un- oder mindestbezahlte Praktikantenstellen

[caroline]

Was denkt ihr darüber?

Ich meine hier nicht den/die 20-jährigen Abiturienten ohne jegliche Berufserfahrung. Sondern zum Beispiel folgende Art von Inseraten. Es ist echt, ich habe nur die privaten Daten entfernt:

Praktikant/in / Redaktionsassistent/in (ca. 50%) per SOFORT
Sie bringen mit:
Fortgeschrittenes oder abgeschlossenes Studium o.ä.
Beweglichkeit in diversen Kultursparten, Stilen, Ansätzen, Haltungen
Wissen über Fotografie und Bildender Kunst
Fähigkeit zu strukturiertem und selbständigem Arbeiten
Gewandtheit in der deutschen Sprache
Qualifizierte Englischkenntnisse in Wort und Schrift
Fixe Arbeitszeiten sind: Donnerstag, Freitag 12–18 Uhr. Samstag 12–17 Uhr.
Sie unterstützten Herr XX. Das erstreckt sich von musealen Projekten bis zur Beratung der populärsten Bezahlzeitung der Schweiz. Sie können sich aktiv mit Vorschlägen einbringen und werden nicht nur fotokopieren. Breiter Einblick in die Tätigkeit eines Galeristen, Redakteurs, Autors, Beraters und Gast-Kurators Landesmuseum XXX.
Scheuklappenträgerinnen und Kunstdünkel-Fritzen: bitte keine Bewerbung mailen.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.xxx.com. Bewerbungen richten Sie bitte an: xxxx@xxxx.com.


Meiner Meinung nach sind das Schmarotzer sondergleichen. Zumal solche Praktikas locker ein Jahr dauern können, ohne Aussicht auf Festanstellung!

[Puckprinzessin]

Das ist in der Branche normal. Keine Praktika ohne nicht vorher schon ein Praktikum gemacht zu haben (oder kaum), oft Vollzeitbeschäftigten und mindestens 1-3 Monate. Bei einem Hamburger Radiosender zB kann man sich überhaupt erst für ein Volontariat bewerben, wenn man (nach Praktika und abgeschlossenem Studium) bei denen nochmal 6 Monate ein unbezahltes Praktikum macht.
Ich sage nicht, dass das gut ist, aber so ist das eben, besonders im Journalismus. Es wollen so viele "in die Medien", dass es denen egal ist, wenn einer abspringt. Da rückt gleich der nächste nach.

[nyx]

hast du das bei ron gefunden?
da wurde genau das im forum diskutiert.

leider ist das immer häufiger zu finden. wie kann man sich denn noch ohne finanziellen 'zustupf' von den eltern ein studium leisten, wenn man nachher erst noch jahrelang unbezahlte praktikas leisten muss?!

ich hab ja bei meinem branchenwechsel auch erst ein praktikum gemacht, allerdings nur ein jahr und für 2200.-/mt. was aber auch schon ziemlich knapp war.

[nyx]

auch nett:

Fotograf gesucht
Wir suchen einen professionellen Fotografen oder einen geübten Hobby Fotografen, der uns bei der Aufnahme von Portrait Fotos unterstützt. Die Aufnahmen müssen in der Stadt xxxx gemacht werden und werden im Rahmen eines gesundheitsfördernden Lifestyle-Projektes online publiziert.
Einen Lohn können wir dir im Normalfall nicht auszahlen. Wir geben dir gerne detaillierte Informationen zu deinem Auftrag per Mail oder telefonisch und freuen uns von dir zu hören.
Mail: xxxxx@xxxx.com
Tel: xxxxxxxxx
Mit lieben Grüssen
xxxxx
26.04.2014 11:48 Kontakt: xxxx@xxxx.com Telefon: xxxxxxxxx"

oder

PraktikantIn für Lektorat im Sachbuchverlag xxxxxxxx
PENSUM: 100 %, ab 1. April 2014 oder nach Vereinbarung, für 6 Monate +++++ WIR SIND ein xxxx Verlag mit Sachbüchern in den Bereichen Zeitfragen/Gesellschaft, Medizin/Psychiatrie sowie Kunst/Kultur und suchen Unterstützung im Lektorat. +++++ WIR ERWARTEN 4 Semester Studium + Spass an Büchern, Sprache und am Aushecken von Projekten und Werbeaktionen + einwandfreie Sprachkenntnisse (Deutsch als Muttersprache) + 10-Finger-System + Grundlagenkenntnisse in Word, Excel und E-Mail-Programmen + exaktes, zuverlässiges Arbeiten + Teamfähigkeit und Selbständigkeit +++++ WIR BIETEN + Einsicht in alle Tätigkeiten eines Buchverlags + Assistenz beim Redigieren + Begegnungen mit spannenden Autorinnen und Autoren + CHF 500/Monat +++++ IHR BEWERBUNGSDOSSIER nehmen wir gern per E-Mail entgegen +++++ xxxxxx xxx, Sachbuchverlag + Tel xxxxxxxxx

nett, 100% a 500.-!

