Ergebnis 1 bis 10 von 99

Thema: Umgang mit trauernder Mutter

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    Registriert seit
    11.01.07
    Beiträge
    12,580

    Standard Umgang mit trauernder Mutter

    Ich bin im Moment ziemlich ratlos, wie ich mit meiner Mutter umgehen soll: vor knapp 3 Monaten ist ja mein Vater verstorben. Meine Eltern waren 57 Jahre verheiratet, eine Ehe mit üblichen Höhen und Tiefen, aber man hat eben zusammengehalten. Meine Mutter hat sich die letzten Jahre, als mein Vater krank war, um ihn gekümmert, was ihr auch viel abverlangt hat. Sie hat mir fast täglich in den Ohren gelegen, wie schwer das alles sei, hat auch nicht immer die besten Worte über meinen Vater verloren. Ich habe ihr dann gesagt, sie solle sich zügeln, eines Tages würde sie das noch bereuen. Gegenüber anderen Frauen, die ihre Männer verloren hatten, hat sie oft auf dem hohen Roß gesessen.
    Nun, da mein Vater nicht mehr da ist, ist sie in das andere Extrem verfallen: sie verklärt plötzlich alles, wer nur einen Hauch von Kritik an ihm äußert, wird von ihr niedergemacht.
    Ich höre mir das alles täglich an und fungiere quasi als „seelischer Mülleimer“. Wie es mir dabei geht, interessiert sie nicht, auch, daß nicht nur sie ihren Mann, sondern auch ich meinen Vater verloren habe.

    Sie muß natürlich erst ihren eigenen Lebensrhythmus finden, plötzlich ist der Tag furchtbar lang, weil sie sich nur noch um sich selbst kümmern muß. Wenn ich ihr aber irgendwelche Vorschläge macht, bügelt sie sie einfach ab.

    Ich rufe sie mehrmals am Tag an (wir wohnen nicht in derselben Stadt), morgens ist es das erste und abends das letzte. Vorhin habe ich sie wieder angerufen und merkte schon an ihrer unterdrückten Stimme, daß sie nicht gut drauf ist. Auf meine Nachfrage fing sie an, sich über alles zu beklagen, daß sie am liebsten Schluß machen würde. Ich versuchte, ihr gut zuzureden, und als sie dann meinte, daß sie mit meinem Vater ständig kommuniziert habe (auch wieder verklärt) und ich, vielleicht etwas unvorsichtig, meinte, so sei das doch auch nicht immer gewesen, knallte sie einfach den Hörer auf. Nach einer Weile habe ich zurückgerufen, und da fuhr sie mich an, ich müsse mich nicht mehr blicken lassen und den Pralinenkasten, den ich ihr zum Valentinstag geschenkt habe, würde sie mir auch zurückschicken. Das tut mir unheimlich weh! Ich verstehe, daß sie verbittert ist, aber ich finde es nicht fair, so mit mir umzugehen. Ich habe noch versucht, gut Wetter zu machen, ob es mir gelungen ist, weiß ich nicht.

    Ich bin ratlos wie ich mit der Situation umgehen soll. Sie auskollern lassen, einfach nur ein offenes Ohr bieten, ohne groß einen Kommentar abzugeben? Oder Klartext reden, wenn es nötig ist?

    Tut mir leid, daß ich Euch damit belaste, aber ich mußte das irgendwie loswerden…
    "Wer immer erreichbar ist, gehört zum Personal." (Karl Lagerfeld)

  2. #2
    Registriert seit
    01.07.07
    Ort
    Rheinland
    Beiträge
    57,053
    Vielleicht gibt es bei Euch eine Selbsthilfegruppe für Trauernde? Wenn nicht für Deine Mutter, dann vielleicht für Dich?
    3 Monate ist natürlich noch keine lange Zeit. Kennst Du die 4 Stadien der Trauerbewältigung?
    http://www.psychotipps.com/Trauerbewaeltigung.html
    Manche Menschen sind furchtbar einfach, andere sind einfach furchtbar

  3. #3
    Registriert seit
    15.07.13
    Beiträge
    38,172
    Schöne Seite. Da wird nichts verklärt.

