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Thema: Eure Familie und der Krieg

  1. #71
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    Ich gebe dir völlig Recht, dass wir als Nachfahren der Täter nicht das Recht haben sie zu verurteilen, weil wir nicht wissen, wie wir handeln würden. Aber nicht in der gesamten Zeit waren die Lebensumstände der Mehrheit von Not und Entbehrung geprägt. Die Forschung zeigt, dass in den ersten Jahren der Nationalsozialismus tatsächlich an Zustimmung gewann, weil viele Deutsche materielle und emotionale Vorteile spürten. Dazu gehören die Kraft durch Freude-Programme, die scheinbar boomende Wirtschaft, die Idee der "Volksgemeinschaft" und scheinbar unpolitische Organisationen wie die Hitlerjugend mit vielen als schön erlebten gemeinsamen Unternehmungen, soziale Wohltaten - ein Gefühl der Zusammengehörigkeit nach der erlebten Zerrissenheit Weimars. Auch die außenpolitischen Erfolge brachten Unterstützung im Volk - bis ein großer Teil der Deutschen schließlich selbst die Not im Krieg erlebte, die du oben schilderst, aber das waren wirklich nur die letzten Kriegsjahre!
    Da übersah/vergass man teilweise gern im Alltag die oft nicht versteckte Ausgrenzung von und Gewalt an allen nicht zur "Volksgemeinschaft" gehörenden: Kommunisten, Sozialdemokraten, Juden, "Asoziale" und nicht konform gehende.

  2. #72
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    Wenn man sich intensiv mit den Auswirkungen des Versailler Vertrages und somit mit den Problemstellungen der Weimarer Republik beschäftigt hat, wundert es einen nicht, dass der Nationalssozialismus so viele Anhänger fand...
    Die letzte Strophe deines Liedes war verklungen, als er deinen Namen rief.
    In mir jedoch wird's nie verstummen. Es singt ganz leise........seelentief.

  3. #73
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    Zitat Zitat von Mayanmar Beitrag anzeigen
    Wenn man sich intensiv mit den Auswirkungen des Versailler Vertrages und somit mit den Problemstellungen der Weimarer Republik beschäftigt hat, wundert es einen nicht, dass der Nationalssozialismus so viele Anhänger fand...
    Eben!

    @Frederike, Du hast völlig recht, aber gerade die von dir geschilderten Sachverhalte trieben die Menschen quasi in die Arme der Nationalsozialisten. Nicht alle folgten blind, aber nur wenige wagten, sich zu widersetzen. Das kann man niemandem vorwerfen, es hingen Existenzen von der Parteizugehörigkeit ab. Die Kinder sind ja schon in dieses System hineingewachsen, da hat man von oberster Stelle schon dafür gesorgt. Mein Vater war Jahrgang 23, ein Onkel von mir Jahrgang 30. Dieser Onkel hat mir erzählt, dass er meinen Vater glühend um seine HJ-Zugehörigkeit beneidete und es kaum erwarten konnte, selbst alt genug dafür zu sein. Ich will bestimmt nichts schönreden, aber die damalige Bevölkerung anzuklagen, finde ich nicht in Ordnung.

  4. #74
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    Zitat Zitat von Löwin Beitrag anzeigen
    es hingen Existenzen von der Parteizugehörigkeit ab.
    Bei den Beamten schon, aber in dieser Gruppe war die Zustimmung zur NSDAP eh besonders hoch. Das Hineinwachsen der Kinder war ja eben auch mein Beispiel - auch die Scholls waren zunächst begeistert. Hat gut funktioniert. Umso bewundernswerter sind diejenigen, die es geschafft haben, sich zu distanzieren.
    Aber doch, anklagen lassen MUSS sich die damalige Bevölkerung. Nicht die Nazis alleine waren schuld, sondern Deutschland hat mitgemacht. Jeder damals Erwachsene muss Verantwortung übernehmen. Das hat nichts damit zu tun, dass wir vielleicht genauso gehandelt hätten - wir müssten dann ebenso zu unserer Mitverantwortung stehen.

  5. #75
    Avatar von Medha
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    Zitat Zitat von Löwin Beitrag anzeigen
    Eben, und niemand macht den Menschen [DDR] deswegen einen Vorwurf. Aber in Nazi-Deutschland waren alle Verbrecher, die nichts hören und nichts sehen wollten. ...
    Du relativierst den Holocaust.

