Menschen, die ihre Talente stark überschätzen...

[juttali]

Das mit dem Koch ist ein gutes Beispiel.

Wieviele Laienköche ich kenne, die ein Lokal aufgemacht haben und daran gescheitert sind...
Ich koche auch relativ gut, aber eben überhaupt nicht reproduzier- und kalkulierbar - für ein Lokal das garantierte Ende!

[Cara]

Das Kochen macht auch mehr aus als ein gutes Gericht auf den Teller zu bringen. Da gehört genaue Kalkulation dazu, Einkauf, Abstimmung, Wochenkarte erstellen etc. Genaueste Planung ist wichtig. Kalkulation gehört auch dazu. Wenn man 4 Freunde zu Besuch hat, kocht man für die Vier das Gleiche, serviert es nach und nach. Das ist o.k.

Wenn man aber ein Lokal mit 50 Plätzen hat und jeder Tisch a 5 Personen bekommt ein anderes Essen inkl. Vorspeise und Dessert, dann sieht es anders aus. Das ist dann kein Kinderspiel mehr. Das ist knallhartes Arbeiten, da muss alles am Platz sein.Alle sollen zur gleichen Zeit ihr gewöhltes Essen bekommen. Vincent Klink hat mal gesagt, dann ist es Krieg.

Genau so ist es mit der Fotografie, Caro hat es auf den Punkt getroffen. Man kann selbst, wenn man Laie ist, nur sagen, ob es einem gefällt oder eben nicht. Jemandem kann ein Wein schmecken. Das muss aber kein guter Wein sein, nur weil er dieser Person schmeckt. Ein Weinkenner aber kann beurteilen, ob der Wein, der ihm persönlich nicht schmeckt, trotzdem ein guter Wein ist. Genau das macht den Fachmann aus.

[sunshine lady]

Wenn das so wäre, bräuchte ja auch keiner mehr eine Ausbildung zu machen? Wozu? Ist doch alles nur Geschmacksache. Oder erkläre mal genauer wie du das meinst.

Oh du hast Recht das liest sich blöd, ich hätte explizit betonen sollen, dass man es ALS LAIE nicht kann. Wenn ich sage "hässlich" kommt vielleicht der nächste und sagt "wow". Natürlich hat auch ein Experte einen bestimmten Geschmack und findet etwas hässlich, aber dennoch wird er grundsätzlich unterscheiden können, ob ein Bild von einem Hobbyfotographen (lass ihn talentiert sein) oder von einem gelernten Profi kommt. Richtige Ausnahmetalente, bei denen man das nicht kann, halte ich für sehr selten.


Edit: Man muss aber natürlich auch sagen: ein Maler oder Photograph (oder generell Künstler) lebt nun mal von seinen Kunden - und die sind ja in der Regel Laien. Dass man also als talentierter Hobbyphotograph, bestenfalls mit einem großen Freundes- und Bekanntenkreis und dadurch ordentlich Mundpropaganda, seine Brötchen verdienen kann, möchte ich nicht anzweifeln.

[serendipiti]

ich habe im jahr 2012/13 jeweils 2 professionelle shootings miterleben dürfen und ich muss sagen, umsonst verlangen die profis nicht so viel geld. also die echt was drauf haben, da legt man dann schon mal ab. bei uns war es zb so, dass wir ein paket mit 1,5 stunden (auf 2x mal geteilt) genommen haben. dann zahlt man alle fotos (20 euro! für eins )extra bzw wenn man nachbearbeitung möchte, zahlt man auch dieses extra.

da wir von natur aus so schön sind, haben wir uns die nachbearbeitung gespart scherz beiseite, diese schönen fotos hätten wir zu hause nie so hinbekommen. der preis ist natürlich schon heftig, aber was kostet die welt.

[sunshine lady]

Seren, ich habe mich auch schon professionell ablichten lassen und gebe dir absolut Recht! Natürlich kann man auch zu Hause photoshoppen aber die Lichtverhältnisse, die Haltung, den einen bestimmten Winkel...das bekommt man einfach nicht hin.

Wobei, auch hier wieder: wenn ich mir zum Beispiel deelites Fotos auf ihrem Foodblog anschaue, sehen die -für mich als Laie- perfekt aus.

[Kassandra]

Also, ob man jetzt als Laie Talent auf einem Fachgebiet ausmachen kann, wage ich zu bezweifeln, jedoch schließe ich es nicht aus.

Ich hatte/habe in meinem Bekanntenkreis ein solches Beispiel:

Die Schwester meiner Freundin ist ausgebildete bzw. studierte Grafik-Designerin.

Sie hat vielleicht ein leidlich ausgeprägtes Zeichentalent und gar kein Maltalent. Jedenfalls hat sie sich als Kind oder Jugendliche nie also großes Zeichentalent hervorgetan, sondern hat sich die Fertigkeiten durch viel Fleiß angeeignet und war beim malen stets eine Niete. Soweit so gut. Für die Mappe, die für Hochschulbewerbungen zwingend ist, hat sie sich unheimlich schwer getan, dann wollte keine der angesehen Hochschulen sie und sie musste auf eine mit mittelmäßigen Ruf zurückgreifen. Ihre Abschlussnote war schlecht, keine der großen und/oder angesehenen Agenturen wollte sie; dann hat sie endlich eine Stelle ergattert, doch da wurde sie nie gefördert, nie gelobt, nie befördert, einfach nichts. Als sie ging, hat es niemand bedauert. Sie hat sich ständig beworben, aber nix war's. Dann hat sie eine Pause gemacht, hat sich nochmals beworben und nix war's. Ihr Portfolio finde ich als Laie nicht ansprechend und ich stehe mit der Meinung echt nicht alleine da.
Nun hat sie sich auf einen zweiten Studiengang beworben und lässt manchmal durchblicken, dass sie wohl nix als Grafikerin taugt.
Ich hatte immer das Gefühl, dass sie nur einem komischen Traum hinterher läuft. Letzten Endes ist es ja gut für sie, dass nie groß was geworden ist, denn nun hat sie die Chance endlich was zu tun was ihr wirklich entspricht.

