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Thema: Eure Familie und der Krieg

  1. #31
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    Ich weiß nur, das mein Vater 1940 geboren wurde und das die Lebensmittel sehr knapp waren und das Verwandte aus den USA Päckchen mit Lebensmitteln geschickt haben. Meine Mutter wurde 1944 geboren und meine Oma erzählte mir, das sie mit dem Baby flüchten mussten und das amerikanische Soldaten Milch für den Säugling gebracht haben. Ein Bruder meiner Oma ist mit knapp 20 Jahren im Krieg gefallen und sie haben erst viele Jahre später davon erfahren.

  2. #32
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    mein Vater ist 39 geboren und hat nur davon erzählt, wie alles kaputt war, es nichts zu kaufen gab und der Vater, obwohl er nicht im Krieg war, sondern zu Hause die Gerätschaften der NS reparieren mußte (war Wagner) nie mehr fröhlich war
    meine Oma ist aus einem Bauernhof raus und hat niemals von sich aus was erzählt nur dann auf Nachfrage, als in der Schule das Thema dran war, aber sie war voller Zorn und Wut, auch nach so vielen Jahren noch, hat kein gutes Haar an Hitler gelassen, nur als Kriegstreiber, Verblendetem, der nur Hass und Leid gebracht hat bezeichnet, deswegen hat sie sich auch mit ihrer Mutter und einer Schwester überworfen, die das alles toll fanden, endlich Zucht und Ordnung im Land, standesgemäße Heiraten, Gruppen für Buben und Mädchen usw.
    ihr Bruder ist in Russland kurz vor Ende des Krieges gefallen, das hat sie auch nie überwunden, der Onkel von ihr wurde ins KZ Dachau gebracht weil der die Hakenkreuzflagge bei Paraden und an Feiertagen nicht aus dem Fenster hängen wollte. Die Inhaftierungspapiere, die Korrespondenz mit dem Gauleiter, wegen der Freilassung, alte Fotos vom Bruder mit Feldpost, was sie so aufgehoben hat, hat meine Oma dann vor Jahren dem Heimatmuseum gegeben, die das geschichtlich auswerten und aufbewahren
    meine Mutter wurde 47 in Österreich geboren, da gab es wohl tatsächlich nicht so viel zu erzählen, die Österreich-Oma habe ich nie so eng kennengelernt, das ich da hätte nachfragen können
    meine Großväter sind beide vor meiner Geburt verstorben

  3. #33
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    Zitat Zitat von Löwin Beitrag anzeigen
    Gaestin, wir wären heute natürlich alle Martyrer und würde ohne mit der Wimper zu zucken, das Leben unserer Familie aufs Spiel setzen, nicht?

    Weder meine Eltern noch meine Großeltern haben mich jemals belogen. Wenn in deiner Familie Grund zu Misstrauen besteht, dann ist das halt Pech!
    Du scheinst nicht ansatzweise gelesen zu haben, was ich schrieb. Mein Großvater - der Vater von mehreren Kindern war - wurde von den Nazis ermordet, aber nicht sofort, wie Datura zu glauben meint, sondern erst nach dem jahrelang Versuche an ihm vorgenommen wurden. Misstrauen innerhalb meiner Familie? Weswegen? Misstrauen habe ich gegenüber denen, die eine Geschichte ungefiltert und ohne Abgleich mit historischen Tatsachen einfach weitergeben.

    Und glaub mir, als Märtyrer habe ich in meiner Familie noch niemanden gesehen, eher als bedauernswerte Menschen, die traumatisiert worden sind. Meine Familiengeschichte ist auch nichts, was zum Anklagen verleitet. Sie ist einfach nur bedrückend und belastend für mehrere Generationen. Einfacher wäre es für alle gewesen, sie hätten auch einfach mitgemacht. Aber das haben sie nicht und ich sehe ein weiteres Unrecht, wenn ihnen oder ihren Angehörigen dies vorgeworfen wird.
    Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)

  4. #34
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    Ich weiß bei meiner Familie nicht alles. Die Familie meiner Mutter waren Sozialdemokraten. Die haben, bis manchmal auf ihr Leben "zum Glück", alles verloren damals. Dem voraus ging noch, dass die Familie ürsprünglich adlig war und sich überwarf - die eine Hälfte behielt den Titel und die "Kaisertreue", die andere legte das "von" ab und wandte sich später den Sozialdemokraten zu. Meine Mutter ihr Jahrgang 57, was ihr Vater im Krieg gemacht hat, weiß ich nicht. Er starb, als ich ein Kind war, aber ich kann mich an kein Gespräch mit ihm erinnern. Er war für mich nie ein Opa, wie er für meine Mutter (nach dem Tod ihrer Mutter als sie klein war) kein Vater mehr war. Der Rest der Familie bestand aus Bauern in Ostfriesland, die haben das nicht so "nah" erlebt.

