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Thema: Ich muss jetzt mal auf den Putz hauen....

  1. #1
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    Standard Ich muss jetzt mal auf den Putz hauen....

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    Jaaaaaa, ich bin ein Kind der 80er, soll heißen, in dieser Zeit erwachte meine Liebe für Duftwerk jeglicher Art.

    Seit 30 Jahren bin ich dufttechnisch nicht mehr zu halten, ich muss an allem schnüffeln, alles probieren und oft "zuschlagen".... Doch ich merke, dass mich seit einiger Zeit nichts, aber auch gar nichts mehr befriedigt, bzw. anspricht, was inflationär auf den Markt geworfen wird. Auf dem Mainstream-Markt, der bis vor 10, 15 Jahren noch herrliche Kreationen hervorbrachte, werde ich schon länger nicht mehr fündig. Wann fing eigentlich das Grauen an? Ich denke, schon lange vor der Reformulierumgswelle. Immer wieder die gleichen Duftkomponenten, oftmals eine spröde oder fruchtige Frische, die einfach nur langweilig oder erschlagend widerlich süß daher kommt. Damals wurden Düfte kreiert, die man sofort erkennen konnte. Ich habe sie natürlich nicht alle geliebt, aber sie waren völlig klar zu identifizieren. Giorgio Beverly Hills, Bogner, Kenzo (die ersten Kreationen), Ferragamo und, und , und.... Heute schwächeln die meisten Düfte und gelten als "toll", wenn sie möglichst unauffällig sind, nicht halten oder Frauen wie 14-Jährige behandeln... Wirklich, welche Frau möchte denn den halben Tag nach Nachtisch oder Früchten duften, oder gar Waschmittel? Oder nach Bazar oder Kirche? Warum müssen wir heute wie die Bilder duften, die uns verkauft werden? Ich möchte individuell duften, mit einem Parfum, das meine Persönlichkeit hervorhebt. Orientalisch, ja gerne! Aber nicht wie ein Souk im Nahen Osten... Fruchtig, warum nicht, aber nicht wie eine Obstkiste..... Frisch, auch gut, aber doch nicht wie Meister Propper.... Grauenvoll unsensibel!

    Dann gibt es ja noch den Nischenmarkt, den ich vor ca. 10 Jahren auch für mich entdeckte. Klar, das ist dann eine andere Preisliga. Inzwischen finde ich es unverschämt, dass Preise ab 160,- €, ja sogar 250,- € und mehr "völlig normal" sind. Und soooo besonders, tragbar oder auch haltbar ist das nicht immer, was man da unter die Nase bekommt. Interessant sind hier die Exklusivität und die Jagd nach dem einen oder anderen Schätzchen. Aber nee, mein Bedarf ist momentan gedeckt.

    Ich kehre zurück, ja. Völlig selig habe ich ein paar Vintage Versionen meiner alten Lieblinge ergattert. Preislich nicht wirklich günstig, aber allemal preiswerter als viele Nischendüfte. Hach, wie wunderbar die alte EDT Version von La Perla Classic, zwei Spritzer halten bis Ultimo, verrucht das echte, alte Ysatis, sogar Drogeriedüfte wie Nerval-Moschusdüfte verbinden sich harmonisch mit der Haut, schaffen eine dezente, aber wahrnehmbare Duftaura, wie ich es mit dem heutigen Kram nicht hinbekomme. Herrlich der erste Duft von Gianfranco Férre; alles Düfte, die nicht mit plautzigem Süßzeug, Putzmittelfrische oder heftigsten Blütenakkorden (jetzt ist mal die Iris dran, nächstes Jahr die Tuberose, danach das Rosenjahr, ach und dann machen wir mal alle auf "Oud"...), nein, diese Düfte bestechen durch ihre Melange aus Blüten, Aldehyden, wenig Früchten (ok, ausgenommen z. B. Clandestine von Laroche), Hölzern und Moschus, die einzigartig ist.

    Geht es nur mir so? Warum, liebe Meister der olfaktorischen Künste, kriegt ihr das heute nicht mehr so hin, zumindest massentauglich?

