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Thema: Umgang mit trauernder Mutter

  1. #1
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    Standard Umgang mit trauernder Mutter

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    Ich bin im Moment ziemlich ratlos, wie ich mit meiner Mutter umgehen soll: vor knapp 3 Monaten ist ja mein Vater verstorben. Meine Eltern waren 57 Jahre verheiratet, eine Ehe mit üblichen Höhen und Tiefen, aber man hat eben zusammengehalten. Meine Mutter hat sich die letzten Jahre, als mein Vater krank war, um ihn gekümmert, was ihr auch viel abverlangt hat. Sie hat mir fast täglich in den Ohren gelegen, wie schwer das alles sei, hat auch nicht immer die besten Worte über meinen Vater verloren. Ich habe ihr dann gesagt, sie solle sich zügeln, eines Tages würde sie das noch bereuen. Gegenüber anderen Frauen, die ihre Männer verloren hatten, hat sie oft auf dem hohen Roß gesessen.
    Nun, da mein Vater nicht mehr da ist, ist sie in das andere Extrem verfallen: sie verklärt plötzlich alles, wer nur einen Hauch von Kritik an ihm äußert, wird von ihr niedergemacht.
    Ich höre mir das alles täglich an und fungiere quasi als „seelischer Mülleimer“. Wie es mir dabei geht, interessiert sie nicht, auch, daß nicht nur sie ihren Mann, sondern auch ich meinen Vater verloren habe.

    Sie muß natürlich erst ihren eigenen Lebensrhythmus finden, plötzlich ist der Tag furchtbar lang, weil sie sich nur noch um sich selbst kümmern muß. Wenn ich ihr aber irgendwelche Vorschläge macht, bügelt sie sie einfach ab.

    Ich rufe sie mehrmals am Tag an (wir wohnen nicht in derselben Stadt), morgens ist es das erste und abends das letzte. Vorhin habe ich sie wieder angerufen und merkte schon an ihrer unterdrückten Stimme, daß sie nicht gut drauf ist. Auf meine Nachfrage fing sie an, sich über alles zu beklagen, daß sie am liebsten Schluß machen würde. Ich versuchte, ihr gut zuzureden, und als sie dann meinte, daß sie mit meinem Vater ständig kommuniziert habe (auch wieder verklärt) und ich, vielleicht etwas unvorsichtig, meinte, so sei das doch auch nicht immer gewesen, knallte sie einfach den Hörer auf. Nach einer Weile habe ich zurückgerufen, und da fuhr sie mich an, ich müsse mich nicht mehr blicken lassen und den Pralinenkasten, den ich ihr zum Valentinstag geschenkt habe, würde sie mir auch zurückschicken. Das tut mir unheimlich weh! Ich verstehe, daß sie verbittert ist, aber ich finde es nicht fair, so mit mir umzugehen. Ich habe noch versucht, gut Wetter zu machen, ob es mir gelungen ist, weiß ich nicht.

    Ich bin ratlos wie ich mit der Situation umgehen soll. Sie auskollern lassen, einfach nur ein offenes Ohr bieten, ohne groß einen Kommentar abzugeben? Oder Klartext reden, wenn es nötig ist?

    Tut mir leid, daß ich Euch damit belaste, aber ich mußte das irgendwie loswerden…
    "Wer immer erreichbar ist, gehört zum Personal." (Karl Lagerfeld)

  2. #2
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    Vielleicht gibt es bei Euch eine Selbsthilfegruppe für Trauernde? Wenn nicht für Deine Mutter, dann vielleicht für Dich?
    3 Monate ist natürlich noch keine lange Zeit. Kennst Du die 4 Stadien der Trauerbewältigung?
    http://www.psychotipps.com/Trauerbewaeltigung.html
    Manche Menschen sind furchtbar einfach, andere sind einfach furchtbar

  3. #3
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    Ich weiß nicht, ob deine Mutter das annehmen würde, aber vielleicht wäre professionelle Hilfe da angebracht. Du kannst das aus der Ferne nicht richten und musst ja auch selbst Zeit zum Trauern haben.

