Seite 1 von 22 1 2 3 11 ... LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 10 von 211

Thema: Nach der Trennung....wie geht es weiter?

  1. #1
    Registriert seit
    09.08.08
    Beiträge
    1,428

    Standard Nach der Trennung....wie geht es weiter?

    Anzeige
    Erstmal erzählen, ja? Ich hab's nie jemandem erzählt...

    Ich habe meinen Mann an seine Depressionen verloren.
    Das war kein Leben mehr, die letzten 2 Jahre waren die Hölle.
    Ich hatte nie eine faire Chance...wenn der Gegner schwere Depression heißt.
    Weder mit gutem Zureden noch mit Druck bekam ich meinen Mann aus dem Bett zum Arzt.
    Er ging einfach nicht, Ende aller Bemühungen. Sollte ich körperliche Gewalt ausüben?
    Er lag wochenlang im Schlafzimmer und verweigerte Gespräche durch simples Augen schließen und schweigen. Wochenlang, monatelang.
    Ich bat, bettelte, flehte: Er stand nicht auf. Den Arzt, den ich rief, schickte er weg.
    Bei den letzten Fehlzeiten (praktisch jeden Monat für Tage oder gar Wochen) hatte seine Firma alle Augen zugedrückt, jetzt nicht mehr.
    Keine Krankschrift? Abmahnung 1. Schon wieder keine? Abmahnung 2.
    Er ging nicht ans Telefon und beantwortete keine mails von Vorgesetzten und Kollegen.
    Ich fuhr zu seinem Chef, der zwar verständnisvoll war- aber die Achseln zuckte: es muss eine Krankmeldung her, es gibt Regeln im Arbeitsleben....zu Recht.
    Ich berichtete von diesem Gespräch: geschlossene Augen und schweigen. Tagelang, wochenlang. So oft ich reden wollte: Schweigen.
    Weder sanft noch energisch noch kurz vor dem Tobsuchtsanfall: Verweigerung und Schweigen.
    Telefonnummern von Ärzten, Praxen und Therapeuten: Flogen in den Müll, während ich auf der Arbeit war.
    Ich kam Abends heim von der Arbeit: die Wohnung.....eine Gruft.....

    Den Job (verdammt gut bezahlt) ist er jetzt übrigens los.
    Ich will meinen nicht auch noch verlieren: ich ging also täglich ins office- wenn auch mit zweifelhaften Leistungen...
    Alles ging den Bach runter, der Haushalt blieb sowieso an mir kleben. Kein Urlaub, kein Ausgehen, keine Freunde einladen (er lag krank im Bett und verlangte Ruhe), Geburtstage, Jahrestage, Familienfeiern...alles Opfer der Krankheit. Und ich als Pflegekraft neben einem Fulltime- Job, völlig überfordert und voller hilflosem Zorn gegenüber einem übermächtigen und unsichtbaren Gegner.
    Ich musste nach einem Jahr selber in die Arzt- Praxis: Angstzustände und massive Schlafprobleme, sowas bleibt nicht folgenlos. Ich, ausgerechnet ich? Immer kerngesund und leistungsfähig, ich knickte ein und schlucke seither Schlaf- und Beruhigungsmittel wie Bonbons.

    ......Er war schwermütig und nachdenklich, als ich ihn vor Jahren kennen- und lieben lernte.
    Es gab immer mal Schübe der Krankheit- aber es war "im Rahmen". Dazu sein Job als Spezialist für unlösbare Probleme (Maschinenbau), der ihm Struktur und Halt gab.
    Ich wagte das Zusammenleben (die Traumwohnung war sein Wunsch), das ist über 2 Jahre her...
    Und ich fiel ins Bodenlose..
    Nach 3 Monaten honeymoon in der neuen Wohnung und dem klassischen "bemühen" kam sein erster Schub im trauten Heim: er ging (natürlich) nicht zum Arzt, ich tat, was ich konnte- natürlich zu wenig, immer zu wenig, verflucht.
    In den guten Zeiten war er wunderbar, zauberhaft, verlässlich, zärtlich, liebevoll, ganz wie zu Beginn....daran klammerte ich mich...an diesen dürren Ast.
    Die Abstände zwischen den Depressions- Schüben wurden kürzer...rasant kürzer...erschreckend..kurz...
    Mir gingen langsam die Ausreden für Freunde und Familie aus: ich kam ja immer alleine, wenn überhaupt...ich bin ja nicht aus Eisen.: Ich habe oft und viel vor Enttäuschung geweint.
    Den letzten *** gab es vor 8 Monaten unter Alkoholeinfluss, es war grauenhaft....

