Es spielt für mich aus heutiger Sicht weniger eine Rolle, was ein Mensch damals "mitbekommen" hat, denn das können wir überhaupt gar nicht mehr beurteilen. Ich kann auch kaum glauben, wie z.B. die Progromnächte "unbemerkt" bleiben konnten aber was soll ich sagen, ich war nicht dabei. Es lässt sich aber nicht leugnen, dass dieses Grauen passiert ist und ich kann nur immer wieder sagen, dass es schon eine Rolle spielt, wie wir heute alle zusammen damit umgehen.
Meine Grossmutter väterlicherseits stammt aus Ostpreussen und ist mit Ihren Eltern und Geschwistern über das zugefrorene Haff geflüchtet. Ihr Bruder ist dabei im Eis eingebrochen und hat durch den Sauerstoffmangel eine geistige Behinderung davongetragen. All dieses Leid hat nur dazu geführt, dass meine Großmutter ein klares Feindbild behalten hat und bis zu Ihrem Ende eine überzeugte Nationalsozialistin war. Gesprochen wurde über die Kriegserlebnisse aber gar nicht. Mein Vater ist ein Rassist, bei dem ist auch nichts angekommen. Meine Großeltern mütterlicherseits sprachen nur darüber dass Hitler an allem Schuld war, der Rest wurde tabuisiert. Meine "Schwiegertante" erzählt heute sehr offen darüber, ich frage sie auch viel. Sie ist 1934 geboren und hat die Nazizeit als Kiind erlebt und erzählt auch, wie stolz sie war, als sie mit ihrer BDM Uniform in die Schule durfte. Sie ist ein herzlicher Mensch und sagt auch, dass sie das heute natürlich anders sehen würde. Meine Urgrossmutter hat einen Jungen im Krieg verloren aber das war für mich als Kind sehr abstrakt, dieser Begriff "im Krieg gefallen".
Meine Familie ist insgesamt sehr schwierig, der Krieg und die Armut haben grosse psychische Verwundungen geschlagen, deren Resultat Gewalt und emotionale Kälte, psychische Erkrankungen und Kriminalität sind. Vielleicht wäre einiges davon auch in Friedenszeiten geschehen aber wenn ich mir die Personen und ihre Biografie so ansehe, dann glaube ich, dass ohne diese unfassbaren Brutalitäten und ohne diesen autoritären Geist dieses Grauen sich nicht hätte ausprägen können.
“There are many ways you can establish your own path,” he said, sounding very much like the teacher he is. “The reason I love my catch phrase, ‘Make it work,’ is because it is not just about what is happening in the workroom, it is about life. Taking the existing conditions, the things we have available to us, and rallying them to ascend to a place of success.” (Tim Gunn)