Hallo,
ich schreibe hier mal ausnahmsweise anonym, da es mir in diesem Fall so lieber ist.
Ich habe einen Kollegen, mit dem ich das Büro teile. Unsere Aufgabengebiete sind eigentlich verschieden, wir haben jedoch den gleichen Vorgesetzten und wenn einer von uns nicht da ist, kann der andere in Notfällen aushelfen. Das hat eine Zeitlang ganz gut geklappt.
Es war jedoch schon immer so, dass sich mein Kollege in seinem Aufgabengebiet überlastet fühlte, weil er irgendwie der Aufgabe nicht gewachsen zu sein scheint. Er hat über 20 Jahre seines Berufslebens nicht in einem Büro gearbeitet (war handwerklich tätig) und tut sich nun schwer mit Planung, Organisation, kaufmännischem Denken usw. Das stresst ihn natürlich ziemlich, er ist aber auch von Natur aus ein chaotischer Typ, der entweder 5 vor 12 etwas erledigt oder zu spät oder gar nicht. Ich hab ihm diesbezüglich schon etliche Tipps gegeben, nur leider hat das nicht wirklich was gebracht, er scheint nicht gerne Rat von einer jüngeren, weiblichen Kollegin anzunehmen.
Nun ist es so, dass er seit einigen Monaten über gesundheitliche Beschwerden klagt und es wird von Tag zu Tag schlimmer. Zuerst war es so, dass er immer die gleichen Leiden wie ich hatte – nur viel ausgeprägter, wie er uns allen wissen ließ. Das fing mit einer verspannten Schulter an und endete mit einer Erkältung. Ich war mit beiden Erkrankungen im Büro, er hat sich jeweils ein paar Tage krank gemeldet. Neuerdings klagt er seit über 2 Wochen über Bauchschmerzen und krümmt sich vor mir im Büro, erzählt es natürlich allen anderen und jammert so vor sich hin. Die Tabletten, die er vom Arzt verschrieben bekommen hat, helfen anscheinend nicht. Ich redete ihm jeden Tag zu, er solle sich nochmal untersuchen lassen und sich gut ausruhen, sich am Abend entspannen etc. Er erzählte mir mal, dass er pro Nacht nur 2-3 Stunden schläft, sowas geht natürlich an die Substanz. Das alles geht jetzt so weit, dass ich auch schon Schmerzen bekomme und mich nervlich immer mehr angespannt fühle. Er spricht davon ins Krankenhaus zu gehen und sich für ein paar Wochen krank schreiben zu lassen- gerade in der stressigsten Zeit des Jahres in unserem Betrieb. Er plant, sich genau an den Tagen untersuchen zu lassen, wenn ich meinen freien Tag habe – darauf habe ich ihn angesprochen, aber es kam nur ein Schulterzucken. Es kommt mir vor, als wäre das Absicht und ich kann nicht verstehen, warum er sich keinen anderen Tag dafür aussucht.
Ich habe nach langem Überlegen heute mit meinem Chef darüber gesprochen, da mich die Situation zunehmend belastet. Er meinte, ich solle mir keine Sorgen machen, wir werden schon eine Lösung bzw. einen Ersatz finden, wenn es denn so weit kommt. Ich weiß aber, die Realität schaut anders aus und bis sich jemand gut auskennt, vergehen viele Wochen, wo ich unzählige Überstunden machen werde und meine chronischen Beschwerden (ich habe leider ein chronisches Leiden, aber davon weiß niemand in der Firma) immer schlimmer werden. Ich bin an manchen Tagen fix und fertig und weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte. Außerdem sollte ich auch eine Untersuchung machen, für die ich 1 Tag benötige, aber das traue ich mir kaum zu sagen.
Wie würdet ihr handeln – hat jemand einen Rat für mich?
Liebe Grüsse