    Ich tat letzten Monat etwas, für das ich mich schäme: ich packte ihn ins Auto und gab das Problem samt Reisetasche bei seiner Mutter ab: er war völlig apathisch und lies das schweigend mit sich geschehen.
    Seine Mutter...wird das Problem nicht lösen können, wie auch?
    Es ist ihr nur "nicht unbekannt", "jaja, mein Sorgenkind.... war ja eine Frage der Zeit..bis sein dunkler Engel...wieder durchschimmert ..."
    Dort liegt er jetzt im Gästezimmer- und schweigt. Wie bei uns daheim..redet er nicht. Er schläft, genau wie bei uns daheim, 13, 14 Stunden, verschlingt eine Pizza und legt sich wieder schweigend hin. Er duscht und putzt sich die Zähne, aber sonst auch nichts. Schwima meint, es ist besser, wenn ich mich komplett abseile und nicht mehr nachhake...
    Ich habe keine Ahnung (hatte ich nie) was in seinem Kopf zwischen den Schlaf- Intervallen, abgeht. Da tobt sich wohl die Krankheit in ihrer vollen Größe aus, was weiss ich.

    Es kam nach 3 Wochen eine kurze chat- Nachricht übers Handy: für ihn sei die Beziehung beendet, er wünsche mir nur das Beste, au revoir, ich sei "den Klotz am Bein" los und solle jetzt das Leben genießen und ihn möglichst bald vergessen. Autsch.
    Ans Telefon ging er nie, mails blieben unbeantwortet, auch oldschool- Briefe. Keine Nachricht außer dieser.
    Passive- aggressive at it's best. Oder soll ich sagen, der Dämon Depression hat gewonnen?
    Denn das hat er, unzweifelhaft.

    Was soll ich tun?
    Ganz konkret, was soll ich tun?
    Mit seinem Zeug, mit seinen Möbeln? seinem Arbeitszimmer?
    Möbel: einboxen und auf ewig die Box bezahlen?
    Weil er eh nichts regeln kann? Soll ich das der Mutter auch noch aufbürden?

    So ganz nebenher treiben mich neben Angst- und Schlafstörung noch ganz andere Gedanken um: was wird jetzt aus mir?
    Kontakte waren, wenig genug, Pärchenkontakte.
    Die sind jetzt langfristig...gestorben, man kennt das, der Single.....ist im Club geduldet- aber nicht willkommen.
    Ich fang' also wieder bei Null an. Mit Herzschmerz und reichlich Valium und das mit Mitte 40.
    Weil ich mein Herz...an einen kranken Mann verloren habe.

    Her mit allen gut gemeinten Ratschlägen.

  2. #2
    Registriert seit
    24.02.07
    Beiträge
    17,788
    Ach Mensch, was kann man dazu sagen? Es tut mir leid, das zu lesen.

    Die Wohnung gehört ihm? Oder euch beiden? Die Möbel? Was mit seinem Eigentum geschieht muss er entscheiden bzw seine Mutter.
    Die Dummheit hat aufgehört, sich zu schämen.

  3. #3
    Registriert seit
    19.07.07
    Ort
    FFM
    Beiträge
    19,359
    Ich weiß gar nicht, was ich da sagen soll. Wegen seiner Möbel: Da muss sich dann eben seine Mutter drum kümmern, anders wird es ja nicht gehen. Gehört euch die Wohnung oder wohnt ihr zur Miete?
    Bei uns gibt es so Beratungsstellen auch für Angehörige bei Depressionen. Vielleicht wären die ein Ansprechpartner für dich oder können dir jemanden nennen? Wie waren denn die Kontakte vor zwei Jahren noch?
    Viel raten kann ich dir nicht. Nimm dir Zeit, das zu verkraften. Das dauert seine Zeit.