    Natürlich war die DDR ein totalitäres Regime und mir läuft es bei mancher "witzig" gemeinten DDR Folklore kalt den Rücken herunter. Auch die Linke ist für mich nicht wählbar, weil sie immer noch leugnen, dass die DDR ein Unrechtsstaat, ein Wilkürstaat war. Auch im Westen hat es übrigens Nutzniesser dieses Regimes gegeben, wie die Versandhäuser, die billig Ware eingekauft haben, die in der DDR in Gefängniszwangsarbeit produziert wurde. Der Stalinismus war ein schlimmes Verbrechen und hat auch Millionen von Opfern gefordert. Und es gibt ähnliche Mechanismen des Verdrängens und der Reinwaschung. Allein wie die Blockflöten CDU nach der Wende in die West CDU integriert wurde ist doch ein Hohn. Trotzem ist es auch meiner Sicht nicht gerechtfertigt, dieses in Vergleich oder Relation zu der Industriell organisierten Vernichtung einer Volksgruppe zu setzen.
    “There are many ways you can establish your own path,” he said, sounding very much like the teacher he is. “The reason I love my catch phrase, ‘Make it work,’ is because it is not just about what is happening in the workroom, it is about life. Taking the existing conditions, the things we have available to us, and rallying them to ascend to a place of success.” (Tim Gunn)

  6. #76
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    Ich rede nicht vom Holocoust speziell, wir wissen heute ja, was geschehen ist und da gibt es auch nichts zu relativieren, zu beschönigen oder gar zu leugnen. Am Verhalten der einfachen Bevölkerung, und darum geht es ja hier, sollte man meiner Meinung nach, andere Maßstäbe anlegen.

    Nur so am Rande: auch IKEA ließ in der DDR produzieren und unsere Großindustriellen lassen heute in Asien produzieren. Verschließen wir da nicht wirklich die Augen davor, obwohl wir wissen, was da Sache ist?

  7. #77
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    Na ja, ich finde es ziemlich einfach, Schuld als nicht vorhanden anzusehen, nur weil andere auch schuldig werden.

    Im Fall meines Vaters war es die Hitlerjugend, die ihn mehrfach so schwer zusammengeschlagen hat, dass er dauerhafte Schäden davon getragen hat. Warum er zusammengeschlagen wurde? Er wollte die Hakenkreuzfahne nicht mit dem Hitlergruß grüßen. Diese Hitlerjungs sind vorher mit ihm zur Schule gegangen und auch nach dem Krieg musste er mit ihnen in der gleichen Stadt leben. Welche anderen Maßstäbe hätte er an diese Menschen legen sollen?
    Man darf Wahrheit nicht mit Mehrheit verwechseln. (J. Cocteau)

  8. #78
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    meine Oma verlor ihren verlobten im krieg. später lernte sie meinen opa kennen, dieser landetete in russischer gefangenschaft. leider wollte er darüber mit uns kindern nicht darüber sprechen. er hat glaube ich mal meinem onkel darüber näher berichtet. wir kinder wussten nur , dass er sich eine kugel im rücken zurückbehalten hat, die umherwanderte.

    was ich irgendwie verstörend finde, dass ständig diese dokus über den krieg im tv laufen. und es ist nicht mehr nur eine alle 2 Wochen, sondern fast jeden tag.

  9. #79
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    Zitat Zitat von Medha Beitrag anzeigen
    Trotzem ist es auch meiner Sicht nicht gerechtfertigt, dieses in Vergleich oder Relation zu der Industriell organisierten Vernichtung einer Volksgruppe zu setzen.
    Das sicher nicht. Aber es gibt gewisse Parallelen. Auch von den DDR-Bürgern haben nur die allerwenigsten gewußt, wie z.B.
    mit politischen Häftlingen umgegangen wurde. Klar, wir wußten über die Praxis der Freikäufe durch die BRD Bescheid
    (aus den westlichen Medien), aber nicht über Zustände in den Gefängnissen, das Foltern, Zwangsarbeit, Schlafentzug und
    andere Dinge.

  10. #80
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    Zitat Zitat von serendipiti Beitrag anzeigen
    meine Oma verlor ihren verlobten im krieg. später lernte sie meinen opa kennen, dieser landetete in russischer gefangenschaft. leider wollte er darüber mit uns kindern nicht darüber sprechen. er hat glaube ich mal meinem onkel darüber näher berichtet. wir kinder wussten nur , dass er sich eine kugel im rücken zurückbehalten hat, die umherwanderte.

    was ich irgendwie verstörend finde, dass ständig diese dokus über den krieg im tv laufen. und es ist nicht mehr nur eine alle 2 Wochen, sondern fast jeden tag.
    Das liegt am 70. Jahrestag des Kriegsendes.

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