Zitat von
Thea
Mein Sohn ist so ein typisches Beispiel:
In der Grundschule wurde eine heftige Legasthenie festgestellt. Er musste die 3. Klasse wiederholen. Die Lehrerin sah ihn schon in der Sonderschule. Wir sind dann 2 Jahre ein mal wöchentlich zur Therapie gegangen. Das hat wahnsinnig viel gebracht - aber die Zeit war hart. Hausaufgaben waren für ihn und mich eine Qual. Manchmal haben wir beide geheult weil es nervig war ständig den Klassenstand irgendwie zu halten.
Danach kam die Hauptschule und seine Noten wurden besser, die Übungen zeigten endlich Wirkung.
Da war er die ersten beiden Jahre sehr gut und bekam die Empfehlung für die Realschule.
Wir haben dies ausgeschlagen und haben ihn bewusst auf der Hauptschule gelassen weil er und wir mehr Spaß an einem fröhlichen Kind hatten welches gerne in die Schule geht und Erfolg hat.
Danach hat er eine Lehre gemacht (Maurer). War weiterhin prima.
Dann kamen 4 Jahre in diesem Beruf. Auf einmal hat er realisiert, dass seine Kumpel alle Abi hatten, studierten und sein Ehrgeiz wurde geweckt.
Er meldet sich an der Technikerschule für Hochbau an - zwei harte Jahre in denen er zwar viel lernen musste, aber er lernte für sich und freute sich wie blöd wenn er wieder die beste Arbeit geschrieben hat.
Seinen Realschul und Fachhochschulabschluss hat er seit letztem Jahr in der Tasche, könnte sogar studieren.
Hat er aber nicht gemacht, sondern ist jetzt in Australien und hat einen super Job im Ingenieurbereich bekommen. Freut sich seines Lebens und wir sind wahnsinnig stolz auf ihn.
Ich will damit sagen: Man muss sich von dem Gedanken lösen, dass jeder immer gleich Abitur machen muss. Das stimmt so gar nicht. Man kann sich immer im Leben entscheiden ob man weitermachen will oder nicht. Und der Wille auf eine Weiterführende Schule zu gehen kam definitiv von ihm. Er hat nun mal ein paar Jahre länger gebraucht um zu begreifen, dass er es kann. Dafür aber ohne Drill und Überforderung.
Er sagte mir, dass es für ihn wahnsinnig befriedigend war, dass er den Techniker aus freien Stücken gemacht hat - übrigens auch mit hervorragenden Noten.
Ach ja, er ist jetzt 25 geworden und ich finde er hat absolut nichts versäumt. Er weiß wie hart die Arbeit auf dem Bau ist und hat trotzdem seinen qualifizierten Abschluß gemacht. Seine Kumpels die Abi haben sind auch nicht weiter als er.
Ganz klasse!
Aber warum versäumt???? Er ist erst 25 und hat einen super Job in Australien. Ich würde das nicht als Versäumnis sehen sondern ihn eher als Senkrechtstarter bezeichnen. Vielleicht mit einem anfänglichen Looping Aber das tut doch nur gut. Diese ganzen Akademiker die keinen Finger mehr krumm machen wollen oder können mit ihrer linearen Karriere. Ehrlich, ICH würde so jemand eher ungern einstellen.
“You must be shapeless, formless, like water. When you pour water in a cup, it becomes the cup. When you pour water in a bottle, it becomes the bottle. When you pour water in a teapot, it becomes the teapot. Water can drip and it can crash. Become like water my friend.” Bruce Lee