Aurelia, deine Mama war ja früher, als dein Papa noch lebte, schon sehr besitzergreifend und anspruchsvoll.
Ich erinnere mich an deinen Post hier vor Weihnachten letztes Jahr, sonst würde ich das hier nicht erwähnen.
Ohne ins Detail zu gehen finde ich das Verhalten deiner Mutter während der Krankheit deines Vaters und eben auch jetzt extrem.
Mich macht, sowohl wenn es mich selbst betrifft, als auch wenn ich das bei anderen mitbekomme, nichts so sehr unleidlich und aggressiv, wie wenn es um emotionale Erpressung geht.
Und nichts anderes ist das, was so viele Mütter offenbar ihren Töchtern (es sind ja immer die Töchter! schon das spricht ja für sich!) antun.
Ja, man lebt oft die Rolle weiter, die man als Kind hatte.
Bei mir war das die Rolle des angepassten, pflegeleichten Kindes, meine Geschwister hatten wieder andere Positionen inne.
Ich habe mich davon distanziert, es war ein hartes Stück Arbeit, aber ich sage heute, wenn und was mir nicht passt und wo meine Grenzen sind.
Ich würde mich auch nicht davon erholen, denke ich, und deshalb steht es für mich auch gar nicht zur Diskussion, meine Mutter evtl. mal zu mir zu holen.
Meine ein gutes Jahr jüngere Schwester hat letzthin Klartext gesprochen mit meiner Mutter.
Wir sind inzwischen alle in einem Alter, in dem wir nicht mehr so belastbar sind, meine Mama ist 87, ich 61, wir drei Schwestern sind fast gleich alt, alle nur eineinhalb Jahre auseinander.
Wir schaffen es nicht mehr, uns 24std täglich um sie zu kümmern, auch wenn wir Unterstützung hätten durch Pflegedienst usw.
Und ich will auch nicht.
Und dazu stehe ich.
Mich beschäftigt das Thema auch gerade sehr, weil mein Vater im Mai gestorben ist.
Seit Jahren hat sich meine Mutter geweigert, sich für eine betreute Wohnung anzumelden, resp. um Ruhe (vor mir) zu haben, hat sie behauptet, es getan zu haben.
Sie hat aber im Lauf der Jahre offenbar mehr als ein Angebot für eine Wohnung ausgeschlagen (ohne uns etwas davon zu sagen) und sich schliesslich wieder abgemeldet.
Das habe ich dann leider erfahren, als im Januar alles aus dem Ruder lief (Mama krank mit Grippe, mein Vater (91) erlitt durch die Sorge einen Schwächeanfall und musste, vorübergehend, wie wir damals dachten, in die Akutgeriatrie) und wir verzweifelt versuchten, eine Lösung zu finden.
Es endete damit, dass Mama, wie von ihr immer geplant und gewünscht, in der Wohnung blieb.
Mein Vater kam ins Pflegeheim.
Und ich bin heute noch derart wütend darüber, dass es mich fast zerreisst
Nun lebt sie allein in der Wohnung, wir vier Geschwister wechseln uns mit Kontrollanrufen ab (jeweils morgens und abends), die jüngere Schwester hat alles übernommen, was mit Ämtern und Finanzen zu tun hat und wir anderen übernehmen halt auch, was jeweils grad anfällt oder Sorgen bereitet.
Im Moment muss eine neue Putzhilfe gefunden werden.
Im Grunde übernimmt man schleichend je länger je mehr, und das ist einfach nicht gesund.
Für uns.
Ich spüre den Druck, er lähmt mich, macht mich unruhig und ich fühle mich fremdbestimmt.
Obwohl ich objektiv betrachtet nicht annähernd so viel übernehme wie Astama und Aurelia.
Aber wir Geschwister sind in dauerndem Kontakt darüber, wie es Mama geht, was ansteht, wer sie wann trifft, ob und wann sie begleitet werden muss zu Arztterminen usw.
Manchmal möchte ich einfach weglaufen und nur meine Ruhe haben.
Ich habe diesen Herbst eine Woche Ferien in der Toscana organisiert, weil Mami dort immer so gerne war und ich ihr ermöglichen wollte, das noch einmal zu erleben.
Sie ist körperlich noch recht fit, von daher war es kein Problem, zum Glück.
Meine Schwester, mein Mann und ich reisten mit ihr dorthin und verbrachten in einem grossen Haus eine gemeinsame Woche.
Ich bin froh dass wir es gemacht haben, aber es war mehr als nahrhaft!
Erholung geht anders.
Immerhin schwärmt sie bei jedem Anruf davon, wie schön es war, damit ist der Zweck erfüllt und das freut mich sehr!