Zitat von
Gästin
Gibt es so ein Bullshit-Bingo auch für Menschen, die rauchen, zu schnell Auto fahren, kaufsüchtig sind, ihre Partner hintergehen, nach dem Essen kotzen und, und, und.
Jeder der mit seinem Gewicht kämpft - und das muss nicht jeder sein, der zuviel wiegt - , sollte den Zeitpunkt zum kämpfen selbst wählen dürfen. Ich denke, dass die Verringerung des Gewichts nur mit der richtigen Motivation gelingt - und die ist nicht einfach automatisch da.
Von Schuld bei Übergewicht zu reden halte ich für ziemlich gewagt.
Ja. Und jeder, der meint dauerhaft abzunehmen sei leicht, der sollte sich mal mit Verhaltenspsychologie beschäftigen. Zu einer dauerhaften Gewichtsreduktion gehört einiges: dass der Körper in Normalgrenzen funktioniert, das Wissen über Nahrungsmittel und Ernährung UND eine schliesslich dauerhafte Verhaltensänderung.
Man kann wissen und wollen. Ja. Ergebnisse als positive Verstärkung sind ein wichtiger Baustein. Aber eine Verhaltensänderung dauerhaft zu stabilisieren gehört nicht umsonst zu den schwierigeren Dingen im menschlichen Leben. Sich selbst gut zu beobachten, kennenzulernen und wohlwollend gegenüberzustehen ist langfristig auch für die psychische Gesundheit aus meiner Sicht förderlicher, als Selbstvorwürfe.
Zum Beispiel meine zuckerarme Ernährung: hat gut geholfen und ich habe abgenommen. Die Abnahme halte ich aber nur, wenn ich weiter keinen Zucker essen. Das kann ich aber nicht immer durchhalten, in den letzten Jahren konnte ich gut beobachten, dass ich bei emotionalem Stress (und den habe ich nun mal in meinem Job in dem ich mit manchmal schwierigen Teilnehmergruppen unter Termindruck arbeite) ein grosses Verlangen nach Süssem habe (im Winter mehr im Sommer weniger) und dem dann auch leicht mal nachgebe. Ergebnis: Gewicht geht rauf. Und ganz wirklich, bevor ich heulend und unglücklich im Hotelzimmer sitze gibt es auch mal eine ganze Woche oder zwei oder drei abends Schokolade oder Nachtisch. Und jedem der sagt, ich soll bei Scheisswetter abends noch Runden an der frischen Luft drehen, der kann sich ins Knie f*****. Wenn die schlimme Zeit vorbei ist, geht das Gewicht auch wieder runter. Vielleicht bin ich irgendwann so weit, dass ich auch unter Stress kein Verlangen mehr nach Süssem habe, aber im Moment ist das noch so und ich kann den Mechanismus genau beobachten. Und was mir sehr sehr hilft ist eben mir keine Selbstvorwürfe zu machen oder zu versuchen mir in den Hintern zu treten. Was will ich denn erreichen? Ich möchte glücklich sein, mich gut fühlen. Das ist doch das Primärziel.
Geändert von Medha (14.01.16 um 12:13:24 Uhr)
“There are many ways you can establish your own path,” he said, sounding very much like the teacher he is. “The reason I love my catch phrase, ‘Make it work,’ is because it is not just about what is happening in the workroom, it is about life. Taking the existing conditions, the things we have available to us, and rallying them to ascend to a place of success.” (Tim Gunn)