Mein Mann hat einen mittlerweile fast achtzehnjährigen Sohn aus seiner ersten Ehe. Als wir uns kennengelernt haben, war er elf, seine Eltern waren da seit ca. fünf Jahren getrennt. Er lebt überwiegend bei seiner Mutter, ist aber jedes zweite Wochenende und einen Teil der Ferien bei uns (das wird aber allmählich weniger, da Freunde und Partys inzwischen natürlich wichtiger werden).
Er hatte damals überhaupt keine Lust, "schon wieder" eine neue Freundin seines Vaters kennzulernen - ich war natürlich nicht die erste, und auch seine Mutter hatte bereits mehrere Partner gehabt. Mir war auch ganz schön mulmig vor der Situation... aber wir hatten wohl Glück miteinander: wir mochten uns vom ersten Blick an und hatten wirklich nie ein Problem miteinander.
Natürlich gehörte dazu, dass an den Kinderwochenenden auch Kinderprogramm lief, was nicht immer meine erste Wahl gewesen wäre (insbesondere, da wir uns in den ersten zwei Jahren aufgrund der Entfernung eh nur am Wochenende sehen konnten). Aber ich bin dadurch in den Genuss sämtlicher Harry-Potter-Filme gekommen, habe mit ihm Plätzchen gebacken, war im Zoo, habe endlos gespielt - alles Sachen, die ich sonst sicherlich nicht gemacht hätte, die mir aber, wenn ich mich darauf eingelassen habe, auch Spass gemacht haben
Mir hat sehr geholfen, mir vorzustellen, wie es mir in seiner Situation gehen würde, wie ich an seiner Stelle von der neuen Frau an Papas Seite behandelt werden wollte und mich in meinem Verhalten daran zu orientieren. Genauso habe ich es im Umgang mit seiner Mutter gehalten. Wobei wir auch da das Glück haben, dass wir uns sympathisch sind und dass sie und mein Mann sehr daran gearbeitet haben, nach dem anfänglichen Trennungsdrama wieder zu einem Verhältnis zu finden, das entspannt und freundschaftlich und unstressig für ihren Sohn ist.
Für uns drei -Ex-Frau, Mann und mich- war es immer total wichtig, dass der Junge nicht unter dieser Zwei-Familien-Situation leiden muss, und ich denke, dass wir das ganz gut hingekriegt haben.