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Thema: Nachtrag - so ging es mit mir und der Trauer weiter

  1. #1
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    Standard Nachtrag - so ging es mit mir und der Trauer weiter

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    Hallo ihr Lieben,

    einige von euch haben mitbekommen, wie schlecht es mir im letzten Jahr ging. Wir hatten innerhalb kurzer Zeit zwei Todesfälle in der Familie. Mein Opa und mein Onkel. Mein Onkel starb mit nur 44 Jahren an einer Sepsis unter sehr tragischen Umständen.
    Sein Tod ist nun beinah ein Jahr her - am 10. Mai mussten wir uns für immer von ihm verabschieden.
    Letztes Jahr um diese Zeit lag er bereits im künstlichen Koma. Natürlich dreht sich das Gedankenkarussell in diesen Tagen besonders schnell. Auch muss ich daran denken was ich hier letztes Jahr gepostet hab und wie unglaublich viel Anteilnahme ich hier erfahren habe. Und nicht nur das, auch Hilfestellung, Mutzusprechung. Das hat mir so unglaublich viel geholfen.
    Ihr habt mich wissen lassen, dass ich mit meinem Schmerz nicht alleine bin und habt mir zum Teil von euren persönlichen Schicksalsschlägen erzählt.

    Ich steckte wirklich in einer tiefen Depression, konnte mich an überhaupt nichts mehr erfreuen. Ich bin täglich hoch gegangen wie eine Bombe und hab das hauptsächlich an meinem Mann und meinen Kindern ausgelassen. Ich war alles - nur nicht mehr ich selbst. Der Rat, zu einem Therapeuten zu gehen, kam zuerst aus dem Board. nach langem hin und her hab ich das auch gemacht. Ich war bei der psychologischen Beratungsstelle bei der örtlichen Diakonie und bin dort an eine ganz tolle Therapeutin geraten. Sie hat mir so sehr geholfen wiede etwas Licht zu sehen und auch viele andere Dinge "geradezubiegen". Dank ihr hab ich es geschafft innerhalb relativ kurzer Zeit wieder klarer zu denken und vor allem wieder meine Lebensfreude zu finden.

    Keine Frage - mein Onkel fehlt mir verdammt arg. Es vergeht kein Tag an dem ich nicht an ihn denke und am liebsten schreien würde vor Wut, ihn einfach nicht mehr sehen, sprechen und ihn den Arm nehmen zu können. Es gibt immer noch gute und schlechte Tage. ABER: ich weiss, dass alles was ich jetzt noch brauche, einfach Zeit ist. Zeit, die seelischen Wunden heilen zu lassen und Zeit, das Geschehene zu akzeptieren und damit leben zu lernen.

    Ich bin euch so dankbar für eure Hilfe, damals wie auch heute. Darum ist es mir wichtig gewesen euch zu berichten wie es mir in den letzten Monaten erging.

    Am 10. Mai wird es nochmal schwer. Dann ist nicht nur sein Todestag, sondern auch mein 34. Geburtstag. Meine Aufgabe ist es, diese zwei so kontroverse "Jahrestage" in Einklang zu bringen so dass es für meine Familie, mich und auf für meinen Onkel ok ist. Er hätte schwer mit mir geschumpfen wenn ich den Tag nur in Trauer verbracht hätte, darum gibt es am Abend eine kleine Feier mit meiner Familie und meinen Freunden. Ich werde ein Foto von ihm aufstellen und der erste Toast geht an ihn. Dieses Jahr und auch an jedem weiteren Geburtstag.

    Danke euch Mädels, ihr seid einfach die Besten.

    Herzliche Grüße,

    Karini

  2. #2
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    Oh ja, der erste Jahrestag ist noch mal ein ganz besonderer Tag. Aber dann geht es von Monat zu Monat aufwärts. Die Trauerzeit ist, wie du ja selber erfahren hast, eine ganz persönliche Art des Abschiednehmens. Ich finde es prima, dass du dir hast helfen lassen. Jeder reagiert da anders: Die einen trauern einsam und im Innern, zwar nicht weniger als diejenigen die ihrer Trauer "Luft" lassen. Anders halt.