    Mein Opa väterlicherseits war in Griechenland stationiert. Davon haben wir noch ein Foto. Mehr weiß ich aber nicht darüber. Ich habe ihn auch nie kennengelernt. Er war vom Krieg und der Kriegsgefangenschaft psychisch und körperlich so kaputt, dass er starb, als mein Vater (Jahrgang 53) etwa 10 Jahre alt war. Davor war er bettlägerig. Seine Mutter, meine Oma, erzählt relativ viel vom Krieg. Sie ist selbst ein uneheliches Kind (Jahrgang 31), und ihre Mutter (eine Magd) wurde davon gejadt, als die Herrschaften von der Schwangerschaft erfuhren. Mit dem neuen Mann der Mutter und den Geschwistern wohnten sie in Hamburg, wurden aber immer wieder ausgebombt, flüchteten nach Westpreußen, wo sie auf einem Hof aufgenommen wurden. Meine Oma erzählt oft von denen. Furchtbar seien die Leute da gewesen, der Vater in der SS und der Sohn wohl auch. Sie hatten eine Magd, die polnische Zwangsarbeiterin war. Meine Oma hat sich immer heimlich in den Stall zu ihr (wo sie auch schlafen musste) geschlichen, und hat ihr vom Brot und den Äpfeln etwas gegeben, da die Herrschaften einer Polin nichts geben wollten. Als der Vater der Familie dort davon erfuhr, drohte er, die Gestapo zu holen und meine Oma samt Familie entsorgen zu lassen, sollten sie der Magd nochmal was abgeben. Kurz darauf mussten sie alle fliehen. Die Familie meiner Oma ging zu Fuß weiter, als der Pferdewagen mit den Herrschaften vorbei fuhr. Ihre Mutter habe denen die Zunge heraus gestreckt und dann gesagt: "Man darf eigentlich nicht schadenfroh sein, aber bei solchen Leuten schon." Ansonsten weiß ich, dass sie als älteste Schwester immer Kohlen klauen musste und auf die Waggons gesprungen ist. Meine Oma hat ihre Geschichte sogar aufgeschrieben.

    Meinen Opa lernte meine Oma in Hamburg kennen. Dort waren an der Alster damals die Nissenhütten aufgestellt, wo Flüchtlinge lebten. Sie lernten sich kennen, meine Oma wurde schwanger und sie mussten heiraten - wie das halt so war damals. Die Familie meines Opas väterlicherseits kommt aus Ostpreußen. Sie hatten in Königsberg eine Bäckerei. Auf der Flucht mit dem Pferdewagen über das Haff wurde der Vater, soweit ich weiß, von den Russen mitgenommen. Eine der Schwestern meines Opas wurde mehrfach von den Russen ************ und ist darüber wahnsinnig geworden. Sie lebte irgendwann auf der Straße und starb früh.

    Edit: Meine Großtante, die jüngste Schwester meines Opas väterlicherseits, lebte in einem Internat nahe Königsberg. Sie wollte Lehrerin werden und da der Nachwuchs in der Bäckerei gesichert war, wurde sie auf eine gute Schule geschickt. Sie haben dort fast nur die Propaganda gehört, aber die Leiterin des Internats war zum Glück nicht so dumm, das zu glauben. Nur einen Tag, bevor die Russen dort einmarschierten, sagte sie den Mädchen, sie sollten fliehen. Sie würde der Propaganda nicht glauben, der Krieg sei verloren und der "Feind" mit Sicherheit auf dem Weg. Das hat meiner Großtante und ihrer besten Freundin, mit der sie allein bis nach München flüchtete, sicher das Leben gerettet. Sie blieb auch in München und ließ sich nicht von ihrer Familie überreden, nach Hamburg zu kommen, in der Fabrik zu arbeiten und so Geld zu verdienen. Sie hatte oft nur einen Laib Brot pro Woche, aber sie machte ihre Ausbildung zur Lehrerin. Sie war eine so kluge, starke Frau, dass sie mir bis heute ein Vorbild ist. Leider starb sie, als ich 15 war und ich hatte keine Chance mehr, sie mehr Dinge zu fragen.
    Geändert von Puckprinzessin (12.05.15 um 13:43:35 Uhr)
    "Es gibt Windhunde und es gibt Möpse. Und ich werde nunmal in diesem Leben kein Windhund mehr."

  5. #35
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    Gästin, denkst Du alle Erwachsenen haben es gewusst, das mit den Gaskammern?
    Die Heiterkeit, die von Innen kommende Heiterkeit. Die fröhliche Basis für das harmonische Miteinander.

  6. #36
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    Zitat Zitat von Töpfchenhexe Beitrag anzeigen
    Gästin, denkst Du alle Erwachsenen haben es gewusst, das mit den Gaskammern?
    Ich kann das nicht einfach mit ja oder nein beantworten. Aber es muss zumindest bei vielen Verdachtsmomente gegeben haben. Es gab jüdische Nachbarn, die verschwanden. Jüdische Geschäfte wurden geschlossen. In einigen Städten wurden Ghettos eingerichtet. Und die Propaganda war ja auch nicht so ohne. Und nicht jeder, der an der gesamten Maschinerie der Transporte usw. mitgewirkt hat, wird seine Klappe gehalten haben, was passiert. Also glaube ich schon, dass Wissen da war, Wissen, das man vielleicht nicht wahr haben wollte oder gar nicht erfassen konnte, weil es zu unglaublich war. Alle Erwachsenen also vielleicht nicht, aber viel mehr als gedacht. Allerdings sind wir Meister im Verdrängen. Das ist heute ja nicht viel anders.
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  7. #37
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    Ich weiß nicht so viel... meine Großeltern sind alle sehr früh gestorben, die konnte ich nicht fragen. Meine Oma u. Großtante starben 1993 bzw. 1994, da war ich 16 bzw. 17 und ich habe mich nicht dafür interessiert.. Heute würde ich sie gerne ausfragen. Die anderen Großelternteile sind noch viel früher gestorben, bei einem war ich noch nicht mal auf der Welt, bei den anderen knappe 3 Jahre alt.

    Meine Eltern sind beide von 1950 und haben das nicht miterlebt. Ich muss sie trotzdem nochmal dazu "befragen".

    Ich weiß nur, dass mein Opa mütterlicherseits in Russland in Gefangenschaft geraten ist und irgendwann dann nach Hause kam. Meine Oma (geb. 1923) lebte in Duisburg und hat damals den Amerikanern irgendwie geholfen und in der Straßenbahn Fahrkarten kontrolliert oder so etwas in der Richtung. Bei meiner Großtante im Haus waren eine Weile französische Soldaten untergebracht, sie hatten relativ viel Platz, dort wurden dann auch deren Pferde untergebracht etc. Meine Großtante hatte wohl damals auch einen Freund (oder Verlobten?), dieser ist aber im Krieg gefallen und sie hat nie geheiratet.

    Gestern habe ich angefangen ein Interview zu schauen (habs noch nicht zu Ende gesehen) von Ursula Haverbeck, eine 86-jährige, die konsequent den Holocaust leugnet. Ein Zitat von ihr zu den Gaskammern ist z.B. "wie kann man etwas leugnen was es nicht gab?" Ich kannte diese Frau bisher nicht, muss ich dazu sagen. Habe erst gestern das erste Mal von ihr gehört.

    https://www.youtube.com/watch?v=6GdhFNlvubI
    Das mir mein Hund das liebste sei, sagst Du, o Mensch, sei Sünde.
    Mein Hund bleibt mir im Sturm noch treu, der Mensch nicht mal im Winde.

  8. #38
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    Zitat Zitat von Gästin Beitrag anzeigen
    Du scheinst nicht ansatzweise gelesen zu haben, was ich schrieb. Mein Großvater - der Vater von mehreren Kindern war - wurde von den Nazis ermordet, aber nicht sofort, wie Datura zu glauben meint, sondern erst nach dem jahrelang Versuche an ihm vorgenommen wurden. Misstrauen innerhalb meiner Familie? Weswegen? Misstrauen habe ich gegenüber denen, die eine Geschichte ungefiltert und ohne Abgleich mit historischen Tatsachen einfach weitergeben.

    Und glaub mir, als Märtyrer habe ich in meiner Familie noch niemanden gesehen, eher als bedauernswerte Menschen, die traumatisiert worden sind. Meine Familiengeschichte ist auch nichts, was zum Anklagen verleitet. Sie ist einfach nur bedrückend und belastend für mehrere Generationen. Einfacher wäre es für alle gewesen, sie hätten auch einfach mitgemacht. Aber das haben sie nicht und ich sehe ein weiteres Unrecht, wenn ihnen oder ihren Angehörigen dies vorgeworfen wird.
    Hö?
    Wie kommst du darauf, daß ich das meine?

  9. #39
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    Zitat Zitat von Datura Beitrag anzeigen
    *, daß man sofort einen Kopf kürzer gemacht worden wäre wenn man sich gegen die Nazis aufgelehnt hätte.
    Deswegen.
    Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)

  10. #40
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    Ich behaupte, die ganze Generation damals, eigentlich zwei Generationen, war bedauernswert und schwerst traumatisiert. Wir, die wir in Frieden und Freiheit aufgewachsen sind, haben nicht das Recht, über sie zu urteilen. Keine von uns kann sagen, wie sie gehandelt hätte und die Menschen damals haben unvorstellbar Fürchterliches durchgemacht.

    Die schrecklichen Geschehnisse, ich schrieb es weiter oben schon, waren wirklich unglaublich und WENN man überhaupt was davon mitbekam, dann sicher nur Bruchstücke.

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