Hallo Apia,
das finde ich klasse! Ich mache das seit etwa 8 Wochen auch. Bin sozusagen "Sprachpatin" für eine iranische Frau die mit Mann und zwei kleinen Kindern geflohen ist (musste) weil sie zum Christentum konvertiert waren.
Eine tolle, kluge (und nebenbei noch wunderschöne) Frau mit der ich mich 1 x bis 2 x pro Woche treffe und wir reden einfach ein paar Stunden. Normale, alltägliche "Freundinnen"-Gespräche beim Spazierengehen oder Teetrinken wobei ich sie (natürlich abgesprochen) gnadenlos in ihren Formulierungen usw. verbessere. Wenn ich ein neues Wort partout nicht erklären kann, nehme ich Computer & google Übersetzer zur Hilfe, das reicht für einzelne Worte oder Formulierungen dicke! Sie ist ziemlich ehrgeizig und hat echt wahnsinnig große Fortschritte gemacht.
Aber auch eine kleine Warnung:
Die meisten Flüchtlinge haben Schlimmes, Schlimmes SCHLIMMES mitgemacht. Ich hätte mir das am Anfang absolut nicht vorstellen können.
Und jetzt, je besser wir uns kennen und je öfter wir uns treffen desto öfter passiert es auch, dass sie im normalen Gespräch kleine Teile ihres Leidensweges erwähnt. Mir scheint es, als würde sie teilweise gar nicht merken, was sie da gerade "so nebenbei" sagt. Sie ist eigentlich nicht sehr vetrauensselig (kein Wunder!). Ich weiß vom betreuenden Arzt, dass sie wohl auch gefoltert wurden, Details kenne ich natürlich nicht. Aber zum Beispiel in noch etwas gebrochenem Deutsch den ganz gelassenen und ruhigen Satz zu hören "nein, das geht nicht (Joggen), das tut da und da so weh weil sie da immer mit der Stange draufgeschlagen haben".... das raubt mir dann doch den Atem.
Ich versuche dann cool zu bleiben, mir den Schreck nicht anmerken zu lassen und sage freundlich-mitfühlend "oje" aber ich brauche nach so einem Treffen meistens gute 24 Stunden bis ich mich selbst wieder innerlich stabil fühle. Es kann einem sonst wirklich das Herz brechen!
Man brauch also auch unter günstigen Umständen und bei viel Sympathie u.U. echt viel Kraft und Stabilität! :-)
Wenn man sehr mitfühlend veranlagt ist, sollte man echt gut überlegen, ob man wirklich die Kraft für so einen persönlichen Kontakt hat. Was die Flüchtlinge m.E. am Dringendsten brauchen ist Ruhe und Stabilität. Keine Tränen und kein Mitleid.