    Wichtig ist, dass man Hilfe sucht wenn man merkt, dass das Familienleben darunter leidet. Es ist auch sehr schön, dass ihr eine private Gedenkfeier macht und dann auch über all die lustigen und freudigen gemeinsamen Erlebnisse sprecht. Ich war letztes Jahr am Todestag meiner Mutter erstaunt, dass mich einige ihrer Freunde angerufen haben, auch eine Bekannte von ihr die ich gar nicht gekannt habe. Sie sagte, sie hat den Kontakt zu mir an dem Tag gebraucht. Das fand sich so schön! Es tat so gut, dass man an diesem Gedenktag nicht alleine ist.
    Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und dass du deinen inneren Frieden findest ....
    ****** under construction ******

  3. #3
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    Karini, lieben Dank für diesen Thread und ich freue mich, dass es bei dir zaghaft bergauf geht und du dir Hilfe geholt hast.
    Auch hast du bei meinem Verlust vor kurzen, ganz tolle Worte für mich gefunden, vielen Dank dafür.

    Natürlich ist es bei mir noch zu frisch und es war einfach eine zu enge und langjährige Freundin von mir, also kann ich noch nicht sagen, dass ich mich damit angefunden habe. Ich kann zwar wieder lachen, wenn es nicht anders geht aber es muss nur eine Kleinigkeit passieren, irgendeine Situation, irgendein Lied und schon werden die Augen wieder feucht.

    Hilfreich war vielleicht auch, dass ich mit Arbeit, Kind, Alltag und den Vorbereitungen für die Bestattung zugeschüttet wurde, so dass ich sehr abgelenkt war. Und was es in meinem Fall leichter macht, gut, sie war nicht viel älter als dein lieber Onkel, aber sie war sehr krank und sie wollte sich auch nicht mehr behandeln lassen, sie hing (leider) nicht an ihrem Leben, man hätte sonst schon was machen können.
    Dein Onkel wurde hingegen aus dem Leben gerissen, völlig unnötig und ihr seid erst Mal da gestanden mit dem Schock und der Trauer. Und ich finde es bewundernswert, wie du alles geschafft hast, das denke ich bei mir ab und zu auch, aber von irgendwo muss doch die Kraft her kommen. Vielleicht haben sie uns doch nicht allein gelassen und helfen uns auf ihre Weise, wer weiß es schon.
    Ich bin ja eine, die nicht besonders gläubig und ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod oder gar Wiedergeburt, aber irgendwas ist nach ihrem Tod mit mir passiert, irgendwelche besonderen Energien wurden frei gesetzt, ganz schwierig zu erklären....

    Jedenfalls hoffe ich es für dich und wünsche es dir, dass du irgendwann den Jahrestag und deinen Geburtstag als seperate Ereignisse sehen kannst, für ihn ein kleines Ritual machen kannst, Kerze für ihn und danach deinen großen Tag mit deinen Lieben gebührend feiern kannst.
    Geändert von CurlyGirlie (28.04.14 um 14:49:10 Uhr)

  4. #4
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    Karini, ich kann mich sehr gut an deinen thread und an deine Verzweiflung erinnern. Und es freut mich sehr, dass du nicht nur den Mut hattest zu einer Therapeutin zu gehen, sondern auch noch an eine nette geraten bist.

    Den Jahrestag kriegst du hin. Sicherlich wirst du traurig sein, aber das finde ich eher normal. Ich wünsche dir von Herzen, dass du trotzdem auch einen schönen Geburtstag haben wirst. Deine "Lösung" gefällt mir ganz gut. Deine Trauer wird danach nicht vorbei sein, aber du wirst sie nach und nach besser in dein Alltagsleben integrieren können. Sie gehört jetzt zu dir und wird mal mehr oder weniger präsent sein. Aber man kann auch Trauer in sich haben und trotzdem das Leben wieder schön finden. Ich wünsche dir ganz viel Mut für den Jahrestag.
    Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)

  5. #5
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    Danke euch - Thea, Curly und Gästin.