    Herzliche Grüße


    Cassy
    (Heute in Valentino Classic, erste Version - startet mit Melone und grüner Banane, unsüß, gefolgt von Blüten und wenig Hölzern, wird edel und elegant, durchläuft die drei Duftphasen, vermischt sich mit der Haut und hält mit zwei Spritzern für viele Stunden)

  2. #2
    Avatar von HopiStar
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    Ich finde, Du hast absolut recht! Ich habe mir auch erst kürzlich wieder ein paar Mainstreamer von damals zugelegt und bin begeistert, wie gut und haltbar sie sind/waren.

    Dieser Tage ärgere ich mich nachträglich über viele Duftkäufe. Weil sie nicht halten, weil mir bei der Probe nicht aufgefallen ist, dass ich sie im Stundentakt nachgesprüht habe. Aber Hauptsache, die Duftbeschreibungen werden immer erfinderischer (und das Mädchen spazierte in der 3. Stunde auf der Tangente des Mondes und becircte den Mars).
    Im Grunde ist ein Diamant auch nur ein Stück Kohle, das die nötige Ausdauer hatte

    Das Leben sollte NICHT eine Reise ins Grab sein mit dem Ziel wohlbehalten und in einem attraktiven und gut erhaltenen Körper anzukommen, sondern eher seitwärts hineinzuschlittern, Chardonnay in einer Hand, Erdbeeren in der anderen. Den Körper total verbraucht und abgenutzt, und dabei jubelnd …WOW, was für ein Ritt...!

  3. #3
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    Genau so!

    Ich liebe auch die alten Klassiker, habe sie immer geliebt. Meins war das Ur-Opium. Cinnabar, Youth Dew, Private Collection von Lauder, wie viele von Lauder heute außergewöhnlich sind und auch lange halten. Super, Azuree, Alliage, das sind wunderbare Düfte für mich. Die lange haften. Und bezahlbar sind. Das alte Magie Noire war so wundervoll.
    Liebe Grüße

    Cara

    "Du bist gerade 82 geworden. Du bist immer noch schön und begehrenswert. Wir leben seit 58 Jahren zusammen und ich liebe Dich mehr als je zuvor. Erst kürzlich habe ich mich erneut in dich verliebt" (André Gorz, aus Brief an D)

  4. #4
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    Die neuen Mainstreamer sind wirklich furchtbar und riechen allesamt irgendwie gleich. Erst kürzlich haben mein Mann und ich wieder ein paar Pröbchen verglichen (Ralph Lauren, Cartier etc.) Selbst Düfte für Weiblein und Männlein kann man nicht mehr unterscheiden. Alles hat die gleiche aquatisch-stechende Basisnote. Der eine kommt mit ein paar Blümchen daher, der andere mit etwas Holzigem aber irgendwie riecht alles gleich stechend, "sauber" und irgendwie identisch.

    Ich bin ein bissl jünger und bin in den Neunzigern erst in die Duftwelt eingestiegen. Damals konnte man noch klar unterscheiden, um welche Düfte es sich handelt. Da kamen Düfte wie Jil Sander Sun, Davidoff Cool Water oder mein damals heißgeliebtes Casmir von Chopard auf den Markt. Das waren Unikate! Und die gibts ja auch heute alle noch.

    Auch ich tummle mich heute im Nischenmarkt und besitze viele wundervolle Schätzchen. Aber vielleicht sollte ich mir einfach mal wieder Casmir zulegen. Während meiner Schul- und Studienzeit hab ich bestimmt 6-7 Flakons davon verbraucht.

    LG
    Deception
    How long can this life go on
    Who we are what we are
    I'll see you on the other side
    (Devin Townsend)

  5. #5
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    Ich glaube, daß Du vielen aus der Seele sprichst. Es wird im Mainstream- wie im Nischenbereich übermäßig produziert und die allermeisten Düfte habe wir in leicht abgewandelter Form schon einmal unter der Nase gehabt. Duft ist für Kosmetikkonzerne und Modehäuser ein Riesengeschäft und alle springen auf den Zug auf.

