Lohnt sich ein Halbtagsjob bei Mindestlohn und Steuerklasse 5 ?

[Belladin]

ich arbeite jetzt seit Ewigkeiten auf 450 Eurobasis in einem Supermarkt (hauptsächlich Kasse). Ich hatte schon mehrmals angefragt, ob ich auf halbe Tage gehen könnte, aber das wurde abgelehnt mit der Begründung dass es sich aufgrund meines geringen Stundenlohns nicht lohnen würde. Nun bekomme ich ja den Mindestlohn (falls meine nächste Abrechnung nichts anderes sagt) und der Chef hat mich nun tatsächlich gefragt ob ich ab jetzt mehr Stunden machen könnte. Möglich wären 20 bis 30 Stunden die Woche, erstmal aber nur festgelegt für ein paar Monate. Wahrscheinlich weil mehrere Kolleginnen längerfristig ausgefallen sind.
Nun habe ich mir ausgerechnet, dass sich 20 St kaum lohnen, da ich Steuerklasse 5 bin und wenn man ca 42% Abzüge rechnet habe ich kaum mehr als jetzt. Bekomme aber immer nur knapp 400 ausgezahlt (derzeit 46 Stunden vorher 59). Selbst bei 30 St die Woche, was schon fast das dreifache ist, was ich jetzt mache, käme ich nur auf gut 620 Euro netto, wenn ich richtig gerechnet habe. Das wäre sehr viel mehr Stress für wenig mehr Geld.

Hat man denn in Steuerklasse 5 immer so viele Abzüge? Weil ich kenne viele Frauen (auch in dem Markt), die auf Halbtags arbeiten, kann es sein, dass die höheren Stundenlohn haben, sonst lohnt sich das ja kaum. Eigentlich möchte ich morgen Bescheid geben, wie ich mich entschieden habe. Aber 30 Stunden sind mir echt zuviel, zumal ich noch einmal die Woche bei meiner Mutter helfen muß und Haushalt/Garten/Hund einiges an Arbeit macht. Meine 25jährige Tochter wohnt jetzt auch wieder bei uns, mit Hund sind wir dann zu viert. Wegen der Rente wäre das für mich nicht so ein wichtiges Thema, da ich recht gut abgesichert bin hauptsächlich durch meinen Mann, habe auch noch eine private Rentenversicherung abgeschlossen. Derzeit zahle ich noch etwas von den 400 Euro in die Rente ein, wobei ich in ca. 8 Jahren in Rente gegen möchte, mit 60 habe ich geplant. Was würdet ihr jetzt machen? Wenn ich jetzt absagte, bekomme ich die Chance wahrscheinlich nicht nochmal.

[Friederike99]

Leider kann ich zu deinem eigentlichen Problem nichts sagen, aber dazu:

Hat man denn in Steuerklasse 5 immer so viele Abzüge?

Soweit ich das verstehe, kann man das nur in Kombination mit dem Einkommen des Ehepartners sehen, der Steuerklasse 3 hat und so verhältnismäßig wenige Abzüge hat. Also müsstet ihr das gemeinsam ausrechnen.
Hier aus dem Focus dazu:
Nur wenn beide Partner ungefähr gleich viel verdienen, ist die Steuerklassen-Kombination IV/IV vorteilhaft. Verdient ein Partner deutlich mehr als der andere, lohnt sich für den besser Verdienenden der Wechsel in die Klasse III; der weniger Verdienende wird dann nach der ungünstigeren Klasse V besteuert. Für die Jahressteuerschuld spielt das keine Rolle, unterm Strich zahlt man gleich viel. Aber manch einer hat lieber gleich mehr Geld im Portemonnaie, als sich später die zu viel gezahlte Steuer vom Finanzamt rückerstatten zu lassen.

[Padme]

Ja, genau das, was du beschreibst, ist leider oft ein Problem, wenn man von einem Minijob in einen sv-pflichtigen Job wechselt. Durch die Sozialabgaben und Steuern bleibt einem trotz mehr Arbeit nur geringfügig mehr. Zudem kommt es bei der Steuerklassen-Kombi 3/5 häufiger vor, dass man bei der Steuererklärung nachzahlen muß.

[Cordu]

Hi Belladin,

so ganz kann ich Deine Rechnung leider nicht nachvollziehen, aber ich komme bei der Rechnung mit 20 Wochenstunden bei Mindestlohn und Steuerklasse 5 auf netto rund 510,-€ (brutto knapp 740).
Das ist schon ein Stück mehr als knapp 400,-€ vorher.

