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Thema: Eure Familie und der Krieg

  1. #1
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    Standard Eure Familie und der Krieg

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    Wollen wir auch darüber mal ein wenig reden?
    Was wißt ihr von eurer Familie noch vom Krieg? Was wurde so erzählt, was wurde verschwiegen?

    Mein Vater ist ja '40 geboren und hat noch einiges von der NS-Zeit mitbekommen...
    Die Bombennächte im Bunker, den Einmarsch der Amerikaner, die Nahrungsmittelknappheit...
    Früher wollte ich das alles nicht hören, aber zunehmend interessieren mich die alten Geschichten.

    Natürlich hab ich ihn auch gefragt, was Opa so im Krieg gemacht hat.
    Da dieser ja 1896 geboren war, war er schon nicht mehr die erste Wahl als Soldat.
    Zwar hat man ihn dann zum Volkssturm noch einziehen wollen, aber bis es ernst wurde war der Krieg vorbei.

    Mein Papa meint, Opa hat nicht Hitler gewählt, weil er streng katholisch war und ihm die Nazis nicht katholisch genug waren...
    Und sie hätten alle nichts vom Holocaust mitgekriegt, weil alle dachten, Hitler würde für die Juden in Osteuropa Siedlungen bauen, mit dem Geld aus den Enteignungen.
    Man hätte zwar gewußt, daß es in den KZs nicht sehr fein zugeht, und daß in Dachau viele an Typhus gestorben sind, aber von einem systematischen Morden sei ihnen nichts zu Ohren gekommen.
    Mein Opa soll zeit seines Lebens auf die Nazis geschimpft haben.

    Aus meiner Mutter kriege ich wenig bis gar nichts raus.
    Ich weiß nur, ihre Familie waren sehr bescheidene Leute, die wohl allgemein nicht viel mitgekriegt haben.
    Aber ich kann es nicht fassen, daß sie ihre Mutter nie gefragt hat, was sie damals dachten, wußten, wählten, usw.
    Meine Oma hat nämlich noch lange gelebt, es wäre genug Zeit und Gelegenheit dazu gewesen...

    Was erzählt man in eurer Familie noch heute vom Krieg?
    Habt ihr den Eindruck, daß offen damit umgegangen wird/wurde?
    Was für persönliche Anekdoten sind euch noch in Erinnerung?
    Geändert von Datura (12.05.15 um 02:28:50 Uhr)

  2. #2
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    Datura, wenn du das glaubst, dann ist es schade. Aber jeder rückt sich seine Wahrheit zurecht.

    Ich kenne eine Menge alter Menschen, die sagen, sie haben vom Holocaust nichts mitbekommen. Hitler sei ein netter Kerl gewesen, hat Autobahnen gebaut, und was mit den Juden passierte, wusste man auch nicht. Und als man es wusste, hat man sie versteckt. Ein ganzes Volk sozusagen hat nichts mitbekommen, hat Juden versteckt, den Aufstand geprobt.

    So war es aber nicht.

    Zu meiner Familie: Da wurde damit offen umgegangen. Und ich würde auch jedem empfehlen, da genau nachzufragen, was man dann dachte, warum was passierte. Sonst ist es zu einfach.
    Liebe Grüße

    Cara

    "Du bist gerade 82 geworden. Du bist immer noch schön und begehrenswert. Wir leben seit 58 Jahren zusammen und ich liebe Dich mehr als je zuvor. Erst kürzlich habe ich mich erneut in dich verliebt" (André Gorz, aus Brief an D)

  3. #3
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    Ich habe dem Krieg zu "verdanken", daß ich meine Großväter nie kennenlernen durfte:

    der Vater meiner Mutter fiel Ende 1944 während der Ardennen-Offensive. Er war Sanitäter, die sollten ja geschützt sein, aber so war es wohl nicht. Seine Grabstätte in einem Massengrab haben wir erst vor wenigen Jahren dank der Kriegsgräberfürsorge in Luxemburg gefunden.

    der Vater meines Vaters ist auf der Flucht gestorben und mußte von meinem Vater, damals 15 Jahre, eigenhändig unterwegs begraben werden. Die Familie hatte schon Ende 1939 im Zuge der im Hitler-Stalin-Pakt vereinbarten Aussiedlung der Deutschen ihre Heimat im Baltikum verlassen müssen und wurde im besetzen Polen angesiedelt. Zu Ende des Krieges mußten sie flüchten.

    Auch ein Teil der Familie meiner Mutter hat ihre Heimat in Ostpreußen verloren.