    Wir alle sind ständig auf der Suche nach überraschenden, nach eigenständigen und individuellen Kreationen und noch vor 10 Jahren schienen mir die Nischendüfte diesem Wunsch gerecht werden zu können. Kein Schielen auf Massengeschmack und Trends, beste Rohstoffe, das Verfolgen von Visionen. Inzwischen sind auch sie so gehypt und stehen für den Wunsch nach Individualität, das Zelebrieren der eigenen Persönlichkeit für ein Herausheben aus der Masse und dabei sind sie oft ähnlich trendabhängig wie die Mode. Erst macht jeder seinen Irisduft, dann kommt man kaum noch an Ouds vorbei, die Vanille-/Gourmandfraktion wird ordentlich bedient und im Moment scheint die schwarze Johannisbeere das "In"-ste überhaupt zu sein. Wir selbst tragen an diesem Herausschleudern neuer Kreationen Schuld, weil wir (mich ausdrücklich eingeschlossen) immer noch an das Außergewöhnliche glauben wollen und und (fast) alles dafür zahlen. So boomt der Markt.

    Ich glaube nicht mal, daß früher die Düfte individueller waren und einen höheren Wiedererkennungswert hatten. Es waren nur deutlich weniger und sie waren fast allesamt tragbarer. Kein Mensch wäre in den 80ern auf die Idee gekommen, ein Dutzend Flanker zu einem Duft in schneller Folge zu produzieren oder sechs Düfte auf einmal auf den Markt zu schleudern. Aber auch die werden gekauft, so daß der Markt den Produzenten recht gibt. Niemand hätte einen Duft kreiert, der nach alter Kirchenmauer, modriger Erde oder nach Zuckerwatte roch. Man wollte in erster Linie einen schönen und femininen Duft, der uns und anderen gefiel. Individualisieren, auffallen und überraschen war noch nicht so sehr das Thema.

    Natürlich gibt es auch heute Firmen, die auf das o.a. Ausgefallene verzichten. Wenn ich aber z.B. Jo Malone nehme, habe ich das Gefühl, daß ein Grundkonzept immer nur variiert wird. Es sind - bis auf ganz wenige Ausnahmen - frische, liebe, freundliche, nette Düfte, die keinem weh tun - aber warum muß es 40 Stück davon geben? Chloé gehört auch für mich in diese Schublade. Oder Bond No. 9, wo ich bei der schnellen Abfolge gar nicht mehr hinterherkomme. Ich will mich gar nicht mehr durch (gefühlte) 100 Bond-Düfte durchquälen.

    Chanel, Divine oder die Edition Malle sind für mich ein paar der positiven Beispiele am Markt.

    Auch heute gibt es sehr eigenständige und dabei gut tragbare, haltbare, harmonische Düfte, die man sofort wiederkennt, aber in der übermäßigen Zahl der angebotenen Düfte muß man sie erst einmal herausfiltern. Während ich früher sehr regelmäßig unsere Stadtparfümerie besucht habe, um mich nach neuen Düften umzuschauen und froh war, wenn es dort zwei neue Düfte im Monat gab, gehe ich heute ins Internet, um mir einen Überblick zu verschaffen. ALzD oder Essenza Nobile verführen und nahezu täglich (!) mit Neuerscheinungen, die uns den Himmel auf Erden versprechen. So kommt bei mir auch eine gewisse Abstumpfung zustande und es wird schwierig, uns noch wirklich zu begeistern.

    Übrigens: Auch ich habe mir vor kurzem in Erinnerung an diese Zeit Ferré und den Valentino Classic gekauft.

  6. #6
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    Ich erinnere mich noch, als Angel Gaultier oder Hypnotic Poison rauskamen....das waren Events, Happenings, Innovation pur
    Im Grunde ist ein Diamant auch nur ein Stück Kohle, das die nötige Ausdauer hatte

    Das Leben sollte NICHT eine Reise ins Grab sein mit dem Ziel wohlbehalten und in einem attraktiven und gut erhaltenen Körper anzukommen, sondern eher seitwärts hineinzuschlittern, Chardonnay in einer Hand, Erdbeeren in der anderen. Den Körper total verbraucht und abgenutzt, und dabei jubelnd …WOW, was für ein Ritt...!