[caroline]

ich habe im jahr 2012/13 jeweils 2 professionelle shootings miterleben dürfen und ich muss sagen, umsonst verlangen die profis nicht so viel geld. also die echt was drauf haben, da legt man dann schon mal ab. bei uns war es zb so, dass wir ein paket mit 1,5 stunden (auf 2x mal geteilt) genommen haben. dann zahlt man alle fotos (20 euro! für eins )extra bzw wenn man nachbearbeitung möchte, zahlt man auch dieses extra.

Das war aber ein äusserst preisgünstiger Fotograf



Und grundsätzlich gibt es objektive Kriterien. Dito auch beim Wein (wie Cara sagte). Ein Profi kann hier sagen ob beim Ausbau des Weines Fehler passiert sind usw. Einem Laien bleibt nur sein persönliches Urteil.

Und Fotografen arbeiten meistens für Werbeagenturen, und dort sind (so hoffe ich doch ) auch Profis. Zudem kann ein Fotograf nicht einfach so fotografieren wie ihm gerade lustig ist. Der bekommt einen klaren Auftrag, der beinhaltet auch die Zielgruppe, das einzuhaltende Budget/Zeitrahmen usw. Und nur der kann beurteilen ob das im vorgegeben Rahmen auch machbar ist, oder was machbar wäre.

[caroline]

Also, ob man jetzt als Laie Talent auf einem Fachgebiet ausmachen kann, wage ich zu bezweifeln, jedoch schließe ich es nicht aus.

Ich hatte/habe in meinem Bekanntenkreis ein solches Beispiel:

Die Schwester meiner Freundin ist ausgebildete bzw. studierte Grafik-Designerin.

Sie hat vielleicht ein leidlich ausgeprägtes Zeichentalent und gar kein Maltalent. Jedenfalls hat sie sich als Kind oder Jugendliche nie also großes Zeichentalent hervorgetan, sondern hat sich die Fertigkeiten durch viel Fleiß angeeignet und war beim malen stets eine Niete. Soweit so gut. Für die Mappe, die für Hochschulbewerbungen zwingend ist, hat sie sich unheimlich schwer getan, dann wollte keine der angesehen Hochschulen sie und sie musste auf eine mit mittelmäßigen Ruf zurückgreifen. Ihre Abschlussnote war schlecht, keine der großen und/oder angesehenen Agenturen wollte sie; dann hat sie endlich eine Stelle ergattert, doch da wurde sie nie gefördert, nie gelobt, nie befördert, einfach nichts. Als sie ging, hat es niemand bedauert. Sie hat sich ständig beworben, aber nix war's. Dann hat sie eine Pause gemacht, hat sich nochmals beworben und nix war's. Ihr Portfolio finde ich als Laie nicht ansprechend und ich stehe mit der Meinung echt nicht alleine da.
Nun hat sie sich auf einen zweiten Studiengang beworben und lässt manchmal durchblicken, dass sie wohl nix als Grafikerin taugt.
Ich hatte immer das Gefühl, dass sie nur einem komischen Traum hinterher läuft. Letzten Endes ist es ja gut für sie, dass nie groß was geworden ist, denn nun hat sie die Chance endlich was zu tun was ihr wirklich entspricht.

Ja, solche gibt es natürlich auch. Aber so jemand ist einfach komplett Beratungsresistent oder reichlich von sich selber Überzeugt. Oft höre ich von genau solchen Leuten dass sie Übertalentiert wären und das nur niemand merken würde. Jo, so sei es

[Kassandra]

Bei ihr hieß es "Kassi, du weißt doch wie das ist, wenn man kreativ ist" und ich dachte nur "hä?" Naja, warum werden andere bei den Hochschulen mit dem bestem Ruf und bei den renommiertesten Agenturen angenommen und kriegen super Aufträge? Weil sie unkreativ sind? Aber die haben ja auch Beziehungen und vor allem Glück, heißt es dann. Zum Erfolg bräuchte man schließlich mehr als Talent. Okay, da geb ich recht, aber das sind Wahrheiten, die für den eigenen Vorteil verzerrt werden.

Ich glaube, bei ihr war es auch so, dass sie den Traum ihrer Mutter nachgelaufen ist. Die wollte auch immer Künstlerin oder so werden. Okay, die Gute konnte/kann wahrscheinlich besser malen als ich, aber sogar als ich Laie sehe, dass Perspektiven, Proportionen und Farbverlauf etwas....bedürftig sind.

[caroline]

Ja, genau solche habe ich VIELE kennen gelernt. Ich meine, ich habe 25 Jahre Berufspraxis in diesem Gebiet hinter mir, habe diverse (viele!) Portfolios gesehen und auch beurteilt usw…. Und GENAU dieses von dir beschriebene Muster trifft man immer wieder. Diese Leute betreiben dann so eine Art Bewerbungstourismus. Und jede Schule die sie nicht nimmt ist in ihren Augen unfähig

Klar sind nicht immer die besten auch die erfolgreichstes, das ist schon richtig. Hierzu braucht es auch ein gutes Beziehungsnetzs und eine Portion Glück. Aber wenn jemand seinen Job einfach nicht kann, nützt das alles höchstens zwei bis drei Jahre was, dann springen auch die geduldigsten Kunden ab und der Ruf ist ruiniert. So was spricht sich rum.