Aber die Sache ist einfach, Du bist ja offensichtlich verheiratet und Dein Mann ist Steuerklasse 3, wenn Du mehr raushaben willst pro Monat, muss ER eben in Steuerklasse 5
Vorausgesetzt wird bei Ehepartnern, dass halt alles in einem Topf landet und sich demnach ausgleicht wie Friederike schrieb.

Ich würde an Deiner Stelle die 20 Wochenstunden probeiren, wenn Du das schon länger wolltest, aber sicher nicht die 30 Stunden, wenn Du jetzt schon weisst, dass es Dir zu viel ist!

Zum Rumrechnen lege ich Dir nochmal die beiden Seiten ans Herz:
http://www.der-mindestlohn-gilt.de/m...n-Rechner.html
https://www.nettolohn.de/

[Gästin]

Dein Mann ist Steuerklasse 5,

Muss das hier nicht 3 heißen?

[Belladin]

Cordu, mein Mann ist Steuerklasse 3 nicht 5. Da er deutlich mehr verdient und deutlich höheren Stundenlohn hat, käme für uns beide Steurklasse 4 nicht infrage.

Meine Rechung wäre 20 Stunden mal ca. 4,2 wären 84 Stunden im Monat mal 8,5 wären 714 brutto. Davon 42 % runter wären 414,12, also kaum mehr als jetzt. Oder habe ich bei 20 Wochenstunden weniger Abzüge?

Bislang habe ich 59 Stunden pro Monat gemacht um auf mein Geld, knapp 400 Euro zu kommen. Da es jetzt nur noch gut 46 Stunden wären, ist mir das fast zuwenig. Vorher waren es ca. 14 Wochenstunden, jetzt wären es knapp 11. Eigentlich sind mir 11 zuwenig und 20 schon fast wieder zuviel, zumindest wäre alleine das eine große Umstellung. Eine Zwischenlösung von 15 Stunden gibt es wohl nicht?

[Exuser64]

Belladin, ich habe ähnliche Voraussetzungen und bei mir würde sich das genauso ausgehen….
Bei mir kämen bei der Wahl, im alten Job Teilzeit oder hier in der Nähe auf 400-EUR-Basis zu jobben noch die Kosten mit Anfahrt und Kinderbetreuung hinzu und daher ist es bei mir dann noch viel krasser.

[Belladin]

Green Tea,
das ist wohl ein häufiger Grund für Minijobs. Nur haben ja viele Frauen noch das Problem mit der Rente, die ist bei ständigen Halbtagsjobs wohl schon niedrig genug, bei Minijobs mit Renteneinzahlung wohl meist zuwenig. Ich habe ja sehr viel Glück, dass mich das nach allen Vorausberechnungen nicht betrifft. Habe sogar das Gefühl, dass mindestens eine Kollegen neidisch auf mich ist, da sie immer voll ran muß, bei trotzdem wenig Geld, und ich mir ja praktisch ein schönen stressarmes Leben machen kann. Manchmal habe ich das Gefühl, nicht von allen voll akzeptiert zu werden, wenn man nur einen Minijob macht. Aber damit muß ich leben, allen kann man es sowieso nicht recht machen.

[Exuser64]

Ich habe das "Glück", schon knapp 22 Jahre "vorgearbeitet" zu haben, bei ganz gutem Verdienst und somit schon einiges in der Rentenkasse drin habe. Klar, das wird nicht reichen, dafür habe ich privat sehr viel vorgesorgt mit Lebens-/Rentenversicherungen. Ich würde irgendwann lieber wieder voll arbeiten und jetzt mit Minijob, ich denke, da habe ich dann mehr davon als mit diesen Teilzeitgeschichten…aber ich bin noch etwas jünger als Du, daher nicht ganz vergleichbar.

[Cordu]

Belladin, der Spitzensteuersatz von 42% gilt doch erst ab einem gewissen Einkommen, da fällst Du nicht drunter.
Rechne es doch mam mit dem Link zum Nettolohn aus, wie es bei Dir aussieht, der liefert ziemliche genaue Zahlen als Anhaltspunkt.

Und ja natürlich sollte es oben Steuerklass 3 beim Ehemann heißen, habe es editiert, damit da nichts grundfalsches steht
Und der Vorschlag ER könnte in 5 gehen war mehr als Witz gedacht, war mir schon klar, dass er mehr verdient so wie Du es beschrieben hast.