  4. #4
    Registriert seit
    09.08.05
    Ort
    Bremen
    Beiträge
    12,807
    oh Gott, das tut mir sehr leid.
    Mein Mann hatte auch Depressionen, ist aber selber zum Arzt, weil er gemerkt hat es stimmt etwas nicht mit ihm.
    Kann man als Ehefrau nicht seinen Partner zwangseinweisen lassen?
    Ich würde bei seinem Psychiater anrufen und fragen...
    http://de.wikipedia.org/wiki/Unterbr...ef.C3.A4hrdung

    Alles Gute!

  5. #5
    Registriert seit
    03.09.10
    Beiträge
    2,876
    Liebe Ballkönigin, es zerreißt mir das Herz, das hier zu lesen. Es tut mir wirklich leid. Einen Krieg gegen die Depression zu gewinnen, ist entweder unmöglich oder es hinterlässt tiefe Spuren. Ich habe leider nichts hilfreiches beizutragen, ich möchte dir nur sagen, dass ich dir vom Herzen wünsche, dass du das gut überstehst.
    We make a living by what we get, but we make a life but what we give.
    - Winston Churchill

  6. #6
    Registriert seit
    12.03.04
    Ort
    Basel, Schweiz
    Beiträge
    5,804
    Ich sitze gerade nach lesen deines Textes völlig perplex vor dem Bildschirm
    Es tut mir so unheimlich leid, was du da durchmachen musst Für einen psychisch gesunden Mensch ist das ein Bereich, der sich einfach nicht erschließt... Ich kann mir auch nur annähernd vorstellen in welcher emotionalen Zwickmühle du da stehen musst zwischen Verantwortungsgefühl und Selbstliebe. Du darfst dich nicht auch noch in der Krankheit deines Mannes verlieren - so viel ist klar!

    Wenn ich das alles so lese und reflektieren, dann scheint mir ein kompletter Neuanfang ohne diesen Mann an deiner Seite noch der angenehmste Teil des Weges, den du zurücklegen kannst. Sei mutig ihn zu bestreiten für dich und dein Seelenheil! Es kann von daher nur aufwärts gehen. Du wirst in absehbarer Zeit wieder ausgeglichener sein und dies wird dir auch dabei helfen, ein neues - gesundes - Umfeld aufzubauen.
    *
    "Die Frau ist das einzige Geschenk, das sich selbst verpackt."
    (Jean-Paul Belmondo)
    *
    *
    "Parfum verkündet die Ankunft einer Frau und verlängert ihren Abschied."
    (Coco Chanel)
    *

  7. #7
    Registriert seit
    18.02.09
    Ort
    bei München
    Beiträge
    13,391
    Ich lebe ja auch mit einem Depressiven zusammen, der aber zum Glück Medikamente nimmt, die ihn vor dem völligen Absturz bewahren.

    Ich will es wenigstens versuchen -
    Sei für deinen Mann da! Es ist dein Mann!
    Auch wenn er gesagt hat die Beziehung sei beendet - er ist doch im Moment nicht zurechnungsfähig.

    Zwei Jahre sind eine lange Zeit, aber bei einer Depression muß man oft mit langen Zeitspannen rechnen, bis der Betreffende wieder Zugang zum Leben findet.
    Es ist nicht auszuschließen, daß er irgendwann seinen tiefsten Tiefpunkt erreicht und dann langsam wieder ins Leben zurückkriecht.

