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Thema: Eure Familie und der Krieg

  1. #81
    Avatar von Medha
    Medha ist offline Spritzenkassen Anwärterin
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    Zitat Zitat von vivian Beitrag anzeigen
    Das sicher nicht. Aber es gibt gewisse Parallelen. Auch von den DDR-Bürgern haben nur die allerwenigsten gewußt, wie z.B.
    mit politischen Häftlingen umgegangen wurde. Klar, wir wußten über die Praxis der Freikäufe durch die BRD Bescheid
    (aus den westlichen Medien), aber nicht über Zustände in den Gefängnissen, das Foltern, Zwangsarbeit, Schlafentzug und
    andere Dinge.
    Es gab aber Menschen, die diese Taten ausgeführt haben. So wenig es hilfreich ist alle Einwohner eines Staates (oder Menschen einer Gruppe/Herkunft oder wie auch immer) pauschal zu verurteilen so wenig ist es hilfreich diese pauschal zu entlasten. Es gab auch in der DDR Menschen, die Täter waren, weil sie sich davon einen persönlichen Vorteil versprochen haben. Die wussten, was passiert. Und das waren nicht nur Honecker und Mielke. Die Stasi hatte knapp 190.000 IMs, natürlich wurden davon auch viele zur Mitarbeit genötigt. Die Verhältnisse in der DDR sehe ich auch eher durch den Stalinismus geprägt, als dass es da so viel Verantwortung gegeben hätte. Der 17. Juni hat schon deutlich gemacht, das Widerstand ziemlich zwecklos ist. Die DDR war im Grunde kein souveränder Staat und die Wiedervereinigung war möglich, weil die UDSSR die DDR nicht mehr halten wollte und aus wirtschaftlichen Gründen auch nicht konnte.
    “There are many ways you can establish your own path,” he said, sounding very much like the teacher he is. “The reason I love my catch phrase, ‘Make it work,’ is because it is not just about what is happening in the workroom, it is about life. Taking the existing conditions, the things we have available to us, and rallying them to ascend to a place of success.” (Tim Gunn)

  2. #82
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    Ja klar, die Leute wussten alle nichts von dem Holocaust.... Oh mann, das sind ja regelrechte Kulturlügen, Lügen im großen Stil
    Ich sage euch - und werde deswegen wahrscheinlich gleich virtuell geköpft: das ist mitunter ein Grund, warum uns Deutschen immer wieder noch der Holocaust um die Ohren gehauen wird: wir sind immer noch total verdreht von diesen alten Lügen.
    Natürlich wussten die Leute von gar nichts und wir sind heutzutage auch noch zu doof das zu durchschauen. Ja, man wusste nichts: Deswegen wurden die Juden ja nie versteckt, deswegen gab es keine Massenselbstmorde, deswegen haben sie junge Soldaten wie Hans Scholl nicht dem Widerstand angeschlossen, deswegen gibt es ja keine Berichte und Briefe in denen Frontsoldaten immer wieder von den schrecklichen Erlebnissen berichten, deren Zeuge sie geworden sind; ja deswegen hat man nie wieder was von den Juden gehört. Und ja, die ganze Asche um Dachau und so weiter, kam von Grillfesten und dass ständig Leute in die Lager kommen und keiner raus, war auch nicht verdächtig.

    Ich habe von alten Leuten anderes erfahren: eine sagte, dass sie von Dachau und Ausschwitz wusste, aber nicht von dem gesamten Ausmaß; eine sagte, dass es sehr wohl Gerüchte gab; und der Opa einer Freundin war sehr ehrlich: er sagte, man wusste es, man hat es sich gedacht, aber man hat eben an den jüdischen Bolschewismus, der die arische Welt zerstören will, geglaubt.


    Achso, mal ein Bericht aus asiatischer Sicht:
    Mein Uropa ist im Krieg gegen die Japaner gefallen und meine Uroma stand dann ganz alleine da- leider ein Schicksal, das ja Millionen erlitten haben. Ansonsten habe ich immer "nur" gehört, dass die Japaner im Krieg ein wahres Inferno angerichtet haben. Es gab Massentötungen und das mit unaussprechlicher Grausamkeit: kleine Kinder hätten die Japaner in die Luft geworfen und dann mit den Messern "aufgefangen". Meine Mutter sagt, dass die Alten das ihr erzählt haben. Angesichts der vielen Zeitzeugenberichten, scheint es wahr und keine Horrorfilm-Adaption zu sein.
    Also, von den Massenhinrichtungen habe ich immer wieder gehört- jedoch nichts von den berühmt-berüchtigten Trostfrauen. "Trostfrauen" kann man googeln: ebenso "Massaker von Nangkin" - "Massaker von Manila" - "Fall von Bataan".
    Ich finde, wir Deutsche haben unsere Geschichte um ein vielfaches ehrlicher aufgearbeitet als die Japaner es je taten. Die bringen es echt fertig, sich wg. Hiroshima und Nagasaki als die Opfer des Krieges sich zu fühlen, aber dass sie jahrelang unfassbares Elend über weite Teile Süd-Ostasiens und auch Australiens gebracht haben- darüber wird kaum ein Wort verloren

  3. #83
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    Ja man kann das alles googeln, so man sich denn dafür interessiert, und auch die Medien berichten, gerade im Zusammenhang mit Jahrestagen, immer wieder ausführlich.

    Aber dann sind es ja für einige (wenige!!) doch wieder nur die bösen Medien, die selbstverständlich Lügen verbreiten.

    Du hast schon recht, diese Haltung weckt doch immer wieder ein gewisses Befremden (nett ausgedrückt).

  4. #84
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    Furchtbar davon habe ich noch nie etwas gehört... Informiere mich gleich mal.

    http://www.focus.de/wissen/mensch/ge...d_1115584.html
    Geändert von serendipiti (15.05.15 um 15:08:19 Uhr)

  5. #85
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    Es gibt einen interessanten Wiki-Artikel zum Thema, ob und wie viel den Deutschen bekannt war: http://de.wikipedia.org/wiki/Zeitgen..._vom_Holocaust

  6. #86
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    Da ich keine deutschen Vorfahren habe, kann ich nur in so fern etwas beitragen, was das "etwas merken" angeht. In meinem Heimatland bin ich zur ersten Klasse in einer Grundschule gegangen und genau gegenüber der Schule gab es eine Militärbasis. Mir ist damals als sechsjährige schon aufgefallen, dass von Zeit zu Zeit große Transporter mit einer Menge gefangener Männer- das nahm ich an, da sie keine Uniformen trugen und ängstlich wirkten- ankamen, aber ich diese nie auf dem Hof oder wieder rauskommen sah. Die Soldaten waren immer sehr freundlich zu uns Kindern, aber ich habe mich trotzdem immer vor ihnen gedrückt. Wenn ich aber meine Großeltern darauf ansprach, dann hieß es immer, da sei nichts und ich wäre eine kleine Spinnerin.
    Viele Jahre später hat sich herausgestellt, dass sogar nachts das Militär unser Haus durchsucht hatte (habe es nicht mitbekommen, da geschlafen),weil sie kommunistische Bücher bei uns vermuteten (mein Opa war ein Atheist), aber nichts gefunden haben.

    Heute noch ist es so, dass meine Oma nie was gesehen oder gehört haben will. Von meinem Mann weiß ich, dass sein Onkel auch fast von dem Militär damals als Kommunist gefoltert werden sollte und in letzter Sekunde von einem ranghohen Verwandten rausgeholt wurde. Wenn ich meine Familie auf die Vergangenheit anspreche, sprechen sie immer nur von ihren eigenen Entbehrungen, meine Oma, wie schwer sie es mit den Kinder hatte, als mein Opa nach Deutschland gegangen ist. Sie haben es einfach ausgeblendet, weil sie so dann natürlich auch keine Verantwortung tragen müssen. Ihre Logik: Wenn sie es doch nicht wussten, konnten sie auch nicht dagegen handeln.
    Das befreit von Schuldgefühlen, so können sie alles ad acta legen. Menschen lügen wie gedruckt, so dass man sich nicht sicher ist, ob sie selbst daran glauben oder es einfach bühnenreif nach außen tragen, um als die reinste Unschuld dazustehen. Sie machen das auch gezielt bei nahen Verwandten, bei mir hatte ich das Gefühl, dass meine Verwandten nicht wollten, dass ich schlecht über sie denke. Als ich ihre Aussagen in Frage gezogen habe, waren sie mir gegenüber richtig feindlich gesinnt und ließen Sprüche vom Stapel wie "du warst ja schon als Kind immer so eine kleine Lügnerin". War ich definitiv nicht!
    Geändert von allolola (16.05.15 um 15:06:01 Uhr)

  7. #87
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    Allola, aus welchem Land kommst du denn?

  8. #88
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    Meine Großeltern väterlicherseits kamen aus Ostpreußen. Mein Opa musste wohl in Ägypten kämpfen und ging wegen einer Schussverletzung im Knie dann zeitlebens am Stock. Meine Oma ist alleine mit ihrer Tochter nach Westdeutschland geflohen. Diese Tochter (meine Tante) hatte sie unehelich mit 16 bekommen, und sie hat das Geheimnis mit ins Grab genommen, wer der Vater war. Mein Tante hat wohl einiges versucht, es herauszufinden, aber vergeblich. Sie hat ziemlich slawische Gesichtszüge, also vermuten wir, dass der Vater vielleicht aus Polen oder Russland kam. Wer weiß, was meine Oma damals Schlimmes erlebt hat, wir werden es nie erfahren...
    Ich kann mich noch erinnern, wie sie einmal bei mir auf dem Balkon saß und eine Cessna tief über das Haus flog (wohne an einem kleinen Berg, der gerne als Ausflugsziel genommen wird). Sie starrte schockiert in den Himmel, ging rein und wollte nicht mehr rauskommen
    Meine Großeltern mütterlicherseits haben genau wie die anderen Großeltern nur wenig erzählt. Damals als Teenager hatte ich auch noch kein sonderliches Interesse daran, heute würde ich sie gerne vieles fragen. Ich weiß nur, dass mein Opa mütterlicherseits desertiert ist. Er hat irgendwo in Belgien Unterschlupf gefunden und kam später zurück. Wir haben ein Kriegstagebuch von ihm, in dem er so einiges festgehalten hat über die Entbehrungen, die Kämpfe etc. Hatte es zuletzt als Teenagerin in der Hand und möchte es mir demnächst noch mal genauer ansehen, damals hatte ich es nur mal durchgeblättert.
    EDIT: Ach ja, mein Opa väterlicherseits, ein sehr lieber, zurückhaltender Mann (so habe ich ihn zumindest immer erlebt), hasste Katzen. Auf meine Nachfrage als Kind erzählte er mir, dass sie alle Hunger gelitten hätten, aber ständig eine bettelnde Katze zu ihnen kam. Irgendwann war er so genervt von ihr, weil er selbst hungerte, dass er sie in der Tür zerquetscht hat. Schrecklich
    Geändert von Lillie (16.05.15 um 15:54:17 Uhr)

  9. #89
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    Zitat Zitat von Lillie Beitrag anzeigen
    Irgendwann war er so genervt von ihr, weil er selbst hungerte, dass er sie in der Tür zerquetscht hat. Schrecklich
    Und vermutlich gegessen, was damals viele gemacht haben. Ebenso galten Krähen als Tauben. Der Hunger treibt viele Dinge rein.

    Mein Vater kampierte nach seiner Gefangenennahme mit tausenden anderer Kriegsgefangener drei Wochen auf freiem Feld - ohne jede Verpflegung. Die Männer haben sich unter anderem von Wurzeln, Würmern und dgl. ernährt. Gelegentlich fingen sie im Bachlauf auch mal einen Fisch.

  10. #90
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    Ja, ich glaube, dass unsere Großeltern mehr schlimmes erlebt haben, als wir uns überhaupt vorstellen können

    In den 80er Jahren ist in das Nachbarhaus meiner Großeltern ein amerikanischer Bomber geknallt. Mein Opa war ja im Krieg schwerstverletzt und verschüttet und ich weiß, dass er noch Tage nach diesem Geschehnis völlig fertig war.. nicht nur weil das Flugzeug da reingeflogen ist, sondern weil so viele Kriegserinnerungen hoch kamen. Er muss wohl schrecklich geschrien haben, als das passierte.

    Mein Ex Schwiegervater war 5 Jahre in Sibirien in Kriegsgefangenschaft. Er hat wenig, sehr wenig erzählt, aber das WAS er erzählt hat, war furchbar

    was die Überlebenden der KZs allersdings erlebt haben..ich glaube, davon machen wir uns überhaupt gar keine Vorstellung. Wie sagte diese Tage ein 88jähriger Überlebender bei Markus Lanz: dafür hat keine Sprache Worte, das wirklich mitzuteilen.

    Ich möchte auch an dieser Stelle einmal sagen, dass ich persönlich ziemliche Probleme damit habe, dass mein Uropa bei der SS war und mein Onkel bei der Totenkopf-Division. Das wurde zwar innerhalb der Familie immer etwas herunter gespielt "Opa war ja "nur" Chauffeur"... und der G. ist ja desertiert und hingerichtet worden... aber was weiß man schon? Irgendwie schleppe ich das mit mir rum und vielleicht habe ich deshalb schon früh damit angefangen, mich für das Thema Nationalsozialismus und WW2 zu interessieren. Ich kann ja nun gar nichts dafür, aber irgendwie ist das ein unschönes Erbe
    Geändert von Mayanmar (16.05.15 um 16:15:18 Uhr)
    Die letzte Strophe deines Liedes war verklungen, als er deinen Namen rief.
    In mir jedoch wird's nie verstummen. Es singt ganz leise........seelentief.

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