Büchner Preisträgerin über künstliche Befruchtung

[Coccinelle]

hallo,

habt ihr das auch gelesen? Büchner Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff sagt über Kinder die durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden: "Nicht ganz echt sind sie in meinen Augen, sondern zweifelhafte Geschöpfe, halb Mensch, halb künstliches Weißnichtwas."

Reproduktionsmediziner nennt sie "Frau Doktor und Herr Doktor Frankenstein" "der Vorgang selbst sei darum nichts weniger als abscheulich"

http://www.focus.de/kultur/buecher/l...d_3667108.html

http://www.sueddeutsche.de/kultur/le...esen-1.1906448

Ich bin schockiert und fassungslos

[Iridia]

Ich hab es auch gelesen und hier in Dresden glaubt man das irgendwie noch immer nicht. Die "Dresdner Reden" sind eigentlich anspruchsvolle, geistig inspirierende Momente, aber ich war auch entsetzt, als ich das Referat gelesen habe.
Sibylle Lewitscharoff hat ja fast alle geistigen Preise bekommen und ich bin sicher, das damit keiner gerechnet hat.
Ich muss zwar auch sagen, der Leihmutterschaft skeptisch gegenüber zu stehen, weil ich an die Verbindung Mutter und Kind im Mutterleib glaube, aber vielleicht bin ich da anachronistisch und hab Angst, dass arme Frauen als Brutmaschinen ausgenutzt werdem, was ich meinerseits unmenschich finde. Was ich aber verachtend finde ist, diesen Kindern keinen voll menschlichen Status zuzugestanden wird und was soll bitte die Sache mit dem Onanierverbot, das weise wäre?
Ich bin auch entsetzt und dazu brauchte es nicht den Nazi-Vergleich, auf den sich erwartungsgemäß jeder stürzt.

[apia]

Klingt sehr schlimm und vor allem auch einfach blöd, als ob sie keinahnung von DNA usw hätte.

[Iridia]

Kannst du den Gedanken mal etwas weiter erklären?

[apia]

Na Menschen, die durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden unterscheiden sich genetisch in kleinster weise von natürlich gezeugten Menschen. Die DNA wird ja nicht irgendwie verändert. Es macht keinen Unterschied. Die Kinder bekommen wie alle anderen 50 % der Gene von der Mutter die andere vom Vater. Das einzige was sich unterscheidet ist der Akt der Zeugung. Ist vielleicht nicht so eine schöne Vorstellung, aber da sich ja kein Mensch an seine Zeugung erinnern kann, ist es egal. Und ein Kind vom Spender sperma ist auch nicht anders wir eins vom One Night stand, ohne Kontakt vorher und nachher.

Je nachdem ob zwei soziale Elternteile vorhanden sind, ob das Kind bescheid weiß oder nicht, kann sowas besser und schlechter laufen, aber die Menschen sind so echt oder unecht wie wir alle anderen auch. Man kann vielleicht Kritik üben daran, dass diese Kinder nicht immer beide natürlichen Elternteile kennen lernen können, aber das ist was anderes.
Und auch eine natürliche ist nicht immer eine schöne Sache.

Daher denke ich, die Frau hat keine Ahnung.

[Iridia]

In der Richtung gingen ihre Gedanken nicht. Ihr ist das wohl klar. Hier ging es um eine klare moralische und keine biologische Komponente des Zeugungaktes, was ich trotzdem unmenschlich finde.

Rede:

http://www.spiegel.de/media/media-33276.pdf

Die entsprechenden Passagen beginnen auf Seite 11, die Kinder sind ein Nebenschauplatz in ihren Gedanken zu Leben und Streben.

[apia]

Das ist sogar noch blöder.
************e Frauen werden so gesehen ganz natürlich schwanger. ( kommt nicht so selten vor, leider)
Und das ist wohl moralisch kaum besser als künstliche Befruchtung. Ich weiß nicht ob ihr das klar ist. Wenn sie von Dr Frankenstein redet, klingt das danach, als ob sie das ganze nicht verstehen würde.

[Iridia]

Nein, darum geht es auch nicht. Es geht schon um die gleichberechtigte Art, Kinder zu wollen und ich hab sie eher so verstanden, dass der Mann entbehrlich wird, weswegen sie auch das "mein Bauch gehört mir" aus den 68ern kritisiert, weil sie meint, der gehört dann auch Kind und Vater. Mir kam es eher wie ein übersteigerter Anspruch der Frauen vor. So hab ich das gelesen.

Vielleicht wäre es hilfreich, nicht sofort mit "blöd" zu kommen. Ich teile ihre Meinung auch nicht, aber sie hat halt eine sehr eingeschränkte und menschenfeindliche Sicht darauf. Meiner Meinung nach.

[Exuser50]

Sie war heute morgen im MoMa und bekam Gelegenheit sich dazu zu äussern. Man musste sie quasi zwingen, das zurück zu ziehen, hat sie ja dann auch gemacht. Aber sie fing immer wieder von einer arroganten, rein intellektuellen Warte aus ihre Argumente, warum es denn so sei, zu wiederholen und da wurde es mir zu widerlich. Ich bin ja auch ein verkopfter Mensch, aber ihre fehlende Empathie und Menschenverachtung, die sie mit diesen wiederholten Argumentierungsversuchen ausdrückte, das war mir widerlich.

Wir alle sagen mal was Dummes, Unbedachtes. Sich hinzustellen und in diesem Forum solche Dinge zu sagen, das hat etwas von intellektuellem Hochmut und moralischer Besserwisserei. Wenn man dann aber wieder ein Forum bekommt und dann immer noch nicht von diesem Ross runter kommt, zeigt für mich, dass diese Frau nur in ihrer Welt lebt.

Als Schriftstellerin und Intellektuelle ist sie für mich nicht mehr existent.

[apia]

Sie spricht doch aber von Dr Frankenstein usw. Ich glaube deine Gedanken sind viel weiter führender als ihre zu dem Thema.
Künstliche Befruchtung nehmen doch vor allem paare in Anspruch, bei den der Mann nicht zeugungsfähig ist, aber dann durchaus die Rolle des sozialen Vaters erfüllt. Zumindest in Deutschland. Dadurch wird es für ihm überhaupt möglich Vater zu sein. Da sehe ich keinesfalls irgendeinen übersteigerten Anspruch der Frauen.

Und pauschal irgendwelche Lebensformen oder gar Menschen zu verurteilen ist blöd, und absolut nicht zeitgemäß.