Zitat von
caroline
Das selbe gilt doch wohl auch für Arbeitnehmer, oder? Ihr tut hier gerade so als ob 95% auf dem dünnen Seil des Existenzminimums balancieren. Dem ist bestimmt nicht so! Auch als Arbeitnehmer muss man rechnen ob allenfalls ein Jobwechsel drin liegt oder eben nicht. Die meisten wechseln ja ihren Job auch sogleich ein besseres Angebot kommt und lassen den vielleicht tollen Chef sitzen. So kann man es eben auch sehen. Hier ist so gut wie jeder sich selbst am nächsten.
Und was man als Arbeitgeber an Verantwortung trägt, das ist vielen auch nicht bewusst. Das kann dermassen an der Gesundheit und Psyche zerren. Und man hat das Gefühl niemals Pause, frei oder gar Ferien zu haben. Ich meine so richtig mit Abschalten und nicht an den Job denken. Oft bleibt auch die Familie auf der Strecke und das soziale Umfeld besteht fast nur noch aus Businessbekanntschaften, wird dann gerne verwechselt mit Freunden. Wenn man nämlich Konkurs geht ist plötzlich niemand mehr da. Man gilt als Versager obwohl man vielleicht 25 Jahre erfolgreich ein Unternehmen geführt hat.
Caroline, durch die Änderung der Leistungen der Arbeitslosenversicherung haben sich in DE die Bedingungen gerade für Menschen mit schlechter Ausbildung sehr verschärft. Die Leistungen wurden runtergeschraubt und die Betroffenen müssen Stellen annehmen, auch wenn diese unterirdisch bezahlt sind. Wenn der Verdienst dann unter dem Existenzminimum ist, dann stockt das Amt auf. Ich finde es o.k. wenn eine Familie mit Kindern, die auch noch in einem Ballungsgebiet wohnt, staatliche Unterstützung wie Wohngeld oder Heizkostenzuschuss, Ermäßigung im Sportverein oder Büchergeld bekommt. Ich finde es aber ganz und gar nicht o.k. wenn einige Branchen wie Bewachungsdienste, Reinigungsfirmen oder Logistikdienstleister ihre Margen dadurch erhöhen, dass sie 5,- EUR / Stunde zahlen und den Arbeitnehmern ganz direkt sagen, dass sie doch Aufstockung beantragen können. Klar könnten die Arbeitnehmer in DE mobiler sein, aber es gibt hier nun mal extrem strukturschwache Gegenden und das machen sich Unternehmen einerseits zu nutze, andererseits sollen die doch auch nicht entvölkert werden. Und der Arbeitgeber, der von sich aus existenzsichernde Löhne zahlt ist doch der Dumme, weil er seine Wettbewerbsfähigkeit verschlechtert.
“There are many ways you can establish your own path,” he said, sounding very much like the teacher he is. “The reason I love my catch phrase, ‘Make it work,’ is because it is not just about what is happening in the workroom, it is about life. Taking the existing conditions, the things we have available to us, and rallying them to ascend to a place of success.” (Tim Gunn)