschen gewöhnt ans Arbeiten, aber ich habe eben das Gefühl, dass privat zu viel auf der Strecke bleibt und dass ich nicht die notwendige Zeit habe, noch Dinge für die Arbeit nachzulesen und zu lernen (was in meinem Job obligat ist). Ich würde also sehr gerne eine (ca.) 80%-Stelle antreten, finanziell wäre der Abstrich okay für mich.

Nun zu meiner Frage: Teilzeitstellen gibt es prinzipiell in meiner Branche, allerdings kenne ich wirklich ausschließlich Mütter (und manchmal Väter), die eine solche Stelle wegen der Kinder angenommen haben. Ich habe noch niemanden kennengelernt, der gesagt hat "ich kann und will einfach nicht mehr arbeiten, meine Freizeit ist mir wichtiger als das Geld". Und ich frage mich eben, wie sowas bei Arbeitgebern ankommt und ob das überhaupt akzeptiert wird. Oder wird man schlichtweg für faul gehalten, wenn man danach fragt?

Könnt ihr da von Erfahrungen berichten (bei euch selbst, bei Kollegen oder auch in der Position als Arbeitgeber/Personaler)?


Viele Grüße,
maneschijn

[luna*]

Ich arbeite seit einigen Jahren nur noch Teilzeit, erst 35 und inzwischen nur noch 30 Stunden pro Woche. Mir reicht das Geld, meine Freizeit ist mir wichtiger als eine Vollzeitstelle.
Ich habe lange genug Vollzeit gearbeitet, das sind als Beamtin im öffentl. Dienst 41 Stunden pro Woche.

Um die Gründe für meine Arbeitszeitreduzierung habe ich nie einen Hehl gemacht, es wurde auch von allen akzeptiert. Ob man sich hinter meinem Rücken das Maul zerrissen hat, weiß ich nicht.

Ich denke, wenn du noch irgendeine Art von Karriere machen willst, ist es keine gute Idee zu reduzieren.
Wenn du aber in dieser Hinsicht keine Ambitionen hast, wäre es eine Möglichkeit.
Es kommt aber sicher auch auf die Größe des Unternehmens an.
Bei uns bin ich nicht die einzige Kinderlose, die nur TZ arbeitet, allerdings war ich damals die erste.

[Dulcie]

Ich finde diese Gedanken absolut zulässig und du bist damit nicht alleine. Eine meiner Angestellten ist auch kinderlos, Anfang 30 und will keine 40h arbeiten, sondern ist bei mir als Teilzeit mit 30h angestellt. Diese sind zwar im Schichtdienst, aber das ist absolut okay für sie.

[qlamour]

Dein Post hätte von mir sein können. Ich bin gerade in der gleichen Situation wie du, auch in der Praxisphase meines Studiums und arbeite derzeit 35 Stunden in der Woche. Habe auch das Gefühl, nurnoch zu arbeiten, obwohl das ja eigentlich Quatsch ist mit 35 Stunden. Ich würde sehr gerne nur 30 Stunden arbeiten nach meinem Studium und hoffe, dass das möglich ist. Das ist mir wichtiger als Karriere.
Ich hoffe hier noch auf zahlreiche Beiträge und Erfahrungen

[Pummelfee]

Meine Mutter hat das auch genau so gemacht. Sie hat sogar nur 25 Stunden die Woche gearbeitet und dann nebenbei ein Fernstudium etc. gemacht.

[luna*]

Das mit dem rechtfertigen Müssen und der Nachfragerei ist ja nur am Anfang. Wenn sich alle dran gewöhnt haben, fragt auch keiner mehr.

Ich weiß, dass mich viele Vollzeit-Kollegen beneiden. Aber die meisten von ihnen können (wollen?) es sich finanziell nicht leisten, weniger zu arbeiten. Okay, wer ein Haus abzahlen muss, dem bleibt normalerweise nichts anderes übrig, als Vollzeit arbeiten zu gehen.
Wenn man aber finanziell nicht am unteren Limit lebt, ist es meiner Meinung nach eine Frage der Prioritäten: Muss ich alle paar Jahre ein tolles Auto kaufen, mehrmals jährlich in Urlaub fahren, Designermöbel etc. kaufen oder ist es mir wichtiger, mehr Freizeit zu haben und dafür ein "einfacheres" Leben zu führen?

[maneschijn]

Wie Arbeitskollegen oder Bekannte darüber denken, ist mir eigentlich auch relativ egal. Mir macht eher Sorgen, was ich dem Arbeitgeber im Vorstellungsgespräch erzählen sollte, wenn er mich nach meinen Gründen fragt. Ob o.g. Gründe wohl legitim wären oder ob ich gar andere Beschäftigungen vorschieben müsste wie z.B. ein Ehrenamt (hab ich tatsächlich, wie ausgedehnt es ist, müsste er ja nicht wissen) oder ein (Fern)studium (in das man sich ja jederzeit einschreiben und es dann schleifen lassen könnte).

[luna*]

Ehrenamt, Fernstudium oder familiäre Verpflichtungen (kann man ja auch ohne eigene Kinder haben) sind meiner Meinung nach akzeptable Gründe.
Einfachbei einem neuen Arbeitgeber verkünden, dass man mehr Freizeit möchte, halte ich für sehr ungeschickt.

[Corinne]

Ich bin fast 52 und arbeite auch seit fast 7 Jahren Teilzeit, allerdings nur noch 22 Wochenstunden (öffentl. Dienst), weil ich mich nicht hundertprozentig ausgelastet war. Auch von diesen 65 % könnte ich zwar schon leben, ich habe aber in meinem geänderten Arbeitsvertrag einen Passus, dass ich noch anderweitig freiberuflich arbeiten darf, und das tue ich auch, sodass ich trotzdem auf etwa 90 % komme. Ich hatte jemanden gesucht, der sich mit mir in die Vollzeitstelle teilt und bei der das Verhältnismäßigkeitsprinzip gewahrt wird, also, dass sie nicht erst neu ausgebildet werden muss. Sie war dann auch froh, zumindest eine Teilzeitstelle zu haben und nicht nur freiberuflich arbeiten zu können, weil die Absicherung doch besser ist.

[Maja]

Ich würde sagen, dass kommt auf den Arbeitgeber an. Wenn man in einer Branche ist, wo man um 17 Uhr gefragt wird, ob man einen halben Tag Urlaub nimmt wenn man geht, kommt das wohl nicht so gut an. Aber ich denke das weißt du am besten, wie Firma und Chef so drauf sind.