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Thema: Ehrlichkeit vs. Höflichkeit

  1. #1
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    Standard Ehrlichkeit vs. Höflichkeit

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    Im Babythread wurde das Problem ja gerade angeschnitten.
    Eben kam auch noch Herr D. heim, klagend: Sein Kumpel vom Land würde jedem Besucher seine selbstgeschossene und selbstverwurstete Wildschweinsalami anbieten. Die sei so ekelig, er habe jetzt gerade beinahe sterben müssen.
    Aber ablehnen sei unmöglich, das würde der Kumpel tief persönlich nehmen. Er werde jetzt einen Schnaps trinken.


    Frage:
    Ist es das Wert?
    Wie weit soll/muß man höflichkeitshalber Schlimmes ertragen oder lügen?
    Gehört ihr zu den stillschwigenden Duldern, zu den Höflichkeitsschweigern, oder laßt ihr euch gar nicht erst in diese Ecke abdrängen?
    Den Deutschen sagt man ja nach sie seien erfrischend ehrlich, dafür aber eben unhöflich.

    Ich halte mich selbst für überdurchschnittlich ehrlich. Jedenfalls wenn ich durch Ehrlichkeit keinen empfindlichen Nachteil zu befürchten habe. Ich halte das für eine wertvolle Tugend und möchte das auch weiterempfehlen. Wenn man mal als ehrlich und direkt bekannt jst, auch sich selber gegenüber, wird einem manches deutliche Wort auch leichter nachgesehen.

  2. #2
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    Ich wiege immer ab. Ich kann in manchen Dingen sehr ehrlich sein aber nur, wenn ich niemanden damit verletze oder es nicht anders geht.
    Auf Arbeit mus ich einfach ehrlich sein.
    Man kann ja auch höflich ehrlich sein.
    Bei der Sache mit der Wurst würde ich wohl die höfliche Notlüge wählen und sowas sagen wie vielen dank aber ich esse nicht so gern wild. Dann umgeht man das problem etwas.
    Dann sollte man mit der betreffenden Person aber auch nie Wild essen gehen
    Meine Freunde verstehen es auch, wenn ich ehrlich bin und nehmen es mir nicht krumm. Wenn ich ihnen zu direkt war sagen sie es mir. Dann denke ich nochmal
    über die Situation nach. Und entschuldige mich ggf.
    Egal was du kochst, Karl Marx

  3. #3
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    Interessantes Thema

    Also grundsätzlich ist Ehrlichkeit bestimmt nicht der falsche Weg. Ich bin aber nicht der Meinung das man immer und überall offen und ungefiltert raushauen muss, was man grad denkt, nur um der Ehrlichkeit willen.
    Im genannten Fall würde ich wahrscheinlich eher eine Ausrede vorschieben, warum ich grad jetzt nicht probieren möchte. Würde nicht unbedingt einen Grund dafür sehen, dem Kollegen unverblümt die Wahrheit zu sagen, es sei denn, er würde mich andauernd mit der Wurst nerven.

    Ehrlich zu sein kann eine Tugend sein und auch dankend angenommen werden, kann aber auch völlig falsch beim Empfänger ankommen oder aber auch arrogant und besserwisserisch wirken. Denn nur weil ich ehrlich bin, bin ich nicht automatisch im Recht.
    ok, ich Falle der Wurst vielleicht schon weil sie mir nicht schmeckt und ich für mich das so ehrlich sagen kann, aber in anderen Dingen muss es nicht zwingend genauso sein.

  4. #4
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    Kommt wohl drauf an.

    Ich versuche niemand durch zu viel Ehrlichkeit zu verletzen, oft muss man ja nicht lügen sondern einfach nur mal ruhig sein - leider können das viele Leute nicht
    Wenn ich mit einer ehrlichen Antwort jemand unnötig verletzen würde, dann drücke ich Dinge schon auch mal geschönt aus.

