Wollen wir auch darüber mal ein wenig reden?
Was wißt ihr von eurer Familie noch vom Krieg? Was wurde so erzählt, was wurde verschwiegen?
Mein Vater ist ja '40 geboren und hat noch einiges von der NS-Zeit mitbekommen...
Die Bombennächte im Bunker, den Einmarsch der Amerikaner, die Nahrungsmittelknappheit...
Früher wollte ich das alles nicht hören, aber zunehmend interessieren mich die alten Geschichten.
Natürlich hab ich ihn auch gefragt, was Opa so im Krieg gemacht hat.
Da dieser ja 1896 geboren war, war er schon nicht mehr die erste Wahl als Soldat.
Zwar hat man ihn dann zum Volkssturm noch einziehen wollen, aber bis es ernst wurde war der Krieg vorbei.
Mein Papa meint, Opa hat nicht Hitler gewählt, weil er streng katholisch war und ihm die Nazis nicht katholisch genug waren...
Und sie hätten alle nichts vom Holocaust mitgekriegt, weil alle dachten, Hitler würde für die Juden in Osteuropa Siedlungen bauen, mit dem Geld aus den Enteignungen.
Man hätte zwar gewußt, daß es in den KZs nicht sehr fein zugeht, und daß in Dachau viele an Typhus gestorben sind, aber von einem systematischen Morden sei ihnen nichts zu Ohren gekommen.
Mein Opa soll zeit seines Lebens auf die Nazis geschimpft haben.
Aus meiner Mutter kriege ich wenig bis gar nichts raus.
Ich weiß nur, ihre Familie waren sehr bescheidene Leute, die wohl allgemein nicht viel mitgekriegt haben.
Aber ich kann es nicht fassen, daß sie ihre Mutter nie gefragt hat, was sie damals dachten, wußten, wählten, usw.
Meine Oma hat nämlich noch lange gelebt, es wäre genug Zeit und Gelegenheit dazu gewesen...
Was erzählt man in eurer Familie noch heute vom Krieg?
Habt ihr den Eindruck, daß offen damit umgegangen wird/wurde?
Was für persönliche Anekdoten sind euch noch in Erinnerung?