Können wir mal über Britney Spears sprechen?

[clinique-freak]

Ich möchte mal zu Bedenken geben, dass eine bipolare Erkrankung viele Gesichter haben kann. Manche Patient:innen sind über lange Phasen sehr stabil und haben nur selten eine depressive oder auch mal eine leichte manische Episode. Andere sind von rapid cycling betroffen, also einem sehr schnellen Wechsel zwischen beiden Extremen mit wenigen "Ruhephasen". Die medikamentöse Einstellung ist dementsprechend schwierig und Phasenprophylaxe nicht immer verlässlich. Lithium wird häufig gegeben und da weiß man ja bis heute nicht, warum und wie das genau wirkt. Dementsprechend wirkt es auch bei Betroffenen unterschiedlich.

Spears mit anderen betroffenen Personen des öffentlichen Lebens zu vergleichen, hinkt also, weil Bipolar eben nicht gleich Bipolar ist.

Menschen in massiven manischen Phasen zeigen häufig ein extrem impulsives Verhalten, beispielsweise bezogen auf Finanzen (da macht dann eine gesetzliche Betreuung Sinn, um sie davor zu schützen, sich beispielsweise zu verschulden. Eine Klientin von mir hat mal in der Manie eine Yacht kaufen wollen, zum Glück sind solche Kaufverträge dann nicht rechtsgültig. Sie war ALG II Empfängerin).

Aber das kann eben auch für das S.e.x.ualverhalten gelten. Viele Betroffene sind dann froh, dass sie sich in einer stabilen Phase eine Spirale haben setzen lassen, da sie sich selbst in der Manie nicht wiedererkennen und heilfroh sind, dass sie zumindest vor einer ungewollten Schwangerschaft geschützt sind.

Natürlich ist das ein absolut heißes Eisen - wie geht man mit Selbstbestimmung um, wenn Menschen in manchen Phasen einen anderen Willen artikulieren?!

Ich will damit gar nicht sagen, dass bei Spears alles richtig gelaufen ist, sondern lediglich darauf hinweisen, dass es Fälle geben kann, in denen manche Vorkehrungen ihre Richtigkeit haben und von den Betroffenen auch absolut gewünscht sind.

Wie das bei Spears ist, wissen wir nicht und es ist auch für Fachkräfte letztlich nicht möglich, da aus der Ferne eine fundiertes Urteil abzugeben.

Ich wünsche ihr sehr, dass sie gut klar kommen wird. Familiäre Vormundschaften fand ich meistens problematisch, aber das ist wieder ein anderes Thema.

[Südhimmel]

Danke für deinen Beitrag @clinique-freak, das fand ich sehr hilfreich, um diese Erkrankung zu verstehen. Man liest oft von bipolarer Störung, ich konnte mir da immer praktisch kaum etwas vorstellen.

Britney Spears wirkt auf mich, als ob sie nie richtig erwachsen geworden ist und tatsächlich Unterstützung und einen stabilen Rahmen braucht - eben von Menschen, die es gut mit ihr meinen. Aber das ist alles aus der Ferne, wer weiß wie es wirklich ist.

Vielleicht ist das ein bisschen wie bei diesen anderen Kinderstars, die man ein bisschen vor sich selbst schützen muss. Wir waren mal in der Karibik und haben dort jemanden kennengelernt, der mit Justin Bieber zu tun hatte. Der sagte, der lebt wie in einer Blase, in der es kein Nein für seine Wünsche gibt und keine Grenzen, absolut realitätsfern. Gleichzeitig wurde er seit Kindesbeinen von der ganzen Welt beobachtet, was offenbar auch in psychischen Problemen gemündet ist.

[Medha]

...Britney Spears wirkt auf mich, als ob sie nie richtig erwachsen geworden ist ...

In seinem Roman "Kill 'em all" beschreibt John Niven, der als Manager in der Musikbranche gearbeitet hat, dieses Phänomen. Im Buch geht es um ein alter Ego von Michael Jackson und er stellt die für mich recht glaubwürdige Hypothese auf, dass Menschen, die berühmt werden meist in in ihrer Entwicklung meist an der Stelle stehen bleiben, an der sie so berühmt geworden sind. Das erklärt auch, warum Boris Becker mit seinem Geld und der Insolvenz so sorglos umgegangen ist, dass das sogar auf eine Gefängnisstrafe hinauslaufen kann. Der wirkt in seinen Handlungen auch immer noch als wäre er 17.

Bei Britney ist mein Eindruck auch, dass falls eine Betreuung notwendig sein sollte, diese bestimmt nicht von der Familie ausgeübt werden sollte und dass es gerade bei Stars und grossen Vermögen doch mehrere Betreuende Instanzen geben sollte, die sich kontrollieren.