  8. #8
    Registriert seit
    21.03.11
    Ort
    Dresden
    Beiträge
    20,078
    Ballkönigin, zuerst mal: *umarm*

    Ich glaube, du machst gerade das Richtige: red dir erstmal alles vom Herzen, was du in den letzten Jahren an Überdruck zusätzlich aufgenommen hast. Versuch, die Lage zu entspannen und dich so einzurichten, damit du wieder Kraft kriegst.
    Ich weiß nicht, wo du wohnst, wenn gerade jetzt flüchten und reden willst, kannst du mich gern besuchen, ich wohne in Dresden, sofort, wenn du willst. Ich wäre für dich da.
    Du konntest da nichts machen, du musst dich erstmal retten, bevor du selber vor die Hunde gehst.
    Geh raus und laufe so viel wie möglich, wenn du kannst. Das hilft, wenn man denkt, man müsse zerspringen.

    Das andere muss ich auch erst mal sacken lassen, fühl dich gedrückt und nicht allein. Das ist eine der schwersten Situationen im Leben, danke, dass du das mit uns teilst und Vertrauen hast.

  9. #9
    Registriert seit
    11.01.07
    Beiträge
    12,517
    Ich habe leider keinen Rat für Dich, kann Dir nur viel Kraft wünschen. Erschütternd, was Du mitgemacht hast.
    "Wer immer erreichbar ist, gehört zum Personal." (Karl Lagerfeld)

  10. #10
    Registriert seit
    17.10.03
    Beiträge
    3,103
    Anzeige
    Zitat Zitat von Ballkönigin Beitrag anzeigen
    Ganz konkret, was soll ich tun?
    Mit seinem Zeug, mit seinen Möbeln? seinem Arbeitszimmer?
    Möbel: einboxen und auf ewig die Box bezahlen?
    Weil er eh nichts regeln kann? Soll ich das der Mutter auch noch aufbürden?

    So ganz nebenher treiben mich neben Angst- und Schlafstörung noch ganz andere Gedanken um: was wird jetzt aus mir?
    Kontakte waren, wenig genug, Pärchenkontakte.
    Die sind jetzt langfristig...gestorben, man kennt das, der Single.....ist im Club geduldet- aber nicht willkommen.
    Ich fang' also wieder bei Null an. Mit Herzschmerz und reichlich Valium und das mit Mitte 40.
    Weil ich mein Herz...an einen kranken Mann verloren habe.

    Her mit allen gut gemeinten Ratschlägen.
    Wie sind denn die Besitzverhältnisse? Wer steht im Mietvertrag der Wohnung? Willst Du die Wohnung behalten? Kannst Du die Wohnung nicht kündigen?

    Pass auf mit dem Valium. Das Abhängigkeitspotential ist sehr hoch, ein Entzug viel schlimmer als etwa bei Opiaten und Psychosen kann es auch auslösen.

    Ein konkreter Rat ist schwierig ohne Kenntnis der Besitzverhältnisse, aber grundsätzlich hielte ich für ein gutes Ziel: Eine neue Wohnung, der Aufbau eines neuen Lebens mit alten und neuen Freunden. Vielleicht irgendwann auch einer neuen Beziehnung. Ich würde nicht jetzt schon festlegen, ob Menschen in Beziehungen dauerhaft mit Dir befreundet bleiben wollen: Das wird sich ergeben, und es wird für beide Seiten, egal wie es ausgeht, schon in Ordnung sein.
    Vielleicht hilft es, es so zu sehen, dass Du bei null anfängst. Aber in den letzten Jahren war es vermutlich unter null. So gesehen ist es schon besser geworden.

Ähnliche Themen

  1. Kontaktsperre nach Trennung (langjährige Beziehung)
    Von Tainted_Beauty im Forum That's Life
    Antworten: 51
    Letzter Beitrag: 25.10.10, 20:44:03
  2. Schuldgefühle nach Trennung
    Von Hochwaldelfe im Forum That's Life
    Antworten: 91
    Letzter Beitrag: 29.09.10, 09:25:40
  3. Antworten: 6
    Letzter Beitrag: 07.10.09, 07:42:28
  4. DH geht weiter...
    Von Andrea72 im Forum Gelesen & gehört
    Antworten: 60
    Letzter Beitrag: 11.12.08, 19:14:19
  5. Und wie geht´s weiter?
    Von Flake im Forum Gelesen & gehört
    Antworten: 30
    Letzter Beitrag: 02.07.06, 12:53:57

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •