Bewerbung, Überqualifikation usw

[caroline]

Hi,

Wie sind eure Erfahrungen zu diesem Thema? Egal ob ihr euch selber schon mal unter diesen Umständen auf eine Stelle beworben habt oder selber Bewerbungen erhält und prüft. Würdet ihr (auch diese Frage geht an beide Seiten) so eine Bewerbung "runterdummen" oder bei den Tatsachen bleiben? Oder überqualifizierte gleich ausmerzen? Oder doch jemand nehmen der wirklich was kann, was darstellt und den entsprechenden Umgang mit Kunden zB beherrscht? Weil zu einem die Bildung vorhanden ist, zum anderen die Umgangsformen eher leicht von der Hand gehen? Versteht ihr wie ich das meine?

Ein Beispiel. Ihr hättet ein Geschäft an bester Lage mit edlen Parfums und sucht eine Verkäuferin. Dass man gleich jemand findet der eine Ausbildung im Verkauf UND das Fachwissen für Parfums (was über das aufzählen von Markennamen usw hinaus geht) und 3 Fremdsprachen kann ist wohl eher schwierig. Also nehmt ihr eine Verkäuferin frisch ab Ausbildung. Die höchstens eine Fremdsprache spricht, sich je nachdem nicht auf dem Niveau von eurem Klientel bewegen und Konversation führen kann? Die Liebe und auch das Wissen zu diesem speziellen Produkt nicht mitbringt. Oder doch eher jemand mit einer anderen Ausbildung, die aber dafür die andere Dinge mitbringt und vermutlich nach kurzer Einarbeitungszeit eine super Fachkraft wäre?

Erfahrungen und Meinungen?

Caro

[Darcie]

Es kommt schon auf die konkrete Situation an. Die Frage ist daher etwas abstrakt.

Ich habe erlebt, dass Überqualifizierte ausgesiebt wurden, weil man Sorge hatte, dass sich die Person innerhalb kürzester Zeit langweilt oder sie eigentlich andere Ambitionen hat und den Job nur aus Verlegenheit heraus braucht/will. Somit kommt es auf den Job an: Ist es nur ein kurzfristiges Projekt, ist es dem Einstellenden egal. Soll die Ärztin aber langfristig als Krankenschwester arbeiten, ist es nicht egal. Das wird nichts, weil die Person dann langfristig gefrustet ist, oder sich nicht richtig in den Betrieb einordnen kann.

Das sollte man schon in der Bewerbung umschiffen. Entweder durch "runterdummen" (fällt aber wohl auf) oder indem du in die Offensive gehst.

[Medha]

Überqualifiziert kann auch ein Euphemismus für "zu teuer" "zu wenig formbar/lenkbar" sein. Jeder von uns kennt Leute, die unterhalb ihrer eigentlichen Qualifikation arbeiten wollen, weil sie ein entspannteres Leben möchten. Weniger verdienen ist o.k. weil man auch weniger Stress und Verantwortung hat. Oder manchmal braucht man einfach einen Job, um die Existenz zu sichern.

Für einen Arbeitgeber ist das aber auch eine schwierige Entscheidung. Jemand der eigentlich mehr kann, will vielleicht irgendwann doch mehr Geld oder bekommt eine bessere Gelegenheit und ist wieder weg. Oder kann sich halt nicht ins Team einfügen. Schwierige Entscheidung. Ich würde schon lieber jemanden nehmen, der Verantwortung übernehmen kann, wenn es mal sein muss und halt auch Grips mitbringt. Es ist auch einfacher in kleineren Unternehmen, aber das kommt dann halt sehr auf die Unternehmensleitung an, wie flexibel die sind.

[lilimarleen]

Ob ein Unternehmen Expertise zukaufen, oder selbst Kompetenz ausbilden will ist ohne Vorwissen zum jeweiligen Betrieb und dessen Vorgehen Glückssache.

In deinem Beispiel allerdings scheint mir die Überqualifikation eine untergeordnete Rolle zu spielen - hier bewirbt sich jemand mit sehr guter Qualifikation als Quereinsteiger in einem neuen Bereich. Für den er/sie ev. nicht die geforderte Ausbildung, jedoch viel Kompetenz mit bringt.
Diese würde ich auch empfehlen anzuführen.

[braunbaer]

Meiner Meinung nach geht es darum, wie man mit solch einer Überqualifikation umgeht.
Jeder kann sich jeden Tag hinstellen und sagen, ich bin was besseres als ihr oder versteckt seine Qualitäten zeigen. Im Einzelhandel kann man dies über einen verstärken Umsatz erkennen, deswegen muss man aber auch nicht automatisch gelangweilt sein.
Außerdem ist es ja immer eine eigene Einstellung, wo man hinwill. Wer lieber einen Job nimmt, wo man anfangs überqualifiziert ist und sich dann hocharbeitet, könnte so etwas sicherlich gut in Kauf nehmen.

[apia]

Ich bin ja Diplom Juristin / pharma Referentin.
Mag aber den Außendienst sehr gern und bisher hat auch gut gepasst. Bei jedem Vorstellungsgespräch werde ich gefragt ob ich nicht unter meiner Bildung arbeite, der AG testet, ob ich deswegen eingebildet bin, ich fühle mich aber gut im job, mag die abwechslung. Und der job geht gut mit familie. Trotzdem wollten mich die meisten einstellen.

[Milhouse]

was ist denn eine "diplom Juristin"?
jura ist doch ein examensfach, oder geht es auch anders?
p.s.: die häufigsten (formal korrekten) absagen lauten doch " überqualifiziert, mangelnde berufserfahrung, blabla" weil man einfach "zu alt, weiblich, ausländer, ossi, zu schlecht/dumm etc." nicht sagen darf, weil man sonst verklagt wird.

[sabine21]

ein Diplom-Jurist hat nur das erste Staat***amen, aber nicht das Zweite.

[Milhouse]

achso...ich dachte die nennen sich dann "juristische berater"-aber die haben dann wahrscheinlich auch nicht das 1. examen..

[apia]

ein Diplom-Jurist hat nur das erste Staat***amen, aber nicht das Zweite.

Genau. Das Diplom kann man von der Uni bekommen um einen Abschluss zu haben.