Kuba - mag mir jemand bisschen erzählen?

[paulinka]

So, nach langer (Fern-)Reiseabstinenz werde ich Mann und Koffer packen und nach Kuba reisen.
Geplanter Zeitraum: November, Dauer zwei Wochen.

Schon fest sind ein paar Tage Havanna, da wir dort einen Besuch machen. Danach würden wir gerne die Insel bereisen, baden usw. Für mich ist die Insel noch Terra inkognita und ehe ich google oder einen Reiseführer kaufe, befrage ich mal die reisefreudigen Boardlerinnen ... wo ist es schön, was lohnt sich, sollte man gesehen haben, wo sind die schönsten Strände? Kann man per Mietwagen gut herumreisen? Wie ist es mit dem Wetter im Herbst?

Massentourismus bzw. dessen Auswüchse würden wir gerne meiden, gerne in Privatunterkünften übernachten (z.B. Bed&Breakfast). Habt ihr Tipps?

[versi]

Hallo paulinka,

ich war im April 13 Tage alleine dort, aber nur in Havanna und Varadero (von dort aus noch ne Mörder-Tagestour nach Santa Clara, Trinidad und Cienfuegos). Eine Freundin ist mit einer anderen Freundin im Mietwagen rumgefahren. Mir hats gefallen, ihr nicht
Sprecht ihr spanisch? Wäre fürs rumreisen auf jeden Fall hilfreich. Mietwagen sind teuer, Benzin auch nicht so günstig und es kann immer zu Knapptheiten kommen, deswegen immer schön tanken und viel Bargeld mitnehmen. Es gibt jede Menge Privatunterkünfte (Casa particular) , erkennbar an einem Schild. Oft sehr hübsch aber auch nicht günstig. Mir war das Rumreisen ohne Spanischkenntnisse in der kurzen Zeit zu anstrengend (hatte eigentlich ne Rundreise geplant) Die Entfernungen sind nicht zu unterschätzen und es kann immer etwas dazwischen kommen (in kleinen Restaurant war immer die Hälfte gerade aus..... man merkt eben den Sozialismus schon noch). Wenn ich Dir trotzdem Fragen beantworten kann, frag ruhig

[Dawn13]

Ja da war ich auch schon Ist aber ein paar Jahre her, von dem her können sich gewisse Dinge, die ich hier schreibe, zwischenzeitlich geändert haben, man weiss ja da wirklich nie.

Also, Massentourismus gibt es eigentlich fast nur in den nördlichen Strandorten (Varadero, Cayo Coco, Guardalavaca etc.) - dazu nachher noch mehr.

Ausserhalb der Touriregionen gibt es hingegen so gut wie keine Hotels, sondern primär Privatunterkünfte. Es gibt offiziell staatlich anerkannte, die heissen "casas particulares". Erkennbar sind die an einem weiss-blauen Schild an der Tür. Wir sind damals einfach jeweils an ein solches hingefahren und haben gefragt, ob sie für die Nacht noch Platz hätten. Ich bin ein Fan der Lonely Planet-Reiseführer und hatten diesen für Kuba auch, da waren immer mehrere Empfehlungen pro Ort drin und wir haben immer problemlos etwas gefunden. Meiden würde ich Unterkünfte, die nicht offiziell sind. Meines Wissens nach ist es für Kubaner illegal, ohne Bewilligung so was zu betreiben und wie bei vielem kann man auch als Touri/Reisender dann doof da stehen. Wir hatten von wunderschönen bis mässigen Unterkünften eigentlich alles dabei, aber die meisten waren eigentlich gut - meistens haben wir auch da gegessen und viel über Land und Leute von den Besitzern der Casas erfahren.

Unsere Tour war damals plus/minus Havana-Pinar del Rio/Valle de Viñales-Santa Clara-Cienfuegos-Trinidad-Camagüey-Guardalavaca-Cayo Coco-Varadero-Havana.

Sehr schön ist das Valle de Viñales, Pinar del Rio hingegen würde ich kein zweites Mal hin. Generell fand ich die Städte zwar teilweise sehr schön, aber halt auch eher langweilig - da gehen die Meinungen allerdings ziemlich deutlich auseinander und ich kenne viele, die die Städte sehr lebendig fanden. Ich fand sie meistens eher 'tot', nicht weil keine Leute da waren, sondern es manchmal einfach nicht so viel zu unternehmen gibt - kein Wunder, Kommunismus ist halt, was er ist. Am besten gefallen von den Städten hat mir Cienfuegos und zwar - neben Havanna - mit deutlichem Abstand. Viele lieben aber auch Trinidad, ich fand das so lala. Bei Trinidad unbedingt empfehlenswert ist aber ein Ausflug zu El Nicho - die Zufahrt ist schrecklich, aber es ist wunderschön dort: http://www.todocuba.es/wp-content/up...Falls_Cuba.jpg

Santa Clara lohnt sich aus historischen Gründen - das Che Guevara's Mausoleum befindet sich dort und einer der wichtigsten Kämpfe der kubanischen Revolution hat in dem Ort stattgefunden - die Einschusslöcher in den Häusern sieht man teilweise heute noch. Die Schweinebucht würde ich zudem ebenfalls besuchen, es gibt da auch ein interessantes Museum. Wir haben die von Cienfuegos aus besucht.