    Aber Ehrlichkeit ist halt auch wichtig. Man muss einfach abwägen und da kommt das Taktgefühl ins Spiel. Ständig gefrustet sein und selbst zurück stecken statt ehrlich zu sein, bringt sicher auch niemandem was.
    Aber einer Mutter zu bestätigen, dass ihr Baby das schönste der Welt ist tut auch nicht weh (wenn nicht grade ne andere Mutter daneben steht). Zu sagen, dass in einer Beziehung alles gut ist obwohl man mächtig was in sich rein frisst schon.

    Wohlgemerkt rede ich hier wirklich nur von Situationen in denen Ehrlichkeit verletzend wäre

    Und auch bei alltäglichen Dingen wie der berühmten Frage "sehe ich in dem Kleid fett aus?" sage ich doch lieber "also das andere fand ich vorteilhafter" als "oh scheiße, du siehst aus wie ne Planschkuh".

    Essen ablehnen gehört für mich als Veganer zum Alltag. Klar trete ich damit auch Leuten auf den Schlips und ja es tut mir leid, aber ich will es einfach nicht essen. Nur bei einer Nachbarin mache ich eine Ausnahme, wenn sie mir Kuchen vorbei bringt friere ich ihn entweder für Freunde ein oder schiebe ihn Mama zu. Keine Ahnung warum ich bei ihr einfach nicht nein sagen kann

  5. #5
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    Ich bin auch gerne ehrlich und kann durchaus deutlich werden. Dann nervt mich auch Überempfindlichkeit. Aber unhöflich bin ich auch nicht und möchte ich auch nicht sein.

    Ich würde nie jemandem sagen können, dass er selbst, sein Kind oder der Partner hässlich, dick ist, die Brille schei.e aussieht, die Klamotte unvorteilhaft ist oder mir die Wohnungseinrichtung nicht gefällt. Das ist m. E. schlichtweg ungehörig und zeigt m. E., dass man Abwertung anderer nötig hat und nicht bereit ist, Rücksicht auf die Gefühle von Mitmenschen zu nehmen.

    Andererseits würde ich meine Grundeinstellungen zum Leben aber auch nicht verstecken wollen, weil jemand anderes andere hat und der mich vielleicht nicht mehr "lieb" hätte, wenn er merkt, ich hätte andere. Verbiegen tue ich mich also auch nicht.
    Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)

  6. #6
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    Manche Menschen sind einfach bloß notorische Negativsortierer, und weil sie damit bei ihrer Umwelt anecken, machen sie schnell eine Tugend draus und nennen es Ehrlichkeit.

    Letztlich geht es nur um die eigene Meinung, die ist immer relativ und kann genauso gut "falsch" sein. Da ist die Frage, ob man dann wirklich etwas Negatives sagen muss, von dem man weiß, dass es andere vermutlich verletzt.

    Bei lebenswichtigen Grundsatzfragen sicherlich, aber wie Gästin oben schon sagt, bei Fragen des Geschmacks kann man sich auch zurückhalten. Das ist einfach nicht so wichtig. Bei fremden Leuten schon mal gar nicht, bei Freunden muss man gut abwägen können, wer da wirklich auch kritische Worte verträgt oder wer nur Komplimente hören will.

    Wenn es mich allerdings so persönlich betrifft, wie in Daturas Beispiel mit dem Essen, bin ich völlig ehrlich und würde jederzeit ablehnen. So weit, dass ich mich zwinge, etwas zu tun, das ich nicht will, geht meine Höflichkeit nicht.
    These violent delights have violent ends.


  7. #7
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    Immer seine "ehrliche" Meinung zu sagen geht überhaupt nicht. Man muss sich auch fragen, ob die immer gewünscht ist.

    Vieles ist eine Frage des Geschmacks. Da halte ich mich zurück. Und wen interessiert es, wie ich etwas finde? Umgekehrt ist es natürlich auch so. Mich interessiert eigentlich auch nicht, wie andere etwas finden. Wenn man also lobt, ist es für mich reiner Small Talk, für mich das Gleitmittel der Gesellschaft.