    Curly, ich kann deine Worte bezüglich der Kraft sooo gut nachvollziehen! Auch ich empfinde das so. Dass diese Liebe, die man noch immer für diesen Menschen empfindet, nicht ins Leere läuft. Sondern uns als Kraft und Lebensmut von Ihnen zurück gegeben wird. Anders kann auch ich es mir nicht erklären dass ich es von "ganz da unten" so schnell wieder an die Oberfläche geschafft hab.
    Die Zeit tickt, nur noch 8 Tage bis zu meinem Geburtstag. Aber ich bin ok damit, ich hab im Kopf schon ein Bild davon, wie der Tag ablaufen soll und wie ich meinen Michel da einbinde. Es wird mich Sicherheit Tränen geben aber genauso sicher wird es ein lustiger Abend werden an dem er irgendwie auch teilnehmen wird.
    Als klar war, dass wir uns ausgerechnet an meinem Geburtstag von ihm verabschieden müssen, war mir das im ersten Moment total egal. Das war in dem Moment so unwichtig, nur er und der Abschied haben gezählt. Recht schnell, als mir dann am nächsten Tag bewusst wurde was das auch für die Zukunft bedeutet, hab ich es für mich so gesehen: Er hat das so beeinflusst. Er wollte keinen alleinigen Todestag, an dem sich alle treffen nur um zu trauern und um ihn zu weinen. Ein schwarzer Tag in all der Herzen und Kalender unserer Familienmitglieder. Er hat sich das so ausgesucht weil er mit Sicherheit wollte dass wir an diesem Tag ALLE zusammen kommen und zwar intensiv an ihn denken, aber auch feiern und guter Dinge sind.
    Wir standen uns so nah - durch dieses gemeinsame Datum sind wir für immer, immer, immer miteinander verbunden. Der Tag der uns zusammengebracht und wieder getrennt hat.

    Ich wünsch euch allen ein schönes Wochenende!

    Karin

  6. #6
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    Ein sehr schönes Bild, dass du dir von deinem Geburtstag und seinen Wünschen malst. Für mich spiegelt das in das Leben integrierte Trauer wider. So soll es sein, die Verstorbenen verschwinden nicht aus unserem leben, sie bleiben weiterhin bei uns und werden nicht vergessen und schon gar nicht "versteckt.

    Der erste Todestag bleibt dennoch etwas besonderes und ich wünsche dir sehr, dass du sowohl weinen als auch dich freuen kannst.
    Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)

  7. #7
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    Lass mich dir zunächst nachträglich zu deinem Geburtstag gratulieren.

    Konntest du den Tag halbwegs erträglich mit guten Erinnerungen an deinen Onkel, aber auch mit Freude für deine eigene Feier begehen?
    Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)

  8. #8
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    Zitat Zitat von karini Beitrag anzeigen
    Am 10. Mai wird es nochmal schwer. Dann ist nicht nur sein Todestag, sondern auch mein 34. Geburtstag.

    Danke euch Mädels, ihr seid einfach die Besten.
    Ich kann dir versichern, daß nach diesem Tag leichter werden wird für dich. Das erste Jahr ohne einen lieben Menschen ist immer am schwersten. Das erste mal all diese Feste
    und Jahrestage zu feiern ist schwer, da muß man einfach erstmal durch. Ab dem zweiten Jahr wird es tatsächlich einfacher. Natürlich vermißt man ihn weiter aber der Schmerz
    wird erträglicher, und das leben hat auch wieder schöne Seiten.

    Alles Gute weiterhin für dich.

  9. #9
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    Viv, manchmal ist dein Weltbild tatsächlich sehr schlicht, aber nicht unbedingt richtig.
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  10. #10
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    Ich kann dir versichern, daß das nichts mit meinem Weltbild zu tun hat sondern mit meiner Lebenserfahrung.

    Außerdem würde mich interessieren, wieso du dir ein Urteil über mich anmaßt. Das steht dir nicht zu.
    Und wenn du es nicht lassen kannst, behalte es wenigstens für dich. Danke.

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