[Saphirblau]

@clinique-freak

auch wenn ich die Dame selbst nicht kenne, danke ich dir dennoch für diesen fundierten Beitrag.

[serendipiti]

Die Netflix Story gibt viel Hintergrundwissen preis und man sieht sehr wohl, dass sich der Vater gewisse Leute mit ins Boot geholt hat um Geld rauszuholen. Da geht es nicht mehr um Familie sonderum um, wie scheffle ich noch mehr Geld ...siehe Makaulay Culkin.

Ich habe auch nie verstanden, dass sie zb keine Lieder mehr rausbringt, oder Konzerte gibt. Eh logisch, damit der Vater nicht noch mehr verdient.

Tragisch alles. Mag sein dass sie psychisch einen Knacks hat, aber wer hat nicht alles ein Rad weg und lebt sein Leben?

Mir fällt immer noch der Astrologe Martin Schmid ein, der vor vielen Jahren meinte sie wird immer ein Problem mit Männern haben. Frau Lopez übrigens auch

[monro]

Die ganze Vormundschaftsregelung ist total irre.
Ihr aktueller Anwalt ist der erste, den sie sich selbst ausgesucht und beauftragt hat. Vorher wurden Anwälte vom Vormundschaftsverwalter beauftragt. Im übrigen musste Britney beides bezahlen: Ihre eigene juristische Verteidigung sowie die Anwälte der Gegenseite, also die ihres Vaters. Millionen an Dollar sind im Streit um die Vormundschaft in Anwälte geflossen, die sie nicht selbst beauftragen konnte.

Die Audioversion ihrer Aussage gibt ein anderes Bild als was in den Medien herüberkommt. Sie wirkt klar und bestimmt.
Sie berichtet wie sie gegen ihren Willen auf Lithium gesetzt wurde, das sie benebelt machte und nicht klar denken lies. Sie fordert das ihre Therapiesitzungen in ihrem Haus stattfinden weil sie die Paparazzi, die nach ihren Sitzungen auf sie warten, verachtet.

[Padme]

Die Audioversion ihrer Aussage gibt ein anderes Bild als was in den Medien herüberkommt. Sie wirkt klar und bestimmt.
Sie berichtet wie sie gegen ihren Willen auf Lithium gesetzt wurde, das sie benebelt machte und nicht klar denken lies. Sie fordert das ihre Therapiesitzungen in ihrem Haus stattfinden weil sie die Paparazzi, die nach ihren Sitzungen auf sie warten, verachtet.

Genau so empfand ich es auch. Natürlich kann sie bei Ihrer Erkrankung solche und solche Phasen haben, aber ich habe doch große Zweifel daran, daß sie imstande gewesen wäre, noch diverse Alben heraus zu bringen und Konzerte zu geben, wenn sie tatsächlich so krank ist, dass sie entmündigt werden muss. Meiner Erfahrung nach sind psychisch kranke Menschen, die zwangseingewiesen werden, nicht in der Lage, diesem Druck über längere Zeit stand zu halten. Ich muss allerdings dazu sagen, daß meine Erfahrung sich auf einige wenige Menschen in meinem Umfeld beschränkt und diese waren und sind leider nicht in der Lage, dem Druck der "Arbeitswelt" stand zu halten. Dann folgt in aller Regel die nächste Erkrankungsphase/-schub. Auch finde ich die gesamten Umstände, unter denen sie damals entmündigt wurde, sehr fragwürdig. Sie war gerade von ihrem Mann geschieden, hatte zwei Kleinkinder und ich glaube, auch bei noch so viel Geld, kann das jemanden so stark treffen, daß er/sie den Bezug zur Realität verliert und "austickt". Hinzu kommt, daß sie von klein auf an mit ihrer Karriere beschäftigt war.

[monro]

Die Vormundschaft wurde offiziell beendet. Nach 13 Jahren hat Britney ihr eigenes Leben zurück. Ich wünsche ihr, dass sie das Beste für sich daraus macht.

[Exuser69]

Unter einem Instapost schreibt sie, dass sie sich zwar freut aber große Angst hat sich falsch zu verhalten oder was falsch zu machen weil sie weiss, dass alle Welt jetzt auf sie schaut und gespannt darauf wartet was sie tut.
Sie wird wohl in ihrem Leben niemals ein wirkliches Freiheitsgefühl erleben. Traurig.

[Babs]

Das kann ich mir vorstellen, mit ging ähnliches durch den Kopf. Hoffentlich hat sie Leute um sich, denen sie vertrauen kann und die sie unterstützen.