    Wenn der Freund im Beispiel stolz auf die Wurst ist, würde ich die auch essen. Und genau so wie Daturas Freund handeln. - Geschmack nach hinten stellen, Wurst runter, zuhause einen Schnaps. Das tut der Freundschaft gut. Wenn Daturas Freund ein Vegetarier wäre, ginge das nicht. Aber so?
    Liebe Grüße

    Cara

    "Du bist gerade 82 geworden. Du bist immer noch schön und begehrenswert. Wir leben seit 58 Jahren zusammen und ich liebe Dich mehr als je zuvor. Erst kürzlich habe ich mich erneut in dich verliebt" (André Gorz, aus Brief an D)

  8. #8
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    Aber so?
    Auch ohne Vegetarier zu sein, kommt es darauf an, was man sich antun kann. Ich könnte das nicht. Als gebranntes Kind, was aufgezwungenes Essen betrifft, habe ich mir im Erwachsenenalter geschworen, nie wieder etwas zu essen, von dem ich weiß, dass ich es nicht im Mund haben möchte. Ich würde da kein großes Aufhebens drum machen, aber da ist meine Grenze.
    Klar, ich habe keine guten Freunde, die nicht wissen, wo ich aussteige, insofern würde ich bei Bekannten oder Fremden ganz charmant aber bestimmt ablehnen. Und das finde ich keinesfalls unhöflich.
    These violent delights have violent ends.


  9. #9
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    Datura, was heisst überdurchschnittlich ehrlich?
    Bedeutet das, du bist IMMER ehrlich, auch wenn du genau weisst, dass du einen Menschen gleich sehr verletzen wirst, weil du ihm deine (!) Wahrheit sagst?
    So jedenfalls fassen manche Leute Ehrlichkeit auf, leider.
    Ich zitiere mich aus dem BB-Glossar-Thread http://www.beautyboard.de/showthread....hlight=ehrlich mal selber
    Ich bin nur ehrlich = Ist mir völlig schnurz, wenn ich dir auf die Füsse trete und wie du dich dabei fühlst, Hauptsache, ich werde meinen Frust los.
    Ich mag Ehrlichkeit, wenn sie auf Respekt gründet.
    Das bringt es ziemlich genau auf den Punkt.

    Wenn Ehrlichkeit nur als Deckmantel gilt, unhöflich sein zu dürfen, dann verabscheue ich sie geradezu.

    Zudem kommt es doch immer auf die Wichtigkeit des Themas an.
    Gefallen dir meine neuen Schuhe?
    Die Antwort Ja, sie stehen dir gut tut doch keinem weh.
    Es ist schlicht nicht wichtig genug, um jemanden eventuell zu brüskieren.

    Wälze ich hingegen ein Problem, bei dem ich nicht weiterkomme und frage Freunde um ihre Meinung, dann erwarte ich Ehrlichkeit, auch wenn ihre Ansicht von meiner abweicht.
    Gerade dann!
    Auch die kann man mit Respekt und Zuneigung mitteilen, so ergeben sich gute Gespräche und so habe ich schon öfter eine tragbare Lösung gefunden.


    Vergiss die Liebe nicht!


  10. #10
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    SiGuenther, das aktzeptiere ich durchaus. Nur ist die andere Vorgehensweise eben meine Art.

    Und Tommasina hat wie immer Recht. Die Frage, ob der anderen Person etwas steht, wird von mir immer positiv beantwortet.

    Etwas anderes ist es, wenn ich mit einer Freundin einkaufen gehe und viele Paar Schuhe anprobiere. Da frage ich, was sie dazu meint. Und anhand dieser Fragestellung kann sie erkennen, dass ich ihre ehrlich Antwort möchte. Wie in vielen anderen Dingen und Situationen auch. Aber wenn mir jemand gegenübersteht und mich stolz fragt, wie ich das finde, sage ich stets, dass ich das gut finde.

    Eine Diskussion ist etwas anderes.

    Aber ich habe oft das Gefühl, jemand sagt "ich bin immer ehrlich" und es geht dieser Person dabei mehr um sich als um deren Gegenüber. So was finde ich persönlich hässlich.
    Liebe Grüße

    Cara

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