  7. #7
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    Hach da muß ich gleich mit träumen .Cassy Du hast absolut Recht.Der Gianfranco Ferre,meinst Du da die schwarze Kugel?Ja das war ein Düftchen ,hach ich erinnere mich an Jai ose ,als Roma rauskam das war was oder Tresor von Lancome,Poison von Dior ganz München hat danach geduftet,hach.....

  8. #8
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    Mir geht es auch so, ich trauere den unverwechselbaren Düften aus den 80ern manchmal sehr hinterher.
    Coco I'm Original! Oder Fendi! Aussagekräftig und trotzdem feminin, aber nicht so'n Blümchenweichspüler Zeugs, da gebe ich Dir völlig Recht, Cassy!
    Und ich meine schon, dass die Düfte damals viel unterschiedlicher, unterscheidbarer gerochen haben. Ich kann die heute noch alle riechen, wenn an sie denke.
    Cinnabar, Opium, Poison, Private Collection, Versace, KL, Paloma Picasso, La Nuit, Paris usw….. natürlich meistens Kracher, aber die konnte man auch sparsamer
    dosieren, um sie dezenter zu tragen. Wenn Du bei Ferre den Gianfranco Ferre von 1984 meinst, den trug eine Arbeitskollegin in Italien von mir, er roch absolut umwerfend an ihr.
    Es gibt heute schon auch noch Düfte mit Charakter, aber ich finde höchstens mal einen im Jahr im Mainstream Bereich. Sollte es mehr geben, gehen sie bei mir in der Masse unter...

    ABER, ich glaube, der Markt könnte sich auch wieder in die Richtung aussagekräftiger Düfte entwickeln, bevor wir alle vor Langeweile einschlafen…. und ich meine, es gibt schon Anzeichen dafür. Panthere ist für mich so ein Beispiel. Ich weiss zwar immernoch nicht, ob ich in wirklich mag oder die Abfüllung an meine Mutter weiterreiche , aber er riecht unverwechselbar, ist gut gemacht und hält - und hält.

    Lieben Gruss
    Safran

  9. #9
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    Ja, Cassy schreibt wohl vielen aus der Seele... ich denke auch sehr gerne an das "alte" La Perla zurück, was habe ich diesen Duft geliebt!

    Man sollte allerdings auch bedenken, dass wir - und ich tue das noch nicht einmal so intensiv, wie manche hier - die sich viel mit Düften beschäftigen, auch irgendwann einmal "fed up" sind. Was hat man nicht schon alles gerochen, vielleicht war man damals, als "Duftneuling" auch einfach begeisterungsfähiger. Heute haut mich kaum noch was vom Hocker und die Suche nach "dem" Duft, die mich jahrelang antrieb, habe ich irgendwann mal ad acta gelegt.
    Die letzte Strophe deines Liedes war verklungen, als er deinen Namen rief.
    In mir jedoch wird's nie verstummen. Es singt ganz leise........seelentief.

  10. #10
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    oh, was habe ich den Ur-Ysatis geliebt und Opium war toll, heute wird mir schlecht wenn ich den rieche.


    Ich habe mich ja als das mit den ganzen Nischendüften und den albernen Beschreibungen aufkam hier mal drüber lustig gemacht und wurde dafür abgewatscht. Die meisten Neuerungen finde ich äußerst unbedeutend, egal ob sie vom Douglas oder aus dem exklusiveren Bereich kommen. Es ist mir daher auch schleierhaft wie mache hier 200 Düfte haben.
    Für mich gab das eine oder andere Schmankerl zwischendurch, wie der original Omnia oder Eau des Merveilles. Sie haben was eigenes und heben sich ab. Es sind aber wirklich vereinzelte Highlights in der großen Masse.
    alle dummen Elsen auf Ignore!


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