    Wir haben immer viel über die Zeit gesprochen, wobei man das Grauen nur annähernd erfassen konnte. Mein Vater hat sich damals gefragt, ob man wohl je wieder lachen könnte...
    "Wer immer erreichbar ist, gehört zum Personal." (Karl Lagerfeld)

  4. #4
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    Mein Opa mütterlicherseits war Kradmelder in Frankreich. Wenn er davon erzählt hat, hatte ich nie den Eindruck, dass ihn der Krieg besonders mitgenommen hat, eher im Gegenteil. Meine Oma war im Bund deutscher Mädel und war - genau wie meine Schwiegermutter - hellauf begeistert, wenn sie davon erzählte.

    Was mit den Juden passierte, wussten sie nicht genau. Es hieß immer sie kämen in Arbeitslager im Osten. Von Gaskammern wussten sie nichts. Meine Oma erinnerte sich nur an einen jüdischen Viehhändler, bei dem meine Uroma Hühner und Schweine kaufte, der dann plötzlich nicht mehr kam. Ansonsten hatten sie keinen Kontakt zur jüdischen Bevölkerung, es lebten auch keine im Ort, aber als der besagte Mann dann wegblieb, war es für sie ein beklemmendes Gefühl.
    Die Heiterkeit, die von Innen kommende Heiterkeit. Die fröhliche Basis für das harmonische Miteinander.

  5. #5
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    Cara, warum mußt du eigentlich gleich wieder auf mich losgehen, und mir unterstellen ich würde mir eine Wahrheit zurechtrücken?
    Ich habe hier wiedergegeben was man mir in meiner Familie erzählt hat und nicht was ich glaube.
    Und tu nicht so als wüßtest du besser, was meine Familie im Krieg gemacht hat, als ich!

  6. #6
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    Ich würde gerne an dieser Stelle wissen: Wenn euch eure Großeltern erzählen, dass sie nicht wussten, was mit den Juden passiert, oder gar, dass Hitler für die Juden Siedlungen baute, glaubt ihr das? Oder fragt ihr gar nach?

    @Datura: Ich glaube gar nichts. Zur Wahrheit aber: Ich denke, nachdem was du erzählst, weißt du nun auch nicht so genau, was deine Familie im Krieg gemacht hat oder wieviel sie wusste oder was sie erzählen darf. Oder welche Wahrheit sie sich zurechtlegt. Und genau das meine ich. Nicht, Datura, welche Wahrheit Du dir zurechtlegst. Sondern welche Wahrheit sich deine Familie zurechtgelegt hat.
    Geändert von Cara (12.05.15 um 08:18:50 Uhr)
    Liebe Grüße

    Cara

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  7. #7
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    Ich kann meine Großeltern nicht fragen, weil die schon tot sind.

  8. #8
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    Cara, du weißt doch gar nicht, ob sich meine Familie irgendwas zurecht gelegt hat, oder ob die alle zweifeln, ob man ihnen wirklich die Wahrheit gesagt hat.
    Du bist einfach schon wieder auf Krawall gebürstet und kannst es nicht lassen, mich anzuraunzen.
    Und ich finde das Thema zu wichtig um mich mit deinen dämlichen Vorwürfen auseinanderzusetzen!

  9. #9
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    Zitat Zitat von Cara Beitrag anzeigen
    Ich würde gerne an dieser Stelle wissen: Wenn euch eure Großeltern erzählen, dass sie nicht wussten, was mit den Juden passiert, oder gar, dass Hitler für die Juden Siedlungen baute, glaubt ihr das? Oder fragt ihr gar nach?
    Meine Großeltern sind tot. Aber ich habe ihnen geglaubt.
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  10. #10
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    Zitat Zitat von astama Beitrag anzeigen
    Ich habe dem Krieg zu "verdanken", daß ich meine Großväter nie kennenlernen durfte:
    Ich auch.

    Es gibt eine Gedenkstätte, in der des Schicksals meines Großvaters gedacht wird. Das Erleben beider Herkunftsfamilien war unermesslich leidvoll, da wurde nicht einfach drüber geredet. Das war für die Eltern viel zu schwer. Einiges habe ich erst nach dem Tode meiner Mutter erfahren. Vorher kannte ich die Geschichte meiner Familien nur ungenau und konnte deswegen nicht drüber reden. Jetzt kenne ich sie genau und will nicht mehr drüber reden, weil es zu grauenvoll ist.
    Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)

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