  4. #4
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    Finde ich gute Tipps. So eine Situation ist nicht leicht und neu für euch beide. Vielleicht ist es besser, ihr trauert jeder für sich, wenn ihr verschieden damit umgeht. Vielleicht braucht deine Mutter auch die Gelegenheit, selbst damit umgehen zu lernen und du musst es auch bewältigen.

    Tut mir sehr leid, euer Verlust.

  5. #5
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    Schöne Seite. Da wird nichts verklärt.

    Eine wahnsinnig schwierige Situation. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass man die Trauer der anderen oft schwer wahrnehmen kann, sprich, deine Mutter sieht deine Trauer einfach nicht. Aber du hast deinen Vater verloren und darfst und musst auch trauern. Mach dich nicht zur Therapeutin deiner Mutter. Du bist die Tochter des Verstorbenen gewesen. Sicherlich ist es schön, dass du deine Mutter regelmäßig anrufst. Aber lass es langsamer angehen, ruf weniger an. Mehrmals am Tag finde ich viel zu viel. Fahr langsam runter auf einmal am Tag und dann weiter kürzen auf nur noch jeden zweiten Tag und irgendwann auf das übliche Maß. Deine Mutter braucht Zeit, damit sie die Trauerphasen durchleben kann und für sich selbst eine Möglichkeit findet, ohne den Ehemann weiter leben zu können. So einfach ist das nach so vielen Jahren eben nicht und eigentlich auch noch zu früh. Vorschläge sind deshalb auch (noch) wenig angebracht. Lass sie trauern und trauere du auch.
    Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)

  6. #6
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    Eine Selbsthilfegruppe finde ich auch seht gut. Vielleicht noch besser als Therapie für den Anfang. Denn auch wenn es sehr traurig ist, ist es nach drei Monaten " normal" sich so zu fühlen.
    Die Menschen dort haben die gleichen Erfahrungen gemacht und haben bestimmt gute, praktische Tipps für den Umgang mit der Trauer.
    https://www.instagram.com/apiasimon/

  7. #7
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    Vieleicht ein Brief? Aus deiner Sicht. Vieleicht mit dem Inhalt das man doch in so einer Situation füreinander da sein sollte? Hilfe.... finde ich muss sie sich selber holen.
    Viel Kraft
    Ich bin Leben,das leben will,inmitten von Leben,das leben will.


    Albert Schweizer

  8. #8
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    Meine Mutter hat eigentlich direkt nach dem Tod meines Stiefvaters mit dem Golfspielen begonnen. Sie hat ihre ganze Trauer und Wut auf den Schläger übertragen und auf die Bälle eingedroschen. Aber meine Mutter war auch glaub ich jünger, sie war damals erst 61. Ihr hat das aber damals sehr geholfen.

  9. #9
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    Die professionelle Hilfe hatte meine Mutter ja schon angeleiert. Auf Empfehlung des Hausarztes war sie bei einer Neurologin, die ihr auch eine Psychologin empfohlen hat. Die hat aber nie zurückgerufen, und meine Mutter hatte dann Zweifel, ob sie das überhaupt will. Eine Selbsthilfegruppe möchte sie erst recht nicht.

    Ich habe ihr auch eine Nummer der AWO gegeben, wo es Treffs für Ältere gibt. Wollte sie auch nicht. Habe es schon mit so vielen Tipps versucht. Sie beklagt sich nur, daß sie keine Nachbarn hat, mit denen sie sich unterhalten kann. Sie hat allerdings eine nette Nachbarin, die sie auch schon einige Male zum Einkaufen gefahren hat. Man kann allerdings auch nicht von Nachbarn, die alle noch berufstätig sind, verlangen, daß sie sich um einen kümmern.

    Zwei Schwestern meines Vaters kümmern sich ja auch; man lädt sich wechselweise ein, ruft sich täglich an. Wir tun alle, was wir können, aber meinen Vater kann ja niemand zurückbringen.

    Auch wenn mich das alles schon verletzt hat, will ich es ihr auch nicht nachtragen.
    "Wer immer erreichbar ist, gehört zum Personal." (Karl Lagerfeld)

  10. #10
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    Vielleicht wäre so eine Gruppe o.ä. ja auch was für Dich und würde Dir helfen, mit Deiner Mutter umzugehen.
    Manche Menschen sind furchtbar einfach, andere sind einfach furchtbar

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