    Eine wahnsinnig schwierige Situation. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass man die Trauer der anderen oft schwer wahrnehmen kann, sprich, deine Mutter sieht deine Trauer einfach nicht. Aber du hast deinen Vater verloren und darfst und musst auch trauern. Mach dich nicht zur Therapeutin deiner Mutter. Du bist die Tochter des Verstorbenen gewesen. Sicherlich ist es schön, dass du deine Mutter regelmäßig anrufst. Aber lass es langsamer angehen, ruf weniger an. Mehrmals am Tag finde ich viel zu viel. Fahr langsam runter auf einmal am Tag und dann weiter kürzen auf nur noch jeden zweiten Tag und irgendwann auf das übliche Maß. Deine Mutter braucht Zeit, damit sie die Trauerphasen durchleben kann und für sich selbst eine Möglichkeit findet, ohne den Ehemann weiter leben zu können. So einfach ist das nach so vielen Jahren eben nicht und eigentlich auch noch zu früh. Vorschläge sind deshalb auch (noch) wenig angebracht. Lass sie trauern und trauere du auch.
    Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)

  4. #4
    Registriert seit
    10.04.04
    Ort
    Rhein -Main
    Beiträge
    13,073
    Eine Selbsthilfegruppe finde ich auch seht gut. Vielleicht noch besser als Therapie für den Anfang. Denn auch wenn es sehr traurig ist, ist es nach drei Monaten " normal" sich so zu fühlen.
    Die Menschen dort haben die gleichen Erfahrungen gemacht und haben bestimmt gute, praktische Tipps für den Umgang mit der Trauer.
    https://www.instagram.com/apiasimon/

  5. #5
    Registriert seit
    12.02.06
    Beiträge
    5,818
    Vieleicht ein Brief? Aus deiner Sicht. Vieleicht mit dem Inhalt das man doch in so einer Situation füreinander da sein sollte? Hilfe.... finde ich muss sie sich selber holen.
    Viel Kraft
    Ich bin Leben,das leben will,inmitten von Leben,das leben will.


    Albert Schweizer

  6. #6
    Registriert seit
    06.08.03
    Ort
    Hamburg
    Beiträge
    55,347
    Meine Mutter hat eigentlich direkt nach dem Tod meines Stiefvaters mit dem Golfspielen begonnen. Sie hat ihre ganze Trauer und Wut auf den Schläger übertragen und auf die Bälle eingedroschen. Aber meine Mutter war auch glaub ich jünger, sie war damals erst 61. Ihr hat das aber damals sehr geholfen.

  7. #7
    Registriert seit
    19.07.07
    Ort
    FFM
    Beiträge
    19,392
    Ich weiß nicht, ob deine Mutter das annehmen würde, aber vielleicht wäre professionelle Hilfe da angebracht. Du kannst das aus der Ferne nicht richten und musst ja auch selbst Zeit zum Trauern haben.

  8. #8
    Registriert seit
    21.03.11
    Ort
    Dresden
    Beiträge
    20,098
    Finde ich gute Tipps. So eine Situation ist nicht leicht und neu für euch beide. Vielleicht ist es besser, ihr trauert jeder für sich, wenn ihr verschieden damit umgeht. Vielleicht braucht deine Mutter auch die Gelegenheit, selbst damit umgehen zu lernen und du musst es auch bewältigen.

    Tut mir sehr leid, euer Verlust.

  9. #9
    Registriert seit
    30.01.06
    Beiträge
    8,154
    Wie würden wir das wohl verkraften? Ich stelle mir das sehr schwer vor, v.a. die Einsamkeit

  10. #10
    Registriert seit
    12.03.04
    Ort
    Basel, Schweiz
    Beiträge
    5,804
    Darüber lässt sich wohl keine Prognose abgeben. Aber die wenigsten von uns sind heute seit ihrem 18. Lebensjahr ihr ganzes Leben lang mit einem Partner zusammen (siehe Dating-Thread ) . Die hier beschriebene Generation war 65 Jahre und länger verheiratet (die erste Liebe wurde damals geheiratet). Da kommt der Verlust des Partners einer Amputation gleich...
    *
    "Die Frau ist das einzige Geschenk, das sich selbst verpackt."
    (Jean-Paul Belmondo)
    *
    *
    "Parfum verkündet die Ankunft einer Frau und verlängert ihren Abschied."
    (Coco Chanel)
    *

Ähnliche Themen

  1. Der Umgang mit notorischen Jammerern
    Von deelite im Forum That's Life
    Antworten: 32
    Letzter Beitrag: 19.03.13, 09:06:00
  2. Umgang mit Freeze 24/7 Augenserum?
    Von sundance im Forum Beauty
    Antworten: 30
    Letzter Beitrag: 22.03.08, 18:30:59
  3. eine Frage an die Mütter bzw. werdende Mütter
    Von Lizard im Forum That's Life
    Antworten: 5
    Letzter Beitrag: 28.08.07, 23:42:28
  4. Euer Umgang mit Job-Herausforderungen?
    Von Tutenchamun im Forum That's Life
    Antworten: 16
    Letzter Beitrag: 02.08.06, 12:33:02
  5. pinsel:UMGANG?
    Von flauschi im Forum Beauty
    Antworten: 4
    Letzter Beitrag: 25.03.05, 13:20:50

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •