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Thema: Neue Führungsrolle, Kollegen irritiert und wenig kooperativ - wie geht man damit um?

  1. #1
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    Standard Neue Führungsrolle, Kollegen irritiert und wenig kooperativ - wie geht man damit um?

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    Seit 5 Monaten habe ich ein neues Aufgabenfeld. Wir haben seit längerem einen externen Berater im Haus und ich wurde ausgewählt, ihm zu assistieren. Ich bin seit 23 Jahren im Unternehmen, habe hier meine Ausbildung gemacht und wurde nach einigen Jahren Sekretärin des Chefs und leider auch Mädchen für alles. Meine Aufgaben haben sich nun mit der Übernahme dieser Aufgabe komplett verändert, in erster Linie geht es um die Optimierung unserer Prozesse und Einführung einer vernünftigen Organisation - und zwar in allen Abteilungen. Nach Abschluß dieses Projektes soll ich den Junior- und den Senior-Chef bei allen Geschäftsleitungsaufgaben unterstützen und bin jetzt praktisch die Assistentin der Geschäftsleitung. Zusätzlich wurden mir noch die Bereiche Qualitätsmanagement, die komplette Personalverwaltung (ohne Lohnbuchhaltung) und Ausbildungsleitung der kaufmännischen Auszubildenden übertragen und einige meiner alten Aufgaben konnte ich bisher auch nicht abgeben. Insbesondere die Personaltätigkeiten und die Ausbildungsleitung wurden vorher von anderen Mitarbeitern ausgeführt, aber leider eben mehr schlecht als recht, da eigentlich auch nicht in ihrem tatsächlichen Aufgabenbereich und wenig organisiert. Ihnen wurden diese Aufgabenbereiche jetzt praktisch relativ kurzfristig "entzogen", sie bekamen dafür aber andere Aufgaben übertragen.

    Die Kollegen wussten bis letzte Woche eigentlich nur, dass ich die Projektassistentin des Beraters bin. Nun wurden die Mitarbeiter über meine neuen Aufgaben und meine Position im Unternehmen informiert und auch darüber, dass ich die volle Weisungsbefugnis habe. Sie bekamen zum ersten Mal auch unser Organigramm zu sehen - wie gesagt, im Bereich Organisation gibt es jede Menge Baustellen.

    Der Berater und ich haben ein recht straffes Programm und ich muss mich nebenbei natürlich auch relativ schnell in meine neuen Aufgaben einarbeiten und teilweise so manches noch delegieren, weil einfach noch keine Zeit ist, mich vernünftig in die Materie einzuarbeiten. Die Berater-Projekte haben neben dem Tagesgeschäft halt Vorrang.

    Meine Kollegen sind jetzt natürlich verunsichert, irritiert und ein paar zeigen sich auch demonstrativ unkooperativ. Ich kann es auch verstehen, viele sehen in mir noch den Azubi von früher und Cheffes Mädchen für alles, die "Privattippse" vom Chef halt und die soll jetzt hier auch was zu sagen haben. Unvorstellbar.

    Ich tue mich ehrlich gesagt etwas schwer, die Balance zu finden zwischen neue Position einnehmen, mich durchsetzen, wenn es um das Einhalten von Terminen geht, dabei aber auch immer diplomatisch zu bleiben. Ich denke, es geht auch nicht von heute auf morgen.

    Der externe Berater ist noch einige Monate im Haus, bis dahin sollte ich eigentlich schon fest im Sattel sitzen.

    Ward Ihr auch schon mal in einer solchen Situation? Habt Ihr einen Tipp für mich, wie man diese Situation am Besten meistert und wie man es auch den Kollegen einfacher machen kann, damit besser umzugehen?

    Die Aufgaben machen mir sehr viel Spaß und ich fühle mich zum ersten Mal in meinem Berufsleben richtig gefordert, aber zum Glück nicht überfordert. Aber mir ist auch sehr daran gelegen, dass es mit den Kollegen klappt.

    Momentan habe ich das Gefühl, alle warten nur darauf, dass ich Fehler mache....
    Geändert von Maureen (01.04.15 um 22:34:16 Uhr)
    "Was ich morgen kann besorgen, hat auch Zeit bis übermorgen!"

  2. #2
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    Vergiss es, Maureen, für die Kollegen hast du die Seiten gewechselt.

    Volle Weisungsbefugnis heißt, dass du jetzt Cheffunktion hast. Da bist du einfach keine Kollegin mehr. Leider vergessen viele das, wenn sie eine solche Position einnehmen. Im Rahmen einer Umstruktierung haben Mitarbeiter viele Ängste und die wollen sie gerade sicherlich nicht mit dir teilen, zumal du diejenige bist, die Veränderungen herbeiführen soll.

    Tut mir leid für dich, aber beides kann man nicht haben.
    Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)

  3. #3
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    Zitat Zitat von Maureen Beitrag anzeigen
    Nach Abschluß dieses Projektes soll ich den Junior- und den Senior-Chef bei allen Geschäftsleitungsaufgaben unterstützen und bin jetzt praktisch die Assistentin der Geschäftsleitung. Zusätzlich wurden mir noch die Bereiche Qualitätsmanagement, die komplette Personalverwaltung (ohne Lohnbuchhaltung) und Ausbildungsleitung der kaufmännischen Auszubildenden übertragen und einige meiner alten Aufgaben konnte ich bisher auch nicht abgeben.
    Das ist eine Menge. Wiie viele Mitarbeiter hat euer Unternehmen? Und was heßt "Qualitätsmanagement"? ISO-Zertifizierungen? Wenn dem so ist, hast du allein dafür schon einen Vollzeitjob in den Wochen vor der Prüfung, wenn man das ernsthaft angeht.

    Der Grund mener Frage: Ab einer gewissen Größe eines Unternehmens könntest du dich mit der Fülle der Aufgaben leicht übernehmen, auch wenn du dich im Moment noch "richtig" gefordert fühlst. Zu viele Baustellen. Und "Assistenz" der Geschäftsführung und andererseits Personalverantwortung - also richtige - passen eigentlich auch nicht wirklich zusammen.
    Wie viele Mitarbeiter sollst du denn führen?

    Ich befürchte wirklich, dass das für den Anfang zu viel ist, auch wenn es dir vielleicht gerade sehr schmeichelt. Irgendwo muss man als Anfängerin bei Führungsaufgaben auch realistisch bleiben. So, wie es für mich aussieht, könntest du auch verheizt werden. Wenn dann auch die Mitarbeiter nicht kooperieren, dann hast du ein deutliches Problem, besonders ohne Führungserfahrung.

    Dass man für all diese wichtigen Aufgaben gleich eine Führungs-Junior-Kraft ins Rennen schmeißt, wundert mich sehr, ohne dir auf die Füße treten zu wollen. Richtigerweise würde man dich erst langsam an Führungsaufgaben heranführen und dir zunächst nur einen Bereich übetragen, wo du mit deinen Aufgaben wachsen kannst. Dann könnten sich die Mitarbeiter auch daran gewöhnen, dass du nicht mehr die Sekretärin bist, also aus der 2. Reihe kommst, was in dieser Konstellation sowieso noch erschwerend dazu kommt.

    Bekommst du ein Coaching oder ein Training für Führungskräfte? Bei uns gibt es dafür sogar spezielle Ausbildungsprogramme, die 1 1/2 Jahre dauern.

    Dass dich die anderen Mitarbeiter kritisch sehen, ist bei deiner Beschreibung der Situation kein Wunder. Da soll eine kommen, die auf einmal alles besser macht, andere wurden deswegen sogar degradiert - da fühlen sich die "alten" Mitarbeiter natürlich auf den Schlips getreten. Eine ziemlich heilkle Situation, die für eine Anfängerin nur schwer zu meistern sein wird.

    Ich kann dir nur raten, deinen Kollegen zunächst aufmerksam zuzuhören und ihre Meinung einzuholen. Du solltest einige Zeit in Ruhe beobachten, analysieren (auch die Vorschläge der anderen Mitarbeiter) für dich und die Ziele, die du dir gesetzt hast, bewerten, dann eine eigene Entscheidung fällen und anschließend deine Neuerungen und Prozesse sachlich erklären und zügig einführen. Und dann aber darauf achten, dass sie auch konsequent befolgt werden.
    Es kann aber sein, dass sich einige deiner Prozesse und Regelungen im Tagesgeschäft nicht bewähren, was bestimmte Mitarbeiter ausnutzen werden. Dann musst du geschickt nachbessern und dafür ist einiges an Diplomatie und Selbstbewusstesein gefordert, damit du nicht dein Standing bei den Mitarbeitern verlierst. denn einfach mit der Axt durchzugehen, wird nicht von Erfolg gekrönt sein.

    Wie gesagt, das Ganze ist nach meiner Meinung keine Aufgabe für eine Anfängerin, die noch keinerlei Führungserfahrung hat. Ich meine das nicht böse. Irgendwie kann ich mir auch gerade nicht vorstellen, dass es sich um einen größeren Betrieb handelt, wenn man so vorgeht.

    Nichtsdestotrotz wünsche ich dir nartürlich viel Erfolg, aber das wir ein harter und steiniger Weg werden, der dich auch ab und an einmal zurückwerfen wird.
    Geändert von all about eve (01.04.15 um 23:19:20 Uhr)
    H.G. eve

    Wozu braucht man ein Gehirn, wenn man es nicht benutzt?

  4. #4
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    Ich denke es ist eine sehr gute Chance für Dich und wenn es Dir Spaß macht, umso besser. Du bist 23 Jahre in der Firma. Kennst dich also gut aus. Wer nach so langer Zeit in dir noch den Azubi sieht, naja der lebt in der Vergangenheit.

    Für die Kollegen bist du jetzt auf der Chef Seite.
    Dadurch wird es zwischen dir und den anderen etwas kühler, wer aber schlau ist, der kooperiert.
    Ich hatte auch schon von jetzt auf gleich Chefs gehabt, die ich nicht ganz so leicht akzeptieren konnte. Da gibt es aber nur zwei Möglichkeiten. Akzeptieren oder kündigen.
    Irgendwann muss man ja mal mit einer Führungsposition anfangen und das ist dein Anfang. Akzeptiere, dass du jetzt nicht jedermanns Freund sein kannst und freue Dich über den Aufstieg.
    https://www.instagram.com/apiasimon/

  5. #5
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    Gratauliere zum "neuen" Job. Aber ehrlich: Du bist seit 23 Jahren im Unternehmen und somit keine neue Kraft und du kennst den Laden in und auswendig. Du brauchst auf Kollegen die in dir den Azubi sehen keine Rücksicht zu nehmen. Da hat Apia vollkommen recht. Ganz im Gegenteil: Dein Chef gibt eine Unsumme von Geld in einen Berater aus, gibt dir den neuen Job weil er dich dazu auch für fähig hält und erwartet (ganz zu Recht), dass du auch genau das durchsetzt. Das ist jetzt deine Aufgabe.

    Ich kann dir nur raten, diejenigen die Probleme mit deiner neuen Stellung haben, diskret bei Seite zu nehmen und mit ihnen ein ernsthaftes Gespräch zu führen. Erkläre ihnen, was jetzt dein neuer Arbeitsbereich ist und du gemerkt hast, dass sie wohl ein Problem damit haben; dass dies allerdings ihr Problem ist und nicht deines und dass sie versuchen müssen damit umzugehen. Mach demjenigen klar, dass du Neuerungen konsequent umsetzen wirst und dass die GL voll dahinter steht und erwartet, dass alle mitmachen. Wirke nicht nett sondern kompetent und durchsetzungsfähig. Aus eigener Erfahrung kann ich dir nur raten anfangs die Grenzen ganz klar abzustecken. Der Satz "ich werde hier nicht bezahlt um nett zu sein" wirkt manchmal Wunder
    Grundtenor bei so einem Gespräch muss sein, dass du IHR Problem siehst und dass SIE es ändern müssen und dass du die Sache im Auge behältst.

    Hilfreich wäre ein Seminar für dich - da gibt es verschiedene Anbieter die genau dieses Thema abhandeln. Führungskompetenz wird fast niemandem einfach so in den Schoss gelegt; aber das kann man lernen und Strategien entwickeln wie man mit Kollegen umgeht die gerne in ihren festgefahrenen Rillen stecken. Leichter ist es natürlich wenn man in einer neuen Firma anfängt und nicht befördert wird. Das gibt immer gewisse Probleme - kenne ich auch aus Erfahrung.
    Ganz wichtig: Sprich auch rechtzeitig diese Probleme mit gewissen Mitarbeitern bei deinem Chef/externen Berater an. Dann sind sie gewappnet falls der eine oder andere Mitarbeiter hinter deinem Rücken bei ihnen beschwert. Dann kann dein Chef ganz anders reagieren falls einer bei ihm auftaucht.
    Dahinter steckt aber oft auch nur Neid oder das Gefühl übergangen worden zu sein - das wird oft unter dem Namen "die kann das nicht" thematisiert.
    ****** under construction ******

  6. #6
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    Ich würde mich da professionell coachen lassen. Versuche, das bei der Firmenleitung durchzusetzen, zur Not zahl es privat, wenn Du kannst.

  7. #7
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    Zitat Zitat von Chiquitita Beitrag anzeigen
    Ich würde mich da professionell coachen lassen. Versuche, das bei der Firmenleitung durchzusetzen, zur Not zahl es privat, wenn Du kannst.
    Genau - anders scheint es mir unmöglich zu schaffen. Am besten von einer Frau, die kennt deine Probleme besser als ein Mann.

  8. #8
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    Einen Coach halte ich für eine sehr gute Idee!
    Manche Menschen sind furchtbar einfach, andere sind einfach furchtbar

  9. #9
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    Ohlala... das sind aber eine Menge neue Aufgabengebiete

    Ich kann dir aus eigener Erfahrung nur raten, dich da nicht als "Eierlegende Wollmilchsau" verbraten zu lassen... Ich habe auch mal knapp 1,5 Jahre im eigenen Unternehmen für einen Berater als Assistentin gearbeitet... UND noch zusätzlich für meinen Chef... danach war ich feddisch, aber sowas von! Ich hoffe, es passt auch gehaltlich............................
    Die letzte Strophe deines Liedes war verklungen, als er deinen Namen rief.
    In mir jedoch wird's nie verstummen. Es singt ganz leise........seelentief.

  10. #10
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    Zitat Zitat von Chiquitita Beitrag anzeigen
    Ich würde mich da professionell coachen lassen. Versuche, das bei der Firmenleitung durchzusetzen, zur Not zahl es privat, wenn Du kannst.
    Das schlage ich auch vor - und die Firma sollte zahlen. Wenn sie schon Geld für einen Berater haben, sollte das auf jeden Fall auch noch drin sein.

    An der Entscheidung, ob nun für den Coach gezahlt wird oder nicht, wirst du auch merken, wie ernst es deine Firma mit dir und deinen neuen Aufgaben meint und wie du dort wertgeschätzt wirst. Ansonsten kannst du dir deinen Teil denken.
    H.G. eve

    Wozu braucht man ein Gehirn, wenn man es nicht benutzt?

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