[Dawn13]

In der CH besteht eine Lohnzahlungspflicht bei jedem (Einzel-)Arbeitsvertrag und das schliesst Praktikantenstellen mit ein. Selbst wenn nur ein marginaler Lohn bezahlt wird - es muss einer bezahlt werden. Egal in welcher Branche. Wer das nicht tut, macht sich strafbar.

Aber ich bin überzeugt, irgendwelche gewiefte Leutchen finden da einen Weg drumrum, Anwälte wollen ja auch beschäftigt sein Die Gesetzgebung ist allerdings im Prinzip klipp und klar und gilt ohne Ausnahme.

Und für Praktikastellen gibt es vom Schweizerischen Nationalfonds ungefähre Vorgaben. Ich bezweifle stark, dass ein AG mit 500.- für einen MS/MA-Absolventen vor Gericht durchkäme, auch da wieder egal in welcher Branche. Aber in diesem Land wehrt sich ja halt nie einer - ist ja auch logisch, es gibt eh kaum Praktikastellen und dann nehmen sie halt, was sie kriegen können…

Ich wäre zudem für eine Beschränkung der Dauer von Praktika auf max. ein Jahr (und ja, das war leider ein SVP-Vorschlag, allerdings für einmal ein guter )

[caroline]

hast du das bei ron gefunden?
da wurde genau das im forum diskutiert.

leider ist das immer häufiger zu finden. wie kann man sich denn noch ohne finanziellen 'zustupf' von den eltern ein studium leisten, wenn man nachher erst noch jahrelang unbezahlte praktikas leisten muss?!

ich hab ja bei meinem branchenwechsel auch erst ein praktikum gemacht, allerdings nur ein jahr und für 2200.-/mt. was aber auch schon ziemlich knapp war.

Ja, auf Ron. Ich bind dort gelandet weil ich eine Stelle mit ähnlicher Beschreibung sah. Ich weiss auch nicht wie das gehen soll, nach dem Studium, ohne Geld noch mal ein Jahr (ohne Garantie auf ein Gehalt danach!) zu überleben? Auch wenn die 1500.- zahlen, davon kann man nicht leben ohne zusätzliche finanzielle Zuwendungen. Ich weiss nicht, Stipendien gibt es dann wohl keine mehr? Also geht das nur über die Familie, und wenn die das nicht aufbringen kann! Nüscht mit Beruf?

[caroline]

Nach meiner Ausbildung bekam die eine, die durch alle (!) Prüfungen gerasselt ist, eine Praktikumstelle in einer Top Designagentur in London. Papi hatte Beziehungen, Papi hatte Geld. Ich meine, wie kann man sonst seinem Kind zwei Jahre London finanzieren?
Spätestens also bei den Praktikas fängt die Zweiklassengesellschaft an zu greifen. Wunderbar (Ironie!). Oder wie habt ihr das gelöst? Ich meine, wenn es bei euch so üblich ist?

[Puckprinzessin]

Mich haben auch meine Eltern unterstützt. Da bin ich auch sehr dankbar für, denn sonst hätte ich meine Praktika knicken können oder nachts an der Tanke arbeiten müssen und halt nicht geschlafen.

[Medha]

Ja, auf Ron. Ich bind dort gelandet weil ich eine Stelle mit ähnlicher Beschreibung sah. Ich weiss auch nicht wie das gehen soll, nach dem Studium, ohne Geld noch mal ein Jahr (ohne Garantie auf ein Gehalt danach!) zu überleben? Auch wenn die 1500.- zahlen, davon kann man nicht leben ohne zusätzliche finanzielle Zuwendungen. Ich weiss nicht, Stipendien gibt es dann wohl keine mehr? Also geht das nur über die Familie, und wenn die das nicht aufbringen kann! Nüscht mit Beruf?

So stellt man sicher, dass der Kunst- und Kulturbetrieb den höheren Töchtern und Söhnen vorbehalten bleibt. Man braucht halt finanzkräftige Eltern dafür.

[Dawn13]

Nach meiner Ausbildung bekam die eine, die durch alle (!) Prüfungen gerasselt ist, eine Praktikumstelle in einer Top Designagentur in London. Papi hatte Beziehungen, Papi hatte Geld. Ich meine, wie kann man sonst seinem Kind zwei Jahre London finanzieren?

Och das fängt doch oft schon viel früher an, ich könnt dir da Geschichten erzählen von meinen Primarschulerlebnissen

(P.S. Off-topic habe PN nicht vergessen, antworte bald )