Ich plage mich derzeit mit einer Gewissensfrage. Vor 2 Wochen verstarb, obschon schwer krank, dann doch überraschend mein Schwiegervater. Mein Mann ist das einzige Kind, die Eltern leben ca. 40 km von uns entfernt im eigenen Haus. Bei der Schwiegermutter entwickelt sich eine Demenz, was sich im allmählichen Verlust des Kurzzeitgedächtnisses und der Organisationsfähigkeiten äußert. Hinzu kommt, daß der Mann alles geregelt hat, was außerhalb des Haushaltes lag, so dass sie quasi lebensuntüchtig ist. Sie weiß nicht einmal, wie man Geld vom Konto abhebt, und hat keine Ahnung, welche Medikamente sie nimmt, weil ihr Mann sie immer hingelegt hat.

Ihre Geschwister liegen uns nun damit in den Ohren, dass sie eigentlich keine Minute mehr allein sein dürfte. Zwar hat die Nachbarschaft derzeit ein wachsames Auge auf sie, aber eigentlich wird von uns erwartet, dass wir uns durchgehend kümmern. Erschwerend kommt hinzu, dass wir eigentlich in 3 Wochen einen 14-tägigen Urlaub antreten wollen, der seit fast einem Jahr feststeht und gebucht ist. Ich brauche den auch, weil ich seit einem halben Jahr an einer Nervenerkrankung leide, die die Funktionstüchtigkeit meiner rechten Hand sehr stark beeinträchtigt. In Sichtweite unserer Wohnung befindet sich eine Seniorenanlage, in der die Schwiegermutter im September als Gast unterkommen (auch für die Zeit unseres Urlaubs) und später auch ein Appartement mit betreutem Wohnen beziehen könnte. Sie will aber eigentlich ihre gewohnte Umgebung nicht unbedingt verlassen und meint, sie komme doch zurecht.

Wie dem auch sei, für die nächste Zeit muß irgendeine Betreuung her (wir denken kurzfristig an "Essen auf Rädern" und Pflegedienst, der nach ihr schaut, ob sie ihre Medikamente nimmt), und ich stelle mir die Frage, ob wir trotz allem in Urlaub fahren „dürfen“ oder ob das von mir egoistisch wäre, wenn ich auf meinem Urlaub bestehe. An alles, was in Zukunft kommt, mag ich noch gar nicht denken…