Strandtechnisch ist alles an der nördlichen Küste der Insel der Hammer. Ausnahmslos. Am schönsten fand ich Cayo Coco. Varadero hat einen schönen Strand, ist aber schrecklich touristisch und hat mit Kuba nichts mehr, aber echt gar nichts mehr zu tun (Kubaner durften da lange auch nicht hin, ausser zum Arbeiten, hat man uns zumindest erzählt, ich weiss nicht, ob es immer noch so ist). Sprich in all diesen Orten wirst du nur Resorts und grosse Hotels finden sowie Massentourismus, wobei je weiter gegen Westen, desto schlimmer - Guardalavaca geht noch, Cayo Coco/Guillermo ist so was zwischendurch und Varadero ist, nunja, eben Nichtsdestotrotz lohnt sich der Besuch mindestens einer dieser Orte sicher, die Strände sind traumhaft.

Wir waren damals ebenfalls mit Auto unterwegs. Das geht soweit ordentlich, aber man muss sich bewusst sein, dass die Strassen teilweise in sehr schlechtem Zustand sind, die "Autobahn" auch mit Fussgängern und Tiertransportern voll ist, es keine Beleuchtung und so gut wie keine Strassenschilder gibt. Die einzige Autobahn, die sich knapp als solche bezeichnen lässt, geht von Havanna gegen Westen bis ca. Pinar del Rio und gegen Osten bis Santiago de Cuba, ansonsten sind alles kleine Nebenstrassen. Man kommt teilweise also nur langsam vorwärts, was man bei der Routenplanung berücksichtigen sollte. GPS gibt es nicht, man kann sich grob an einer Karte orientieren, die halt mal stimmt und mal nicht. Also wenn mans völlig entspannt haben will oder sich entspanntes Autofahren à la USA gewöhnt ist - in Kuba ist das ziemlich anders. Eben, es geht gut, wir haben obige Tour in 2.5 Wochen gemacht und das ging problemlos, aber man muss sich den Zuständen einfach bewusst sein. Zudem unbedingt die Tankerei gut im Voraus planen - Tankstellen gibt es vor allem in ländlichen Regionen oft über viele Kilometer hinweg keine.

Ein Hinweis: gerade als Individualreiser müsst ihr unbedingt einigermassen akzeptabel Spanisch sprechen können, ausser in den Hotels an den Stränden im Norden spricht wirklich keiner Englisch.

Ausserdem eben, es ist immer noch Kommunismus in ziemlicher Reinform, in Restaurants gibt es z.B. oft nur die Hälfte der Karte und das Essen ist meistens eher mau - in den Strandorten gehts dann aber, da ist alles einigermassen liberalisiert. Internet, Telefon, Fernseher etc., entweder nicht vorhanden oder stark zensiert nach Kuba-Standard. Man ist ziemlich abgeschnitten von der Aussenwelt. Das soll keinen abhalten, aber man unterschätzt das manchmal vorab etwas.

Zudem gibt es zwei Währungen, eine für Kubaner, eine für Touristen. Als Touri wird man komplett verarscht und nein, man muss gar nicht erst versuchen, in kubanischer Währung zu bezahlen - die kann man zwar kaufen, bringt sie aber nicht mehr los. Ist halt so. Es ist für Touris jetzt nicht das ultragünstigste Land, aber sicher finanzierbar.

Wettertechnisch ist November Trockenzeit, müsste also vorwiegend gutes Wetter sein, aber es ist feuchter/tropischer als bei uns. Ich war im Spätsommer, noch Regenzeit, da hats halt mal zwischendurch geschüttet, mehr aber auch nicht. Warm, um die 30 Grad, ist es das ganze Jahr über.

So, das wars mal fürs erste, evtl. fällt mir noch mehr ein

Unterm Strich fand ich Kuba sehr spannend, auch landschaftlich sehr schön, aber auch teilweise extrem frustrierend. Aber ich finde, es lohnt sich, da hin zu fahren, solange es noch ist, wie es jetzt jahrzehntelang war - wer weiss, was mit dem Land in Zukunft passiert und in der Form findet man ja doch fast gar nirgends mehr auf dieser Welt.

[paulinka]

Ihr seid super, danke für die Mühe . Ich lese es mir später noch in Ruhe durch und lese auch gerne noch mehr
Ich spreche leidlich Französisch und Italienisch, bin also mit dem Romanischen einigermaßen vertraut - aber gut, dass ihr darauf hineist, werde auf jeden Fall die Zeit nutzen, mich ins Spanische einzuarbeiten.

[versi]

ah mir fällt grad noch ein ich hätte eine Touristenkarte günstig abzugeben - hab ich aus Versehen doppelt bekommen. Braucht jeder zur Einreise, muss man übers Reisebüro kaufen.

Ich fand den Strand in Varadero wirklich schön und würde dort ein gutes Hotel empfehlen, das kann man auch nur für wenige Tage buchen.Dort ists dann wirklich paradiesisch was Essensauswahl, cocktails, Obst usw. angeht - hat mit dem echten Cuba aber wirklich wenig zu tun -aber es ist angehm entspannt. Meine Freunde waren im Ort in einem Casa particular, haben etwa dasselbe bezahlt wie ich (aber für all incl.) und haben kaum nen Zugang zum STrand gefunden. Die Hotels sind verstreut und der STrand ist dann öffentlich und nicht aufgteilt, aber man kommt eben am besten durch die großen Hotels hin. Die alten Hotels nahe dem Zentrum sind absolut nicht empfehlenswert.